Widerstand

 

Einmalmehr überfliege ich mit United Airlines die endlos scheinende Ebene zwischen Chicago und Indianapolis. So weit das Auge reicht, Ackerland. Die Scholle ist in quadratischen Feldern eingeteilt mit der Abmessung von etwa einem Kilometer. Dazwischen asphaltierte Strassen, die sich wie mit dem Lineal gezogen bis zum Horizont erstrecken. Die Regelmäßigkeit dieses Netzes ist auf den ersten Blick erschreckend.

Schaue ich genauer hin, da entdecke ich doch kleine Abweichungen. Hier ist ein Haus darauf, da ein Baum und dort ein Bach. Weiter entdecke ich sogar, daß das schwarz glänzende Band der Strasse einen Schlenker um einen kleinen, von Bäumen umsäumten See macht.

Aber sogar die Quadrate, die ausschließlich aus frisch bearbeitetem Acker bestehen, zeigen aus meiner Vogelperspektive leichte Unterschiede. Die Erde ist unterschiedlich gefärbt, dies bildet unregelmäßige Flecken und Linien, die ein zweites, von der quadratischen Struktur der Felder sehr unterschiedliche Muster erkennen lassen.

"Es gibt offenbar etwas in der Natur, das sich der Ordnung widersetzt" denke ich befriedigt "denn Ordnung ist armselig und langweilig."

Im gleichen Augenblick erkenne ich, daß dieser Gedanke eine maßlose Untertreibung darstellt. Der Ordnung widersetzt sich in der Natur nämlich alles.

 

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