Urlaub

"Jetzt werdet ihr auf Läuse untersucht" sagte Vera zu den Kindern. "Gleich nach der Passkontrolle"
Wir hatten gerade die MKS-Fahrzeugdesinfektion an der rumänischen Grenze bei Oradea (Nagyvarad/Grosswardein) passiert.
"Ich habe keine Läuse" sagte Sven besorgt "nur etwas Kopfjucken, das ist alles!"
"Dann hast Du auch nichts zu befürchten" mischte ich mich ein.
"Jedenfalls, wenn Du Dich kratzen musst, dann tue es jetzt, bevor wir da sind, sonst machst Du Dich verdächtig" liess Vera nicht locker.
"So ein Quatsch!" sagte Sven, doch kratzte er sich ein paar Mal noch schnell am Kopf.
"Und was passiert, wenn sie welche finden?" fragte vorsichtig Sinah nach einer Weile. Sie war mindestens genauso besorgt wie ihr Bruder.
"Dann werdet auch ihr desinfiziert. Die wollen schliesslich vermeiden, dass sich das ganze Land mit Läusen ansteckt" sagte Vera mit ernster Miene.
"Man wird doch kaum ein ganzes Land mit einigen Läusen infizieren können" sagte Sinah trotzig.
Dann wurde es ungewöhnlich still im Wagen.
Ich setzte mein Pokerface auf, hielt den Mund und fuhr weiter zur Passkontrolle. Hier waren wir sehr schnell durch. Bei der anschliessenden Zollkontrolle schaute der Beamte flüchtig in die Kabine nach und bat mich dann, den Laderaum zu öffnen. Ich klappte das Hinterfenster hoch und die Ladeklappe 'runter und sagte auf rumänisch "Vorsicht Hund!". Schäferhündin Bonny war in ihrer Box aufgestanden und blickte den Beamten durch das Gitter misstrauisch an. Die riesige Box nahm fast die Hälfte vom Laderaum in Anspruch. Der Zöllner machte nicht den Eindruck, als hätte er zum ersten Mal einen Hund gesehen. Er wünschte uns gute Fahrt. Damit hatten wir die Grenze endgültig passiert. Aus dem hinteren Raum der Kabine, wo die Kinder sassen, war immer noch kein Laut zu hören.
Ich fuhr eine Weile weiter. Vera sagte dann zu den Kindern: "Ihr solltet froh sein, dass Paul so gut rumänisch spricht. Er hat ein gutes Wort für Euch eingelegt und Euch vor der Untersuchung bewahrt"
Drei Stunden später waren wir auf meiner Hütte in den Westkarpaten.
Drei Tage später hatten die Kinder ein Zelt und eine Hängematte im Garten aufgebaut. Sie schliefen mal im Haus, mal mit dem Hund zusammen im Zelt, je nach Laune. Sie hatten auf dem Dachboden eine rumänische Fahne gefunden, die sie an einem Baum gehisst haben, nachdem sie diese Prozedur erfolglos am Zelt selbst ausprobiert hatten. Die Farben der Fahne und ihre Bedeutung waren ihnen völlig egal. Sie war aber bunt und flatterte so herrlich im Wind: es war die Fahne der Ferien.
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