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Subject: Duden-Newsletter vom 6. April 2001+++ Duden-Sprachberatung +++
Liebe Leserin, lieber Leser,
“Mein Bruder und ich freut sich auf Ostern”. Dass an diesem
Satz etwas nicht stimmt, springt sofort ins Auge. Subjekt
und Pr”dikat eines Satzes m¸ssen in Zahl und Person
¸bereinstimmen – dies ist in der Regel kaum der Rede wert.
Was aber, wenn nicht nur “ich mich” auf Ostern freue,
sondern “ich und meine Familie” …? “H”tten Sie’s gewusst?”
Wie es sich mit der Ðbereinstimmung von Subjekt und Pr”dikat
bei mehreren Subjektteilen verh”lt, erfahren Sie zu Beginn
unseres Newsletters unter dieser Rubrik.Der Konjunktiv kann bisweilen Bauchschmerzen bereiten. In
der (gesprochenen) Umgangssprache gehen einem Formen wie
“schliefe”, “br”chte”, “riefe” und “d”chte” nicht so leicht
¸ber die Zunge. Leider sind diese Formen in der
Standardsprache geradezu unentbehrlich. Die verlockende
Umschreibung mit “w¸rde” sollte hier nur in Ausnahmef”llen
verwendet werden. Wann Sie den Konjunktiv kurzerhand
umschreiben d¸rfen, erfahren Sie im zweiten Teil unseres
Newsletters. Vielleicht wollten Sie es ja immer schon
wissen?
Zum Schluss werfen wir diesmal einen Blick auf die
sprachliche Geschichte des Osterfestes. Woher Ostern seinen
Namen hat, haben wir im Duden-Herkunftsw–rterbuch f¸r Sie
nachgeschlagen.Viel Vergn¸gen bei der Lekt¸re und frohe Ostertage w¸nscht
IhnenIhre Duden-Sprachberatung
H”tten Sie’s gewusst?
Subjekt und Pr”dikat eines Satzes stimmen in der
grammatischen Person ¸berein. Das gilt auch dann, wenn das
Subjekt aus mehreren Teilen besteht. Werden die einzelnen
Bestandteile durch eine so genannte kopulative Konjunktion
verbunden (dazu z”hlen neben “und” und “wie” auch Zweiteiler
wie “sowohl – als auch” und “weder – noch”), so bildet das
Gesamtsubjekt immer einen pluralischen Begriff, steht also
in der Mehrzahl.Steht ein Subjektteil in der 1. Person (ich/wir), so lautet
das Gesamtsubjekt “wir”: “Ich und meine Familie (= wir)
freuen uns auf die Ostertage.” Ist die 1. Person nicht
vertreten, w”re die n”chste M–glichkeit, dass sich ein
Subjektteil in der 2. Person (du/ihr) befindet. Das
Gesamtsubjekt muss dann “ihr” lauten. Um bei der Familie zu
bleiben: “Sowohl du als auch dein Bruder (= ihr) freut euch
auf die Ostertage.” Ist auch dies nicht gegeben, bleibt zu
guter Letzt “sie” als Sammelbecken f¸r Subjektteile in derAn den Beispiels”tzen l”sst sich bereits ablesen, dass auch
das Reflexivpronomen diesem System unterworfen ist. Je nach
Zusammensetzung des Gesamtsubjekts lautet es “uns”, “euch”
oder “sich”.Was Sie schon immer wissen wollten
Die Umschreibung des Konjunktivs mit “w¸rde” ist in der
Umgangssprache eine lieb gewonnene Gewohnheit, die uns des
÷fteren die Suche nach ungewohnten Konjunktivformen erspart.
Standardsprachlich sollte die Umschreibung mit “w¸rde” nur
in drei F”llen gew”hlt werden. Zum einen kennzeichnet sie
ein zuk¸nftiges, noch nicht begonnenes Geschehen: “Sie
sagten, dieser Fall w¸rde noch fr¸h genug eintreten.” Zum
anderen dient sie als Ersatz f¸r einen Konjunktiv II, der
mit der Form des Pr”teritums ¸bereinstimmt: “Wenn sie
wirklich pleite w”re, w¸rde sie nicht dieses Auto kaufen”
(statt: “kaufte sie dieses Auto nicht”). Die Umschreibung
mit “w¸rde” bringt beispielsweise in einem Satz wie “Sonst
w¸rden sie nicht dort leben” die nur gedachte M–glichkeit
einer Ver”nderung – anders als die Version “Sonst lebten sie
nicht dort” – unmissverst”ndlich zum Ausdruck. Sinnvoll ist
die Form mit “w¸rde” schlieþlich auch, wenn sie eine
altert¸mlich wirkende Form des Konjunktivs II ersetzt: “Er
behauptete trotzdem, er w¸rde ihr helfen” klingt schlichter
und gef”lliger als “… er h¸lfe ihr”.F¸r Sie nachgeschlagen
Der Name des Festes der Auferstehung Christi (mhd.
“osteren”, ahd. “ostarun” [Plural]) war vor der
Christianisierung des Germanentums der Name eines
heidnischen Fr¸hlingsfestes und wurde wohl nach einer
heidnischen Fr¸hlingsg–ttin benannt. Der Name der
germanischen Fr¸hlingsg–ttin ist in altenglischen Texten als
“Eostrae” ¸berliefert und verwandt mit altindisch “usra”,
griechisch “eos” und lateinisch “aurora” – “Morgenr–te”. Die
germanische G–ttin war demnach eine Lichtg–ttin, zun”chst
des Tageslichts, dann des Lichts ¸berhaupt, und das ihr
geweihte Fest war ein Fest des zunehmenden Lichts im
Fr¸hling. – Auþer im Deutschen ist der Name des Festes im
germanischen Sprachbereich nur noch im Englischen als
“Easter” gebr”uchlich, w”hrend die anderen germanischen
Sprachen aus dem Kirchenlatein das Wort “pascha” entlehnt
haben – daher das niederl”ndische “Pasen” und das
schwedische “pÂsk”. Die im 15. Jh. aufgenommene Bildung
“Osterei” bezeichnete zun”chst ein zu Ostern abzulieferndes
Zinsei und ist erst seit dem 16. Jh. im heutigen Sinne
gebr”uchlich. Die Zusammensetzung “Osterhase” l”sst sich
erst im 17. Jh. belegen.Nach: Duden 7, Das Herkunftsw–rterbuch. Etymologie der
deutschen Sprache, 1997.Wenn Ihnen dieser Newsletter gefallen hat,
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