Tagebuch archiv 3

Pauls Tagebuch

Rechtlicher Hinweis: Der Betreiber dieser Seite und Verfasser der Tagebucheinträge möchte sich ausdrücklich von einigen der hier geäußerten Meinungen distanzieren, von anderen hingegen nicht.

Erinnerung

12.11.2004

Fragt mich bitte nicht, warum ich mich heute morgen ausgerechnet an diese Episode erinnert habe. Keine Ahnung. Ich habe mich aber daran erinnert und basta.

In den Siebzigern bin ich in Bonn für einige Zeit in eine kosmopolite Gesellschaft geraten, so eine Art intellektuell angehauchter Kochklub. Die Gastgeberin war Sekretärin im Auswärtigen Amt, wählte grün und war die geheime Geliebte eines hohen CDU Parteifunktionärs. Der heutige Koch war der Libanese Abdel Nour, ein Botschaftsangehöriger, Kulturattaché oder so was. Das Essen schmeckte göttlich, der Wein auch.

Mein Freund Miess, ein Siebenbürger Sachse aus Kronstadt, dem ich die Einladung und die Bekanntschaften zu verdanken hatte, stand zwischen zwei Gängen auf und erklärte, er ginge kurz weg, seine Dulcinea anzurufen. Damit war seine Frau gemeint, die zuhause bleiben mußte, weil das eine Kind krank war.

“Wie kannst Du nur von Deiner Frau so reden? Dulcinea ist doch ein Beuerntrampel!” entrüstete sich meine Tischnachbarin, eine zickige Blondine, deren Nase genauso lang und scharf war wie ein Eispickel. Sie war irgend etwas in Richtung Journalistin oder Pressereferentin, jedenfalls hatte sie eine philologische Ausbildung, die sie ausgiebig öffentlich auslebte.

Mein Freund holte tief Luft und sagte dann in einem zuckersüßen Ton:

“Du weißt doch als Philologin am besten, man kann ein Wort auch im übertragenen Sinn verwenden. Und außerdem, ich habe doch jedem hier reichlich Gelegenheit geboten, mich und auch meine Frau kennenzulernen. Warum sollte mich jemand überhaupt mißverstehen? Ich meine, außer Dir, natürlich.” Kein Anwalt läßt die Gelegenheit für einen höflichen Seitenhieb aus.

Hier versuchte der kahle polnische Komponist mit einem “Ähem. Was ich noch sagen wollte…” das Thema zu wechseln. Vergeblich.

“Das sind doch Ausflüchte. Ihr Männer redet hinter vorgehaltener Hand immer abfällig über eure Frauen. Aber nie in ihrem Beisein, dazu seid ihr zu feige.”

“Da ist was dran. Ihr Frauen seid viel mutiger. Meine z.B. nennt mich Häschen, auch wenn ich dabei bin. Was meinst Du, ist das positiv oder negativ zu werten? Sollte ich mir deswegen vielleicht Sorgen machen?”

“Ich glaube, da fragst Du lieber mich. Ich bin Biologe” mischte ich mich ein. Dabei bin ich, unter uns gesagt, Chemiker.

Der Streit war nun -bis auf ein paar giftige Blicke- abgewendet. Ich konnte mich für diese diplomatische Meisterleistung beglückwünschen. Und auch dafür, daß ich damit die Versuche der Gastgeberin, mich mit der Dame zu verkuppeln, wohl endgültig vereitelt hatte: Sie bevorzugte offensichtlich Geisteswissenschaftler.

 

 

Neues vom Opa

7.11.2004

Das Telefon klingelte. Vera ging ran und hörte eine Weile einfach zu. Lautes Heulen und zwischendurch genauso lautes Geschnattere drang bis zu mir. Das Gespräch war dann bald zu Ende.

“Geh bitte rüber und guck nach Papa. Nora hat gerade angerufen, er kriegt wieder keine Luft. Diesmal soll’s aber ganz schlimm sein. Sie und Mama wollten den Notarzt rufen, er hat sich aber geweigert.”

Das Allerletzte, was Opa in den Sinn käme, wäre, auf eine Frau zu hören.

Ich lief durch den Garten aufs Nachbarsgrundstück und ging durch die Terrassentür rein.

Opa saß nach vorne gebeugt auf der Couch, stützte sich mit beiden Fäusten auf den Marmortisch und rang nach Luft. Sein Atem war eine Mischung aus Pfeifen und Röcheln. Sein Gesicht und die Glatze waren bläulich gefärbt und klitschnass.

“Ganz ruhig! Atme ganz ruhig weiter!” rief ich im Vorbeigehen, indem ich ihm auf die Schulter klopfte. Er nickte. Ich rannte zum Telefon und rief die Notrufzentrale an. Während meines Telefonats erzählte mir die Oma, sie hätte seinen Hausarzt verständigt, der bereits unterwegs wäre. Vom Notarzt wollte der Opa nichts wissen.

Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, war der Arzt schon da. Er gab ihm ein paar Spritzen und zwei rote Kapseln, die er mit den Zähnen zerdrücken sollte.

“Er muss sofort ins Krankenhaus. Ich rufe den Notdienst an.”

“Habe ich bereits getan. Die sind schon unterwegs.”

Der Rettungswagen stand einige Minuten später schon vor dem Tor.

“Asthma, dazu Herzinsuffizienz. Puls 180, Blutdruck 240/130” sagte der Hausarzt zu den Sanitätern. Opa kriegte eine Sauerstoffmaske, eine Infusionsnadel und ein paar weitere Spritzen verpasst, wurde auf die Bahre gelegt und in den Krankenwagen geschoben.

“Wo fahrt ihr hin?” fragte ich.

“Asklepiosklinik.”

Ich lief zurück und erzählte Vera schnell das Geschehene, dann setzten wir uns ins Auto und fuhren selbst ins Krankenhaus. Wir kamen gerade rechtzeitig. Opa lag bereits in einem Krankenbett und sollte auf die Intensivstation. Wir fuhren zusammen mit den Sanitätern und mit dem diensthabenden Arzt im Lastenaufzug mit.

Der Opa versuchte immer wieder, aufzustehen und wollte offenbar weglaufen.

“Nun mach schon. Langsam wird’s brenzlig” sagte der Arzt zum quitschenden Fahrstuhl.

Das Bett wurde in die Intensivstation geschoben, wir mussten draussen bleiben. Bevor die Schiebetür schloss, konnte ich sehen, wie die Schwester mit Opa kämpfte, der wieder aufstehen wollte.

“Das wird ihm eine Lehre sein” sagte Vera auf dem Weg nach Hause. “Seit Wochen nimmt er seine Pillen nicht. Und sein Spray macht ihn angeblich müde. Dafür klettert er auf die Leiter, um diese Scheisskiwi zu ernten. Ich hoffe, dass er diesmal richtig Angst gekriegt hat und endlich vernünftig wird.”

Das hoffte ich auch, denn sein Verhalten konnte einem ganz schön auf die Nerven gehen. Das mit den Kiwibäumen (dieses Jahr hatte er drei volle Schubkarren geerntet) war noch nichts im Vergleich mit den Erdbewegungen, die er im Garten veranstaltete.

Ja, der Opa hat diesmal einen richtigen Schreck gekriegt. Er rang die ganze Nacht mit dem Tod, und der Erstickungstod ist alles andere als angenehm. Die Folgen davon waren aber ganz anders, als wir uns das vorgestellt haben, denn Angst war noch nie ein guter Ratgeber.

Nach einer Woche wurde er aus dem Krankenhaus entlassen.

Am Tag darauf fällte er die -bis auf seine geliebten Kiwibäumen- letzten Bäume auf seinem Grundstück, eine ziemlich große Eibe und einen nicht viel kleineren Wachholder. Dies geschah natürlich in der Zeit, wo Vera und ich bei der Arbeit waren und nicht widersprechen konnten.

Die Kettensäge war jetzt dank meiner Pflege gut im Schuss, so dass die Bäume sehr schnell fielen. Zu schnell vielleicht? Die Eibe machte eine ziemliche Delle in die Regenrinne vom Wintergartendach rein, der Wachholder zerstörte Opas “Tomatenverschlag”, eine Eigenkonstruktion aus rostigen Rohren, Holzpfählen und Plexiglasstegplatten, die mit Hilfe von viel Elektrokabel (manchmal hingen sogar Stecker dran) zusammengehalten wurde.

Die Säge war echt gut im Schuss. Gegen Ende der Aktion sägte er das Kabel mit einem absolut sauberen Schnitt durch.

Ja, Opa lebte noch. Und sein Schutzengel offensichtlich auch.

 

 

Aberglaube

29.10.04

” [] Erstaunlich ist die Tatsache, dass trotz der Eingeständnisse und Richtigstellungen der US-Administration immer noch 42 Prozent der Bürger der Meinung sind, dass Iraks ehemaliger Präsident Saddam Hussein direkt in die Planung und Durchführung der Anschläge des 11. September verwickelt war. []”

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3742652_TYP6_THE2826302_NAV2826302_REF1_BAB,00.html

 

 

Mondfinsternis

27.10.2004

Heute morgen kurz nach acht klingelte es. Ich guckte durchs Fenster. Am Tor war schon wieder dieser Knirps auf dem Fahrrad, der einem Löcher in den Bauch fragt. Er hielt sich mit der rechten Hand am Tor fest und übte mit seinem Mountainbike Standsprünge. Was zum Teufel treibt er so früh auf der Straße? Es sind doch Schulferien.

Ich war schon fertig angezogen, also schnappte ich mir die Aktentasche und lief ‘raus zum Tor.

“Was ist? Warum klingelst du?”

“Habe ich geklingelt? Ich wollte mir nur die Klingelbeschriftung anschauen. Habt ihr einen Hund?”

Das hatte er mich bisher mindestens hundertmal gefragt, wobei in der Hälfte der Fälle der Hund sogar anwesend war. Und außerdem prangerte ein Schild “Come in and make my day!” mit dem Bild eines Schäferhundes am Tor. Bevor ich antworten konnte, kam die nächste Frage:

“Weißt du, wie eine Mondfinsternis entstehen tut? Ich weiß es! Wir haben das nämlich in der Schule gelernt.” Das war wenigstens ein aktuelles Thema.

“Ja, das tue ich wissen, ich habe nämlich auch mal eine Schule besucht. Jetzt laß bitte das Tor los, ich will gleich wegfahren.”

“Sonne, Erde und Mond sind auf einer Linie” erklärte er mir stolz. “Genau in dieser Reihenfolge! Und die Erde wirft einen Schatten auf den Mond!”

“Das macht sie auch bei Neumond” sagte ich unvorsichtigerweise. Jetzt hatte er mich.

“Was glaubst du, gäbe es eine Mondfinsternis auch ohne Sonne?”

“Aber ja doch. Das wäre die ultimative Mondfinsternis. Absolut total und ewig.”

“Warum ist aber der Mond doch zu sehen, auch bei einer totalen Mondfinsternis?”

“Bißchen Licht gelangt doch zum Mond. Das kommt durch Lichtbrechung. Daher auch die rötliche Farbe, wie bei einem Sonnenuntergang auch.”

“Wie beim Regenbogen?”

“Ja, ähnlich.”

Hier wurde ich von einem anderen radfahrenden Knirps gerettet, der mit hoher Geschwindigkeit vorbeiflitzte, indem er die ganze Straßenbreite von Bürgersteig zu Bürgersteig für seine Schlangenlinien benutzte.

“Das ist der Fabian! Ich muß ihn unbedingt was fragen!” sagte der erste Knirps und stand vom Sattel auf, um besser anfahren zu können.

Ich machte das Tor auf und fuhr mein Auto auf die Straße. Als ich das Tor wieder schloß, war der Knirps wieder da.

“Ich habe ihn verpaßt” stellte er ohne besondere Reue fest. Er konnte offensichtlich mit Enttäuschungen sehr gut umgehen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit schon mit einem Bein ins Auto gerettet.

“Tschüß!”

“Tschüß!”

Im Rückspiegel konnte ich noch sehen, wie er wieder klingelte. Die Schulferien gaben allen Grund zu der Annahme, daß außer dem Hund auch noch die Kinder zu Hause waren.

 

 

Der Herbst…

17.10.04

ist da.

 

 

Was ist los mit der Welt?

14.10.04

Gääääähhhhnnnn!

 

 

Fürs Archiv

7.10.04

Heute gegen 11:30 h wurde in einem schäbigen Büro im Amtsgericht Pforzheim meine Ehe für geschieden erklärt.

Ich war 28 Jahre lang verheiratet.

 

 

Vorsprung

6.10.04

Gestern habe ich im Radio einen Kommentar über Flash-Speichermedien und deren Anwendungen gehört. Kennt man doch. Wer hat heute keinen USB Stick?

Der Kommentator überschlug sich fast vor Begeisterung. “Alles volldigital, keine bewegte Teile, verschleissfrei, lautlos.”

Da habe ich mir gedacht: Guck mal, die Elektronikindustrie hat schon wieder die Nase vorn. Und die anderen Techniksparten hinken hinterher. Wann gibt es endlich das Auto ohne bewegte Teile?

 

 

Alles nur ein Kinderspiel

4.10.04

Kinder sind manchmal ganz schön grausam.

Der Leser kennt bestimmt diese Art von Scherz, bei dem eine Gruppe von Kindern beschliesst, gemeinsam irgendwas anzufangen: Ein Lied singen, über den Zaun des bösen Nachbarn klettern, ins kalte Wasser springen. Alle wissen sie Bescheid, bis auf den einen Einfaltspinsel.

“Eins, zwei und… los!” und schon steht einer wie ein Idiot alleine da.

Gespielt habe ich dieses Spiel auch, etliche Male sogar. An einen Fall, in dem ich auch mal Bescheid gewusst hätte, kann ich mich nicht erinnern.

Aber was soll’s. Irgendwie tröstet einen das Leben immer darüber hinweg.

 

 

Graz, Gott sei Dank!

22.9.2004

Ich musste diese Woche schon wieder nach Graz.

Diesmal konnte ich mich den “social events” nicht ganz entziehen. So wurde ich wieder mal auf den Schlossberg geschleppt und anschliessend mit steirischen Köstlichkeiten und small-talk abgefüllt.

Die unschöne Seite von Austria konnte ich jedoch auch diesmal nicht entdecken. Das Unappettitliche war höchstwahrscheinlich grad’ schon wieder in München… Oktoberfest und so…

Wie auch immer, jetzt stand die Heimreise an. Am Flughafen ging ich nach dem Einchecken durch die Sicherheitskontrolle.

“Wem gehört diese Tasche?” fragte die Dame, die sich am Monitor die Innereien unserer Gepäckstücke anschaute.

“Mir” sagte ich heiter und wollte sie mir schnappen. Ich meine natürlich die Tasche.

“Sie haben eine Säge drin. Bitte machen Sie sie auf.”

Ich guckte die Tasche noch einmal an. Kein Zweifel, es war meine. Dann blickte ich der Dame tief und fest in die Augen.

“Das kann nicht sein” sagte ich.

“Besser gesagt ein Sägeblatt, wenn Sie so wollen. Bitte machen Sie sie auf.”

“Ein Sägeblatt? Was Sie sehen, das ist mein Autoschlüssel” sagte ich voller Mitgefühl. Ich wusste Bescheid, es war doch meine Tasche.

“Was ich sehe, das ist ein Sägeblatt. Bitte machen Sie die Tasche endlich auf.” Sie sprach ganz ruhig, aber bestimmt. Sie hatte Tausende von Leuten wie mich gesehen, die Bescheid wussten.

Ich kramte mein ganzes Zeug raus, bis ich die Tasche für leer hielt.

Die Dame durchstöberte die vermeintlich leere Tasche und holte ein originalverpacktes Stichsägeblatt heraus. Darauf verkündete ein orangenes Preisschild: DM 17.80.

“War unter der Bodenverstärkung gerutscht” sagte sie. “Das müssen Sie abgeben. Sie können’s aber wieder abholen, wenn Sie das nächste Mal hier sind.”

Ich war wohl etwas verwirrt, denn ich murmelte:

“Ach, schmeissen Sie’s weg, bezahlt ist es ja schon.”

Ein einzeln verpacktes Sägeblatt, DM 17.80?

Später im Flieger konnte ich mich auf einmal daran erinnern. Das war ein Hartmetallsägeblatt für Fliesen, das ich vor etwa zwei Jahren gekauft hatte. Vermisst habe ich das Ding überhaupt nicht. Ich dachte eine Weile darüber nach, wie viel unnützes Zeug wir Menschen doch anschaffen.

Und plötzlich lief es mir kalt den Rücken ‘runter.

Mit dieser Tasche und mit diesem Sägeblatt bin ich mindestens sechs mal nach Amerika geflogen, von etlichen Europaflügen ganz zu schweigen. Ich konnte von Glück reden, dass ich nicht in Guantanamo gelandet bin.

 

 

Versprechen

15.9.04

Ausgelagert

 

 

Botschaft

14.9.04

Unser Schicksal ist nicht blind, wir Fatalisten bilden uns das nur ein.

Die Vorsehung prüft gelegentlich, ob das ausgewählte Szenario zur jeweiligen Person passt, indem sie uns Fingerzeige gibt. Sie wäre sogar zu einer Korrektur bereit, wenn wir die verschlüsselten Signale nur verstünden…

 

 

Freud lässt grüssen

10.9.04

Ausgelagert

 

 

Selbstkastration

7.9.04

Ausgelagert

 

 

Prostitution der besonderen Art

5.9.04

Das klingt so abstrus, dass es wahr sein muss.

Eine Werbeagentur aus München bietet auf ihrer Homepage den Dienst an, die Meinung von Demonstrationsmuffeln durch Profidemonstranten (eine Art Demo-Huren) vertreten zu lassen. (Der Dienst ist derzeit nur in Berlin möglich, Mitarbeiter für den weltweiten Einsatz werden jedoch angeblich schon gesucht.)

Nun, skurriles gibt’s im Netz zuhauf. Dieser “Geistesblitz” findet aber sogar in bekannten Zeitungen Erwähnung.

Mancheiner versucht, der Sache sogar etwas positives abzugewinnen. Ich zitiere aus dem ‘Tagesspiegel’ vom 19.8.04: “Und da die Mitdemonstranten, frei von Emotionen, einfach wegen des Geldes dabei sind, gibt es auch garantiert nie Krawalle.”

(Sage ich doch. Einfach des Geldes wegen.)

Die ‘Taz’ hingegen meint dazu: “Ach, die Jugend von heute. Sogar zum Demonstrieren ist sie zu faul.” Auch ‘Die Welt’ bringt die Sache auf den Punkt: “Meinungs-Entsorger”.

Ach, wie gern wäre ich doch Homepage-Entsorger!

 

Nachtrag zum Geiseldrama: Na also, geht doch! Die Russen können’s auch.

(Die Frage, ob sich die Menschheit zurück zur Barbarei entwickelt, muss mit Entschiedenheit verneint werden. Sie hat diesen Entwicklungsstand nie überwunden.)

 

 

Entwicklungshilfe in Sachen Terrorismusbekämpfung?

2.9.04

Im Kaukasischen Geiseldrama drohen die Entführer, im Falle einer Intervention sich selbst, einige Hundert Schüler, Eltern und Lehrer, sowie die ganze Schule in die Luft zu jagen.

In dieser kritischen Situation bot George W. Bush der russischen Regierung seine uneingeschränkte Unterstützung bei der Lösung dieses Dramas an. Klare Worte. Unklar dabei blieb lediglich die Frage, ob die Schule von der amerikanischen Luftwaffe bombardiert oder Ziel von Cruise-missiles werden soll.

 

 

Rationalisierung

2.9.04

Wir sollten Managern und Politikern ihre Bezüge gönnen, denn es ist viel anstrengender, eigenen Unsinn zu produzieren und glaubwürdig an den Mann zu bringen, als fremden Unsinn zu erdulden.

 

 

Indulgenz

31.8.04

Ausgelagert

 

 

Bin wieder im Lande…

29.8.04

…und wieder online. (Mein Dank richtet sich an die Firmen Heinrich GmbH, Pfalzwerke, Deutsche Telekom, AOL und Strato AG für ihre ausgesprochen altruistische Unterstützung.)

 

 

Mit Freud an die Sache ran

23.7.04

Höre ich doch gestern im SWR 3:

“Bei den Bemühungen der DFB Findungskommission auf der Suche nach einem neuen Fussballbundestrainer hat sich offenbar eine Teamlösung herauskritisiert. []”

 

 

Der grosse Betrug

20.7.04

Irgendwann kommt eine Zeit, da fängt man an, wieder die Musik von damals zu hören und wieder die Bücher von damals zu lesen. Man trifft auch wieder die Leute von damals, sofern sie noch leben. (Obwohl man ganz genau weiss, dass man von alledem nur angelogen wurde.)

 

 

Styria

11.7.04

Diesmal habe ich meinen Grazer Kollegen nicht erzählt, dass ich schon am Vortag unserer Besprechung komme, ich hätte nämlich auch die Frühmaschine aus Frankfurt nehmen können. Obwohl ich die meisten gut leiden konnte, hatte ich an diesem Tag einfach keine Lust, wieder mal auf den Schlossberg geschleppt zu werden und anschliessend beim Essen noch Konversation machen zu müssen.

Im Hotel angekommen, ging ich kurz aufs Zimmer, erstattete zuhause Meldung, und ging gleich essen.

Es war angenehm warm. Die Innenstadt war belebt. Ehrwürdige Häuser mit vertrauter Architektur zeigten im Abendlicht dezent ihre Fassaden. Elegant gekleidete Frauen und Männer fuhren ihre Autos aus den Höfen auf die Strasse, hielten dann an und liefen zurück, um die schweren metallbeschlagenen Tore zu schliessen, die die Innenhöfe vor neugierigen Blicken schützen. An einer Strassenecke vor dem Rathaus spielte eine echt ungarische Zigeunerkapelle echt ungarische Zigeunermusik.

Ich fand in einer Seitenstrasse in einem Innenhof mit Torbogeneinfahrt ein chinesisches Restaurant mit einer kleinen Terrasse. Das war nicht unbedingt meine kulinarische Präferenz, der Hof gefiel mir aber sehr gut. Dreistöckige Häuser mit alten Holzfenstern umsäumten den gepflasterten Hof, der klein genug war, um gemütlich zu wirken, aber gross genug, um noch einigermassen hell zu sein. Die hohen Mauern waren in einem gelblichen Farbton gestrichen, den man nur mit den alten Kalkfarben hinkriegt. Das Pflaster war ein wirkliches Wunder aus Naturstein.

(Da ich gerade im Begriff bin, eine schwerwiegende Entscheidung bezüglich meines Terrassenbelags zu treffen, habe ich im Moment einen geologischen oder besser gesagt petrographischen Tick. Ich habe bei diesem kurzen Besuch in Graz so viel wunderbare Steine gesehen, vom Marmor und Onyx im Hotelbadezimer bis hin zu Granit, Basalt und Porphyr auf den Strassen, so dass ich schlicht überwältigt war.)

Ich setzte mich auf die Terrasse und bestellte bei einer jungen Chinesin mit Zöpfenfrisur ein Pils -was mir die Bemerkung einbrachte, ich sei wohl Deutscher- und “Acht Kostbarkeiten”.

Ein Sperling landete auf der Stuhllehne mir direkt gegenüber. Dann hüpfte er nacheinander auf alle anderen Stuhllehnen und gelegentlich auch auf den Boden. Es war ein Männchen, mit prächtigem braun-grauen Gefieder und gut im Futter. Dann kam er zurück, denn ich war unverkennbar der einzige Gast auf der Terrasse. Er neigte den Kopf, um mich zu beäugen, und tat das eine zeitlang ziemlich unverblümt. Ich prostete ihm zu. Jetzt schien er einen Entschluss gefasst zu haben und flog in einem unwahrscheinlich steilen Winkel nach oben, auf die Dächer. Kaum zu glauben, dass ein so plump wirkender Vogel solche Kunststücke vollbringt.

Jetzt kam nicht nur mein Essen, sondern auch Besuch. Eine zierliche Sperlingsdame mit samtenem Gefieder landete auf der Stuhllehne und hüpfte sogleich auf den Tisch. Sie streckte den Hals und lugte über meinen Teller hinweg zur Reisschale, dann drehte sie den Kopf und blickte mich fest an. Ich breitete eine Papierserviette vor ihr aus und tat einen Löffel Naturreis darauf. Noch während ich dabei war, die Reiskörner herauszuschütteln, fing sie an, sich den Schnabel ganz methodisch mit Reis vollzuladen. Mir fällt einfach kein besseres Wort ein, denn sie schluckte kein einzelnes Korn herunter, sondern nahm einfach so viele auf, bis sie merkte, dass es nicht mehr geht. Dann flog sie nach oben weg, auf die Dächer, und die unbeschreibliche Intimität dieser Begegnung war zu Ende. Ich schaute ihr nach und mir wurde es schwindelig. Die junge chinesische Kellnerin grinste mich aus der Restauranttür an.

Ich bestellte noch ein Bier. Die Terrasse füllte sich langsam. Eine Horde von etwa zwanzig Studenten besetzte geräuschvoll die Tische in meiner Nähe. Es wurde deutsch, englisch, italienisch, etwas, das ich für serbo-kroatisch hielt und noch eine arabisch anmutende Sprache gesprochen. Der chinesische Besitzer kam raus und sagte “Servus” zu der Meute, offenbar kannte man sich.

Ich hatte inzwischen drei Sperlingsweibchen auf meinem Tisch, die ungefähr die Hälfte meiner Reisportion beanspruchten. Das Grinsen der chinesischen Kellnerin wurde noch breiter. Als sie abräumte, liess sie die Serviette, auf der noch einige Reiskörner waren, mit den Worten liegen: “Vielleicht kommen die noch!”. Und sie kamen.

Ich sass da, trank mein Bier und dachte über dies und jenes nach. Felix Austria! Ich hatte einen wunderbaren Tag in Graz erlebt. Wo war das Hässliche, das Böse, das Unappettitliche? Vielleicht woanders, aber nicht hier. Ich hatte heute nur schönes erlebt. Lag das wohl nur an mir?

Ich trank noch ein Bier oder zwei und ging dann schlafen.

 

 

Trost

7.7.04

Das mit dem neuen Chef geht klar: ich kriege einen, den ich vor einigen Jahren schon gehabt habe. Zwar schon gebraucht, aber immerhin gute Qualität.

 

 

Wie der Heilige Petrus auf die Erde verbannt wurde

5.7.04

“Ich kann nicht mehr. Ich will auch nicht mehr. Die Menschheit hat mich bitter enttäuscht. Kriege, brutale Diktatoren, Sittenverfall, Terror. Und jetzt noch die Krone: Griechenland wird Fussballweltmeister!”

“Allmächtiger! Das war doch die Europameisterschaft!”

Und so ist Petrus zum Teamchef der deutschen Fussballnationalmannschaft der Männer geworden, da er in der Aufregung vergass, sich eine Trainerlizenz auszustellen.

 

Nachtrag vom 7.7.04: Von einem Leser, der lieber anonym bleiben möchte, wurde ich darauf hingewiesen, dass Petrus dabei noch gut weggekommen ist. Die Höchststrafe wäre nämlich gewesen, ihn als Torwart der besagten Mannschaft zu verpflichten.

 

 

Erinnerung

22.6.04

Ein Mann, ein Wort. Ein Volk, ein Wille. Ein Gen, eine Krankheit. Kolossale und fast vergessene Irrtümer der menschlichen Geschichte.

 

 

Erfolgsrezept

20.6.04

“Den Ball flach halten” soll einer der vielen tiefgründigen Ratschläge, die Tante Käthe ihrer Gurkentruppe gegeben hat. Da Gemüse im allgemeinen nicht sehr helle ist, halten die Gurken alles flach, was nur geht. Man müsste den portugiesischen Rasen viel kürzer mähen, um das spielerische Niveau der deutschen Mannschaft im Gras überhaupt ausmachen zu können…

Sie werden noch Europameister, diese Teufelskerle.

 

 

Miesmacherei

11.6.04

Auf einem Flug nach Amerika habe ich mal irgendeine Schnulze à la “Forrest Gumb” gesehen, den Namen habe ich natürlich vergessen. Da war eine Szene, wo ein verlassenes Kinderzimmer mit allem stimmungsmachenden Drum und Dran gezeigt wurde: Kameraschwenks von einem Spielzeug zum anderen, Fotos, Baum unter dem Fenster, Schulzeugnisse. Die Botschaft war klar: Es gibt nichts traurigeres als ein unbewohntes Kinderzimmer.

Der Umstand, dass ich keine feuchte Augen gekriegt habe, hat wohl mit meinem Zynismus zu tun. Warum musste ich ausgerechnet in diesem Augenblick daran denken, dass die meisten Kinder auf dieser Welt von einem eigenen Zimmer nicht einmal träumen können? Und dass ein grosser Teil von ihnen gar keine Kindheit hat?

 

 

Neid

8.6.04

Wie leicht lässt es sich doch nach dem Motto leben:

“Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab’ mich noch selten getäuscht.” (Johann Nestroy)

Wenn die eigene Schlechtigkeit einem dann Recht gibt, da hat man ein erhebendes, ja wirklich gutes Gefühl.

 

 

Zungenbrecher

7.6.04

Es klopfte leise. Die Tür ging langsam so weit auf, bis das hübsche Gesicht der kurdisch-türkischen Putzfrau ganz zu sehen war. Sie trug wie immer ihr warmes und breites Lächeln. (Ausserdem war sie die eleganteste “Reinigungskraft”, die ich je gesehen hatte. Lange Zeit hielt ich sie deswegen für eine Italienerin. Die Welt ist voller Vorurteile.)

“Staubsauben?”

Die Frage hörte ich jeden Montag nachmittag. In etwa der Hälfte der Fälle sagte ich:

“Nee, es ist sauber genug. Brauchen wir heute nicht.”

In den anderen Fällen stand ich so wie heute auf, überliess ihr mein Büro für eine Weile und machte in der Zeit ein Schwätzchen mit der Sekretärin.

Als ich zurückkam roch es im Raum wie immer nach Staub, nach Schweiss, nach Parfum und nach frischer Seife.

Ich machte das Fenster auf, setzte mich an meinen Schreibtisch und fing dann selbst an zu grinsen, denn ich erinnerte mich an einen Beitrag von unserem Schwarzen Brett.

Da schrieb vor einigen Jahren eine andere Dame (diesmal eine Deutsche):

“Biete Berberbrücke und Staubsauberzubehör”

Sauber.

 

 

Wenn Mobbing Sie langweilt…

4.6.04

Ausgelagert

 

 

Nachts sind alle Katzen schwarz

31.5.04

In dieser Nacht träumte ich, dass meine Katze Felicia mit einem Ziegelstein im Maul nach Hause gekommen ist. Das war keiner von diesen neumodischen Klötzen voller Löcher, sondern ein richtiger Backstein, den man gut in die Hand nehemen kann. Oder ins Maul, wenn Sie wollen.

Sie kam damit in die Küche, liess sich in Hundemanier auf die Fliesen plumpsen, schob das Ding mit der Schnauze in meine Richtung (auch das hatte sie von ihrer hündischen Ziehmutter gelernt) und guckte mir fest in die Augen. Sie hielt mich offenbar -völlig zu unrecht- für unterernährt.

Jetzt, im Halbschlaf, überlege ich, wie absurd Träume doch sind. Bar jeglicher Logik. Wieso überhaupt Backstein? Wäre es eine Dachziegel gewesen, so hätte ich es noch verstanden, denn ich hatte gestern genau 115 Stück davon verlegt. Ausserdem hätte eine Dachpfanne viel besser zu den übrigen Pfannen gepasst, nicht wahr, denn ich war im Traum gerade dabei, die Spülmaschine zu füttern.

 

 

Auf dem Holzweg

27.5.04

Ausgelagert

 

 

Mein Chef, der Wetterhahn

24.5.04

Ich habe schon mal versucht, ihn sozusagen inkognito zu portretieren.

Hier noch ein paar Pinselstriche.

Kritiker kann er nicht ausstehen. Er umgibt sich demzufolge mit lauter Jasagern, die er jedoch aus tiefstem Herzen verachtet. In seiner Führungsriege findet man genausoviel Halt wie auf Treibsand.

Seit drei Jahren macht jeder von uns beiden einen grossen Bogen um den Anderen. Ich bringe tatsächlich das Kunststück fertig, weder ja noch nein zu sagen und mache meine Arbeit völlig ungestört. Er lauert einfach.

Ich dachte, ich könnte dies die zweieinhalb Jahre bis zum Schluss noch durchhalten, aber meine Leute haben angefangen, mich Salomon zu nennen, also werde ich mir wohl oder übel einen Neuen suchen müssen.

 

 

Ignoranz oder Böswilligkeit?

23.5.04

Ausgelagert

 

 

Das Ende der Globalisierung

30.4.04

Nach einer Zeit wilder Expansion begannen die südkoreanischen Autokonzerne reihenweise Pleite zu gehen. Sie wurden nach und nach von japanischen Firmen übernommen.

Das japanische Wirtschaftswunder währte jedoch nicht lange, so wurden die japanischen Riesen selbst reif zu einer Übernahme durch Europäer und Amerikaner.

Selbstverständlich gingen die europäischen und amerikanischen Autokonzerne irgendwann auch pleite, wobei sie andere wichtigen Industriezweige wie die Autoaufkleberindustrie mit ins globale Unglück stürzten.

Die Hoffnung auf ausserirdische Hilfe erwies sich als trügerisch, denn es stellte sich heraus, dass das Geld der Ausserirdischen genauso virtuell war wie ihr ganzes Wesen. Logischerweise investierten die Ausserirdischen in Microsoft und Hollywood, die daraufhin kurze Zeit später auch zugrunde gingen.

Damit war mehr erreicht worden, als nur die Globalisierung zu überwinden. Durch diese rasante Entwicklung wurden die Zwischenschritte Sonnensystemisierung, Galaktisierung und Universalisierung einfach übersprungen. Die Ära der Virtualisierung brach aus.

 

 

Der maghrebinische Freund

26.4.04

Gestern habe ich nach langer Zeit meinen Freund Magdy, den Ägypter, wieder getroffen. Er hatte etliche Kilo zugelegt und die meisten Haare verloren, war aber ansonsten unverändert: grossspurig, jovial, prahlerisch. Er ist nach wie vor der Meinung, dass Frauen auf ihn fliegen, was früher sicherlich auch der Fall war. (Heute steht zumindest fest, dass Kinder auf ihn fliegen, sie sind von seiner riesigen Gestalt einfach fasziniert, er ist für sie eine Art freundlicher, kuscheliger Godzilla.) Diesmal fragte er mich nicht, ob “es” bei mir noch läuft, diese Standardfrage war ansonsten in jedem Telefongespräch unvermeidlich.

Wir schlenderten eine Weile durch die Strassen und sprachen von der alten Zeit, von meiner bevorstehenden Scheidung, vom Irakkrieg, vom wildgewordenen Ariel Sharon und auch von anderen Sachen in der Art. Ich musste jede Menge Ratschläge, Feststellungen wie “Die Türken sind ein unheimlich dummes Volk” und ähnliche Weisheiten einstecken.

In dem Kaff gab’s irgendein obskures Fest. Die Geschäfte waren daraufhin alle offen, mit Strassenverkauf und sonstigem Drum und Dran, obwohl es Sonntag war. Ich erblickte eine Jacke, die nicht nur gut aussah, sondern auch erheblich preisreduziert war. In meiner Grösse gab’s aber nur ein Stück, und ausgerechnet diesem fehlte ein Knopf.

“Das dürfte kein Problem sein. Hier hast Du Deinen Knopf” sagte Magdy zu mir, nachdem er einen von einer anderen Jacke gleichen Models einfach abriss und ihn mir grosszügig anbot. Verschämt steckte ich den Knopf schnell in meine Hosentasche. An der Kasse versuchte mein Begleiter, wegen des fehlenden Knopfes den Preis noch zu drücken, sprach mit der Verkäuferin über seine unmögliche Kleidergrösse, lachte viel, steckte ein paar Rabattmarken für nächste Woche ein und half mir bei der Geldübergabe aus.

Irgendwann brachte ich ihn in sein Hotel zurück und fuhr nach Hause.

Als ich hier meine Beute betrachtete, stellte ich fest, dass der abgerissene metallene Knopf kaputt war. Der Drahtbügel auf seiner Rückseite war herausgerissen und hing wohl noch am Nähgarn, an der falschen (oder je nach Standpunkt richtigen) Jacke.

Kleinigkeit. Nehme ich mir demnächst vor. Bis auf den Weltfrieden und kaputte Ehen kann ich alles reparieren.

 

Nachtrag vom 30.4.04

Zu einer Reparatur kam es jedoch nicht. Meine Katze Felicia, die von runden Gegenständen wie Münzen, Knöpfen, Nähgarnspulen und Wollknäueln magisch angezogen wird, klaute ihrerseits den Knopf von meinem Schreibtisch weg. Sie spielte eine Weile damit im Flur, wobei sie unüberhörbar mit dem Kopf gegen sämtliche Türen rannte, bis sie ihn schliesslich hinter irgendeinem Möbelstück verlor.

Das Verbrechen lohnt eben nicht.

 

 

Pause

30.3.04

Bin ab morgen für gute zwei Wochen auf der Hütte, ohne Internetzugang.

Der Leser möge sich in der Zeit mit Konserven begnügen.

 

 

Sommerzeit

28.3.04

Eingeführt mit der fadenscheinigen Begründung, Energie zu sparen, hat sich diese Unsitte auch dann noch gehalten, als sich die besagte Begründung als falsch erwiesen hat.

“Jetzt haben wir sie, jetzt bleibt sie. Und ausserdem: die Anderen machen das auch, wir können uns doch keinen Alleingang leisten” müssen wohl die Politiker jedes Landes gedacht haben, denn die Sommerzeit blieb und wurde sogar erweitert.

Die militante Minderheit der Frühaufsteher unter uns hat sich gefreut, die Mehrheit im Volke hat sich gedacht: “Was soll’s! Wenn man früher aufsteht, gibt’s auch früher Frühstück!” und die Morgenmuffel haben die Zähne zusammengebissen.

Auf diese Weise wird die Menschheit vor die Hunde gehen, glauben Sie mir. Wie wollen wir es schaffen, die ABC Waffen verschwinden zu lassen, wenn wir nicht einmal solche Lappalien wie Palm Computer, Camera-Handy oder eben Sommerzeit zurückerfinden können?

 

 

Auf der falschen Seite

23.3.04

Wir verzeichnen heute neben dem EUphemismus “aussergesetzliche Tötung” (gemeinsame Erklärung der EU Aussenminister) die Drohung der Hamas: “Scharon hat die Pforten der Hölle geöffnet”.

Scharon hat durch die “Exekution” des Hamas Gründers Jassin die Pforten der Hölle mitnichten geöffnet, sondern noch fester verrammt. Israelis und Palästinenser sind schon längst drin und richten es sich für die kommenden Jahrtausende gemütlich ein.

PS

Für diejenigen, die mich des Antisemitismus bezichtigen, hier noch ein paar Quellen, damit die Suche nicht so lange dauert:

http://paulmelian.de/Beitraege/Text/Eichmann/Eichmann.htm 
http://paulmelian.de/Beitraege/Text/Rassist/Rassist.htm 
http://paulmelian.de/Beitraege/Text/Auserwaehltes/Auserwaehltes.htm 
http://paulmelian.de/Beitraege/Text/Meingott/Meingott.htm 
http://paulmelian.de/Tagebucharchiv1.htm (Einträge vom 25.9.03; 15.9.03; 19.5.03 )

Es gibt darüberhinaus noch einiges, das mir nicht auf Anhieb einfällt. Reiche ich auf Anfrage bei Gelegenheit nach.

 

 

Managerdeutsch

16.3.04

Keine Angst, ich will mich nicht mit dem “Neudeutschen” befassen. Um das Komische daraus richtig geniessen zu können, müsste man “native speaker” eines von den vielen englischen Dialekten sein.

Der deutsche Manger kann aber seine eigene Muttersprache nicht so richtig sprechen. Dem Leser sind bereits die schönen Beispiele “Selbsteuphorie” und “Ich trage keine persönliche Verantwortung. Im Gegenteil, […]” bekannt. Das ist aber erst die Spitze des Eisbergs. Von “Komplexizität” über “justiabil” bis hin zu “bewusst wissen” gibt’s alle möglichen Kreationen.

Ich habe mich immer wieder gefragt, wie so was zustande kommt. Nun, der deutsche Manager kann sich keine Selbstzweifel leisten, und dieser Umstand macht ihn im Hinblick auf alle nicht karriererelevanten Sachen bildungsresistent. Alles, was der Karriere förderlich ist, lernen sie besonders schnell, diese Halunken! In der Zeit, in der unsereiner mit grossem intelektuellen Eifer den mühsamen Karriereweg von einem Referenten über Gruppenleiter, Abteilungsleiter, Hauptabteilungsleiter u.s.w. geht, mit einer Beförderung alle paar Jahre, sind die Ron Sommers dieser Welt schwupps schon längst in irgendeinem Vorstand. Deutsch können sie aber immer noch nicht.

Den Blick starr nach oben gerichtet, marschiert der deutsche Manager zum Erfolg und lässt dabei kein sprachliches Fettnäpfchen aus. Und seine eigentliche Arbeit, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen, macht er noch schlechter.

Management ist -wie Politik auch- eine Kunst und müsste dementsprechend schlecht bezahlt werden. Dann hätten wir wohl die richtigen Leute am Werk.

 

 

Waschweiber

2.3.04

Ausgelagert