Der Hofnarr 1934
Zu dieser Zeit war der Hofnarr Eugene Ionesco noch ein einfacher Narr. Ein längerer Textabschnitt auf Rumänisch aus Jurnal (frohes Suchen hier, er hat drei Texte mit diesem Namen) ist unten in der linken Spalte angegeben. Auf der rechten Seite befindet sich dann mein Versuch einer deutschen Übersetzung.Auf der Suche nach einem Hof ging er später nach Paris, der Eugen Ionescu, wo er von der Kritik nach und nach ernst genommen wurde. Als Rache dafür schrieb er dann “Die Nashörner” und landete in der Academie Francaise.Nun hatte er seinen Hof, der Narr. Dazu konnte er nicht einmal ein Mal nein sagen.
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Adorati si atenti cititori, nu stiu prea bine ce vreau sa spun. Daca as sti, ce ne-ar folosi? Este suficient sa va marturisesc aceste lucruri neclare, cu forta lirica si pricepere literara. Tot am sa gasesc eu pe cineva caruia sa-i placa al meu stil!
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Onorat public!
Am nevoie de consideratia d-voastra. Ca sa ma considerati este foarte usor. Trebuie, pe de o parte sa ma neintelegeti si, pe de alta parte, sa ma intelegeti. Pina azi, m-ati neinteles suficient. A venit vremea sa ma intelegeti.
Priviti: mecanismul sforilor care ma trag este foarte simplu, clasic prin simplitatea lui: spun nu, nu, nu, la tot ce mi se ofera; si ba da, la tot ce mi se refuza.
Da, de necaz procedez asa.
Onorat public,
apreciaza-ma. N-o sa-ti para rau. Caci, domnilor, eu nu ma laud ca iubesc Apocalipsul, ca nu pot trai fara el, scriind o carte (iata adevarul!) a unui speriat ce nu marturiseste ca se zbate, ca se vaieta numai ca sa-l gidilati d-voastra!
Eu marturisesc ca doresc sa ma gidilati. Fara sens, dar n-am ce face: cum ii place altuia sa faca temple, scari, intrigi, automobile, agricultura, profetii, morala, revolvere.
Gidilati-ma cu aprecierea d-voastra injurioasa, gidilati-ma, ca tot mor si mai bine sa ma duc dracului gidilat, decit negidilat.
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Meridian, caietul 3, iul. 1934, p. 17-18
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Heissgeliebte und aufmerksame Leser, ich weiss nicht recht, was ich sagen will. Wenn ich es wüsste, was würde es uns nützen? Es genügt, Euch diese unklaren Dinge mitzuteilen, mit lyrischer Kraft und literarischem Können. Ich werde doch jemanden finden, der meinen Stil mag!
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Hochverehrtes Publikum!
Ich brauche Eure Wertschätzung. Es ist sehr leicht, mich zu schätzen. Ihr müsst mich einerseits nichtverstehen und andererseits verstehen. Bis heute habt Ihr mich genug nichtverstanden. Es ist die Zeit gekommen, dass Ihr mich versteht.
Schaut: der Mechanismus meiner Ziehfäden ist sehr einfach, klassisch in seiner Einfachheit: ich sage nein, nein, nein, zu allem, was mir angeboten wird, und doch, zu allem, was mir verweigert wird.
Ja, aus Verärgerung handle ich so.
Hochverehrtes Publikum,
würdige mich. Du wirst es nicht bereuen. Weil, Herrschaften, ich prahle nicht damit, dass ich die Apokalypse liebe, dass ich ohne sie nicht leben kann, in dem ich ein Buch (hier ist die Wahrheit!) eines Verschüchterten schreibe, der nicht zugibt, dass er zappelt, dass er jammert, nur um von Euch gekitzelt zu werden!
Ich gestehe, dass ich von Euch gekitzelt werden möchte. Sinnlos, aber ich kann nichts dafür: wie ein anderer ein Gefallen daran findet, Tempel, Treppen, Intrigen, Automobile, Landwirtschaft, Prophezeiungen, Moral, Revolver zu schaffen.
Kitzelt mich mit Eurer unflätigen Schätzung, kitzelt mich, weil ich ohnehin sterbe und zum Teufel gehe ich lieber gekitzelt als ungekitzelt.
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Meridian, Heft 3, Juli 1934, S. 17-18