Pauls Tagebuch
Rechtlicher Hinweis: Der Betreiber dieser Seite und Verfasser der Tagebucheinträge möchte sich ausdrücklich von einigen der hier geäußerten Meinungen distanzieren, von anderen hingegen nicht.
Furchtlose Reiter
26.1.06
Die etwas andere Exotik:
Trend
23.1.06
Vorgetäuschte Entführungen sollen sehr lukrativ sein, wenn man der Internet-Boulevardpresse glaubt.
Es ist nur eine Frage der Zeit, glauben Sie mir, bis wir die erste vorgetäuschte Enthauptung erleben. An der dazu notwendigen Technik soll angeblich bereits gefeilt werden…
Rückreise
15.1.06
Haben wir Streumittel im Auto?” fragte mich Vera vorgestern während unserer Reisevorbereitungen.
“Streumittel? Wir haben Winterreifen, Vierradantrieb, Schneeketten, einen Klappspaten, eine Seilwinde und eine Gummimatte dabei. Das dürfte reichen. Soll ich etwa auch ein Stück Straße mitführen?”
“Das ist kein Spaß, ich habe es letzte Woche im Fernsehen gesehen. Die Ungarn lassen keinen rein, der ohne Winterreifen, Schneeketten und Streumittel reist. Außer ungarische Staatsbürger, versteht sich.”
“Die haben einen am Appel. Aber ich nehme in Gottes Namen einen Eimer Sand mit. Ich hoffe, es wird als Streumittel durchgehen. Das Zeug läßt sich doch wunderbar streuen.” Seit mir einmal wegen einer unbezahlten Geldstrafe von umgerechnet 10 € die Einreise nach Ungarn verweigert wurde, bin ich nicht mehr bereit, irgendwelche Risiken einzugehen.
Gestern reisten wir dann, ein und aus. Niemand fragte uns nach irgendeiner Winterausrüstung. Streuen mussten wir auch nicht, weil weit und breit kein Schnee zu sehen war. Der ohnehin erdrückenden Unordnung dieser Welt fügten wir jedoch einen Eimer mit Sand hinzu, der nun am völlig verkehrten Platz weilt. Vielleicht nehme ich ihn bei meiner nächsten Reise wieder mit.
Pause
28.12.05
Bis zum 16.1.06.
Frohes Neues Jahr!
Kaleidoskop
27.12.05
Auf N24.de gibt es häufig blödsinnige Meldungen. Eine solche Ansammlung herzhaften Blödsinns wie heute habe ich aber selten erlebt. Und das Traurige dabei ist, es liegt nicht immer am TV Sender bzw. an seiner Internetpräsenz. So sind sie halt heute, die Nachrichten.
Im Beitrag „Österreich soll EU-Verfassung retten“ wird die Hoffnung geäußert, daß die Regierung in Wien und der österreichische Bundeskanzler Schüssler, begünstigt durch die kommende EU Ratspräsidentschaft in 2006, einen entscheidenden Beitrag zur Überwindung der EU Krise leisten könnten. Schüssler??? Ich würde ihm auch dann nicht viel zutrauen, wenn er nicht den Jörg Haider „eine konstruktive Persönlichkeit“ genannt hätte. Bei dem Namen…
Susanne Osthoff, die für teures Geld freigekauft wurde, gehört nun dem deutschen Volk und soll gefälligst nach Hause kommen:
Unterdessen appellierte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) an Osthoff, nicht in den Irak zurückzukehren. “Nach intensiven Anstrengungen vieler Beteiligter über drei Wochen, die schließlich zu ihrer Freilassung führten, hätte ich wenig Verständnis, wenn Frau Osthoff sich erneut in eine Gefahrensituation begeben würde”, sagte er am Montag in Berlin.
“Amazon-Gründer will Weltraum besiedeln”:
Zunächst sollen die Raumfahrzeuge nur das erdnahe All erkunden, das erklärte Ziel von Bezos ist allerdings die Kolonialisierung des Weltraums.
Wenn man Amazon kennt, dann erscheint einem das Wort „Kolonialisierung“ in dieser Meldung durchaus angebracht.
Gerhard Schröder kriegt den Hals nicht voll und will dem U2 Bonobo Konkurrenz machen:
Die Harry-Walker-Agentur vertritt zahlreiche Prominente, darunter die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, Gerald Ford und Jimmy Carter. Auch der neunmalige Olympiasieger Carl Lewis, U2-Sänger Bono und Hollywood-Legende Lauren Bacall können über die Agentur gebucht werden.
Die Natur hat schon wieder geschlampt. Totzdem gute Nachricht für alle, die den Tod fürchten, denn ihr
Leben wurde um eine Bonussekunde verlängert. „Neues Jahr beginnt mit Extrasekunde“:
Atomuhren funktionieren präziser als die Erdrotation.
Der Erdball, der sich bei seinem Umlauf um die Sonne täglich einmal um sich selbst dreht, schwankt und torkelt dabei ein wenig und gerät damit ganz leicht aus dem Zeittakt. Das geschieht unregelmäßig und in nicht vorhersehbarem Ausmaß und kann nicht vorausberechnet werden.
„Papst Benedikt hat seinen Stil gefunden“. Das ist, wenn Sie mich fragen, nach achtmonatiger Suche nicht weiter verwunderlich.
Das Folgende aber. Unglaublich! „Geschmackvolles Geschenk für Victoria Beckham“!! Von David Beckham!!!
Das genauere Studium der Nachricht führt jedoch zu dem Schluß, daß das Geschenk lediglich geschmackhaltig war:
Nun soll David Beckham seiner Frau Victoria so einen Schokobrunnen zu Weihnachten geschenkt haben, berichtet der Onlinedienst “Ananova”. Gefunden habe er das geschmackvolle Präsent dank seines persönlichen Einkaufsberaters bei Harrods.
Bei der Meldung „Frau bewahrte Ehemann im Koffer auf“ stellt sich heraus, daß der Ehemann nur deswegen so pflegeleicht war, weil schon tot.
Der Beitrag “Frau verschluckt Handy” läßt uns wissen, daß Handys, ob nun freiwillig oder unter Zwang, nicht leicht zu schlucken sind.
Und schließlich unter dem Titel „Rod Stewart beerdigt Plazenta“ wird wenigstens die Hoffnung geäußert, daß es sich um eine PR Ente handelt.
Bemerkenswerte Worte
18.12.05
Innenminister Schäuble verteidigt im Deutschlandfunk seine Vorschläge, Informationen von fremden Geheimdiensten auch dann zu verwerten, wenn Verdacht besteht, daß sie unter Folter gewonnen wurden. Seine Argumentation, daß ansonsten nicht das Mögliche in der Prävention von gefährlichen Anschlägen getan wurde, ist selbstentlarvend. Nach dieser Logik müßte auch das Verbot der Folter aufgehoben werden. Aber zackzack.
Der Chef der Polizeigewerkschaft Konrad Freiberg(?) kommentierte den ebenfalls von Schäuble vorgeschlagenen Einsatz der Bundeswehr bei der Fusballweltmeisterschaft mit der Bemerkung, daß sich die Bundeswehr nicht einmal selbst schützen könne. Sie überlässt nämlich die Bewachung ihrer Einrichtungen privaten Schutzdiensten. (Also hat die von mir angesprochene Privatisierung der Bundeswehr doch begonnen!)
Schlamperei
17.12.05
Wenn ich mich nicht verhört habe, dann fehlen der Bundeswehr bei der aktuellen Inventur 70 000 Munitionskisten. Strenggenommen fehlt nur der Inhalt davon, die Kisten sollen ja da sein.
Aus eigener Erfahrung (habe eine solche Kiste vom Großvater geerbt) kann ich nur sagen, daß sich leere Munitionskisten sehr gut für die Aufbewahrung von Werkzeug eignen.
Merke: Eine leere Munitionskiste ist eine gute Munitionskiste
Dazu muß man allerdings den Inhalt auf humane Weise entsorgen. Abfackeln in der Sylvesternacht (am besten zusammen mit dem Munitionsdepot) wäre hier allemal besser, als das Zeug klauen zu lassen.
Es ist in diesem Zusammenhang bloß eine Frage der Zeit, bis die ersten Rufe nach einer Privatisierung der Bundeswehr nach den Beispielen der Deutschen Post (bereits erledigt) und Justiz (in Bearbeitung, wir berichteten an dieser Stelle) verlauten werden.
Gäbe es dann weniger Schlamperei? Blöde Frage, im Gegenteil. Wie auch immer, eine privatisierte Bundeswehr käme wenigstens auf den Gedanken, die leeren Kisten an Hobbybastler zu verkaufen. Ich hätte gern noch ein paar davon.
Neues von Bob Dylan
15.12.05
Der Musiker, der gelegentlich völlig zu Unrecht “Der Sänger ohne Stimme” genannt wird (diese Ehre gebührt eindeutig Eric Clapton), versucht sich nun als Radiomoderator mit einer eigenen Musiksendung. Man wird ihn, wie immer, nicht verstehen.
Starkes Stück
14.12.05
Heute morgen hörte ich im Radio SWR1 RP (so weit geht mein Lokalpatriotismus nicht, daß ich mir Radio Regenbogen antue), daß der iranische Präsident Ahmanidedschad(!) seine antiisraelischen Äußerungen bekräftigt hat. Das habe ich wirklich gehört, der Sprecher hat den Namen sogar drei mal wiederholt.
Das ist ungeheuerlich. Irgendwann verhaspelt sich noch einer und nennt ihn Ahmadinnedschihad. Solche Versprecher, die die internationalen Gepflogenheiten aufs Gröbste verletzen, könnten die deutsch-iranischen Beziehungen ganz schön belasten.
Fehlschluß
7.12.05
Heute las ich voller Erwartungen den Titel: „Privates Management hinter Gittern“ und dachte, endlich ein Fall von Gerechtigkeit auf dieser Welt, denn diese Halunken, ob privat oder nicht, gehören definitiv hinter Gittern. Alle. Na ja, fast alle.
Der Artikel enttäuschte mich dann, weil es sich dabei lediglich um halbprivate Haftanstalten handelt. (Halbprivat wohl deswegen, weil die Wärter und insbesondere die Insassen nach wie vor vom Staat bereitgestellt werden.)
Der allgemeine Trend zum Out-sourcing ist wohl nicht zu stoppen. Interessanter Gedanke: Eine vollständige Privatisierung der Justiz.
In eigener Sache
6.12.05
Habe heute festgestellt, daß die Suchfunktion auf meiner Seite unzuverlässig arbeitet. Bitte um Verständnis. Werde bald für Ersatz sorgen.
Nachtrag vom 6.12.05: bereits erledigt
Finanziell-strafrechtliche Berechnung
4.12.05
RWE soll in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg, Fachbereiche Materialforschung und Rechtswissenschaften, eine neue Meßgröße für die Festigkeit ihrer Hochspannungsmasten eingeführt haben: KjK (Kilojahre Knast). Die Finanzexperten des Unternehmens haben ermittelt, daß sich eine Sanierung erst ab einem Wert von 1,00 KjK pro Mast lohnt.
Das sei gelogen, sagen Sie? Na ja, nicht ganz.
Die planbare Katastrophe
3.12.05
Das Fernsehen hat es schwer. Mit Katastrophenbilder allein kann man heute keinen Blumentopf mehr gewinnen, erst recht nicht, wenn das unspektakuläre Erdbeben in abgelegenen Dörfern oder Chemieunfälle mit farblosen Flüssigkeiten sind. Der 11. September, der jüngste Tsunami, ja, das waren schöne Bilder, da konnte man schon von einer Ästhetik des Schreckens reden. Aber auch solche Ereignisse haben einen Haken: sie sind nicht vorhersehbar und finden häufig zu Unzeiten statt, manchmal sogar mitten in der Nacht. Überlegen Sie mal, was passiert wäre, wenn die Terroristen ihren Anschlag vom 11.9. rechtzeitig angekündigt hätten: CNN hätte Zeit gehabt, so viele Kameras aufzustellen, wie ARD das bei einem Fußballspiel mit Beteiligung der deutschen Mannschaft tut, und wir hätten uns freigenommen und das Ereignis live verfolgen können. Oder beim Tsunami: Wäre eine live Übertragung mit Unterwasserkameras, bei welcher ein paar Kameramänner selbst draufgehen und die Kameras trotzdem weitersenden, nicht das ultimative Spektakel schlechthin gewesen?
Das Fernsehen versucht es nach Kräften, diese mangelhafte Vorhersehbarkeit zu kompensieren, in dem es immer live dabei ist, wenn eine Katastrophe möglich erscheint, so z. B. bei der einen oder anderen Notlandung eines Flugzeugs. Das Problem ist nur, daß es für die Fluggesellschaften im Moment – trotz astronomischer Fernsehübertragungsrechte – offensichtlich immer noch rentabler ist, ihre Maschinen zu retten und den Schadenersatzforderungen der Angehörigen zu entgehen. So lange sich an dieser Situation nichts grundlegendes ändert, wird eine realitätsnahe und kundengerechte live Berichterstattung allein dem Zufall überlassen.
Und noch eine
28.11.05
Ich lese gerade den Titel:
EHRGEIZIGE PLÄNE
2020 wollen Chinesen Mond betreten
Wirklich? Alle?
Gehässigkeit
28.11.05
Altkanzler Kohls heutige Signierstunde in Mannheim fällt aus. Konnte er sich nicht den linken Arm brechen? Was machen jetzt die vielen Leute mit dem angebrochenen Tag?
Ein Sprecher Kohls berichtete, dass der Altkanzler eine für Montag geplante Signierstunde seiner Biografie “Erinnerungen 1982 – 1990” in Mannheim abgesagt habe. Es sei noch unklar, welche Termine er in den kommenden Wochen wahrnehmen könne.
Nachhaltigkeit
26.11.05
Der neue SPD Chef Matthias Platzebo äußerte sich zu den jüngsten Ausverkaufsplänen der rot-schwarzen Bundesregierung sinngemäß:
“Daß wir verkaufen müssen, stand schon fest. Das müssen wir aber mit Nachhaltigkeit betreiben.”
Jawohl, Nachhaltigkeit muß bei so einem Geschäft sein. Wo kämen wir denn hin, wenn der Käufer den Schrott zurückgeben könnte?
Der Winter ist da
25.11.05
Draußen liegt der erste Schnee dieses Winters, für meine Kleinen der erste ihres Lebens. Ihre Reaktion darauf war anfangs sehr unterschiedlich: während Susi reinbiß, um zu prüfen, ob das Zeug eßbar ist, fand Ricky sofort raus, daß man mit der Schnauze Schneebälle formen und in die Luft schleudern kann. Später waren sie beide einer Meinung, nämlich daß es sich im Schnee unwahrscheinlich gut toben läßt. Bonny und ich, abgebrüht wie wir sind, guckten nur blasiert zu.
Peinlich
24.11.05
Damit wir uns richtig verstehen: Am Peinlichkeitsgrad der jüngsten deutschen Multimediakampagne wird sich durch die Entdeckung dieses Bildes – aus verständlichen Gründen (einfache Prozentrechnung) – nicht viel ändern. Die Verursacher sollten sogar froh sein, daß sie jetzt einen Grund haben, der Peinlichkeit ein Ende zu setzen.
Knufft mich bitte einer?
23.11.05
Heute habe ich die Sprachschöpfung “Verschlagwortung” gelesen.
Der Intellektuelle
22.11.05
Präsident G.W. Bush soll gerüchteweise bei diesem Auftritt von Joachim Fuchsberger gedoubelt worden sein.
O,tempora! Sapienti sat.
21.11.05
War gestern wie sonntags üblich mit den Hunden im freien Feld. Nachdem die Kleinen ein Pferd zu Tode erschreckt haben (das arme Tier hat sogar vor lauter Nervosität geblinzelt), habe ich sie zur Sicherheit wieder an die Leine genommen. Dies geschah keine Minute zu früh, da hinter einem großen Holzstapel plötzlich ein Paar mit einem kleinen Hund auftauchte. Der war aber wirklich klein und ulkig, dieser Hund, nicht größer als eine Katze, mit kurzem, weißem Fell, hervorstehenden, traurigen Augen und einem Rattenschwanz ausgestattet. Die Kleinen wollten natürlich mit ihm spielen, derweil sich Bonny ziemlich indifferent gab, da sie so was kleines offensichtlich nicht für eine Gefahr hielt. Mit Mühe hielt ich der Kraft von mittlerweile 35 KH (KiloHund) der Kleinen stand, die wie verrückt zogen. Ich erfuhr, daß er (der kleine weiße Hund) ein künstliches Hüftgelenk habe und deswegen nicht mit anderen Hunden spielen dürfe, weil das u.U. kaputtgehen könnte. Ich zerrte meine Bestien weg, wünschte guten Tag und lief weiter.
“An dem könnte viel mehr kaputtgehen, wenn meine Kleinen mit ihm spielen würden” dachte ich. Was bringt den Menschen nur dazu, solch hilflose, kaum lebensfähige Hunderassen zu züchten?
Mit derartigen Gedanken beschäftigt, kam ich wieder ins Dorf zurück. Auf der anderen Straßenseite liefen mir drei Mädchen entgegen, geschätzt so zwischen 13 und 16, genauer kann man das heutzutage so wie so nicht raten.
“Hübsche Hunde” sagte das Erste. “Mhm” sagte das Zweite. Das Dritte sagte gar nichts, spuckte nur aus.
Ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, das ausspuckt. Nie. Vielleicht war es aber “nur” Kaugummi, ein Zitronenkern oder ein ausgeschlagener Zahn, ich hatte wenig Lust, es nachzuprüfen. Es sah jedenfalls richtig gekonnt aus.
Entropie oder Wenn das Moffa zum Mopped wird
20.11.05
Wenn man sich durchs Internet bloggt, in dem man diesen Links folgt, die jeder Blogger als “befreundete Seiten” deklariert, so erwartet man für gewöhnlich, daß die Qualität der besuchten Seiten im Durchschnitt zunimmt, denn, so denkt man sich in seiner Naivität, der Mensch sollte doch nach oben blicken und nach Besserem streben. Pustekuchen. Die Gesetze der Thermodynamik gelten offensichtlich auch im Internet. Mit jedem Klick stellt man fest, daß Geist und Geschmack noch ein Stück weiter degeneriert sind.
Gelegentlich wird man trotzdem belohnt, so wie etwa hier, auch wenn das nicht unbedingt aus Qualitätsgründen geschieht.
Traum (IV)
19.11.05
Ich war nicht ich, ich war ein Anderer. Ziemlich beschissene Situation, kann ich nur sagen.
Die Stimme sagte zu mir:
“Du mußt als erstes herausfinden, wer Du bist. Dann such den Typen auf und schließe Freundschaft mit ihm.”
Das klang absolut logisch.
Nachher träumte es mir was anderes. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, was.
Zweifelhafte Normalität
18.11.05
Die französische Polizei erklärt die Unruhen für beendet:
Die Lage im ganzen Land sei zum Normalzustand zurückgekehrt, hieß es nach Angaben der nationalen Polizei. Die in der Nacht zum Donnerstag angezündeten 98 Fahrzeuge entsprächen “dem nationalen Durchschnitt einer normalen Nacht”.
Glück…
17.11.05
…für die Türken, daß die Schweiz nicht zur EU gehört.
Wenn die letzten Hüllen fallen…
15.11.05
Es tut mir leid, wenn ich manchen Leser, der bei diesem Titel etwas unanständiges erwartet, mit diesem Eintrag enttäusche. (Wobei, wenn ich richtig überlege, unanständig ist das Ganze schon, nur halt auf eine andere Art, als die üblichen Sauereien.)
Die Zeiten, in denen man für seine chauvinistischen Witzchen noch Fantasievölker bzw. -länder erfand, sind endgültig vorbei. Heute wird Roß und Reiter genannt. Hat man Pech und gehört man zufällig zu den als Kasachen bekannten, bemitleidenswerten Barbaren, so muß man eben einiges über sich ergehen lassen. Das sind ähnlich dumpfe Vorurteile, wie sie früher den Juden gegenüber gehegt wurden. Davon wird beim Publikum das gleiche kehlige, aus den Lenden hochsteigende Lachen hervorgerufen, das junge Neonazis an den Tag legen, wenn sie einen Tippelbruder oder einen Farbigen zu Tode prügeln. Denn das ist reine Gewalt, und Gewalt fasziniert.
“Frauen würden in dem Land in Käfigen gehalten, Wein würde aus gegorener Pferdepisse gewonnen und man erschieße erst einen Hund, um dann eine Party zu feiern.”
Und natürlich, fast hätte ich das vergessen, müssen die Kasachen, so wie sich das für Moslems auch gehört, allesamt antisemitisch sein, was denn sonst.
Die Menschen haben offensichtlich gar nichts aus der Geschichte gelernt, definitiv nicht. (By the way: Auch die Juden nicht. Oder, Sacha Baron Cohen?)
Im Hundesportverein
13.11.05
Ein sonniger Vormittag, den ich zusammen mit vielen Menschen und noch mehr Hunden verschiedenster Rassen auf dem Hundeplatz verbracht habe, gab mir u.a. die Gelegenheit zu erfahren, daß unter den Ahnen von Susi auch ein Maultier gewesen sein muß, so stur könnte sie sonst doch gar nicht sein.
Als das Welpentrainig zu Ende war, haben wir noch eine Weile zugeschaut, wie Schutzhunde ausgebildet werden. Der eine Trainer (bzw. in manchen Fällen der Hundebesitzer selbst) gab die Kommandos, während der andere den Bösewicht spielte, der sich hinter einem Hindernis versteckt hielt. Verschiedene Hunde kamen dran, fanden den Missetäter, stellten ihn oder griffen an, je nach Kommando.
Ein Rottweiler verbiß sich dermaßen im schwer geschützten Arm des Bösewichts, daß er auf das Kommando seines Herrchens, loszulassen, nicht mehr reagieren wollte. Nach drei erfolglosen Versuchen wurde es dem Bösewicht dann zu viel. Er stieß ein energisches “Platz!” hervor, woraufhin der Hund sich brav hinlegte und anfing zu schwänzeln.
Und das ist gut zu wissen, auch wenn man sich nicht als Einbrecher betätigen will. Wäre eine ganz einfache Methode auch für Briefträger, Installateure, Maler und sonstiges Gesindel, ihren Hosenboden zu retten, wenn sie halt nicht so ängstlich wären…
PS Ich mag Hunde, sie sind so authentisch. In den sltensten Fällen, wo sie aggressiv reagieren, brauchen sie keinen kulturellen oder sonstigen Vorwand, um ihre Aggression auszuleben.
Ihr werdet’s schon noch merkeln…
11.11.05
Heiliger Zorn
11.11.05
Die deutschen Medien haben sich anläßlich der Ausschreitungen in Frankreich in ihrer gewohnt besserwisserischen Manier gegenseitig überboten, Erklärungen darüber abzugeben, was die Franzosen alles falsch machen und warum so etwas in Deutschland nicht passieren kann. Es hat nicht viel gefehlt, und sie hätten von einem “Heiligen Zorn” der Jugendlichen gesprochen. (Vielleicht haben sie’s sogar getan und ich weiß es nur nicht.)
Dabei ist der Zorn der jungen Maghrebiner vielleicht erklärbar, aber ganz und gar nicht heilig, genausowenig wie jede andere Form von Terrorismus auch. Was kann schon heilig daran sein, wenn man schlicht die Gelegenheit nützt, den Selbsthaß in einen Haß gegen alle und alles umzuwandeln, und diesen Haß auch rücksichtslos und möglichst spektakulär inszeniert?
Warum das Ganze in Frankreich und nicht in den Ursprungsländern der Immigranten passiert, wo die Perspektiven der Jugend noch katastrophaler sind, das hat nur zum Teil mit dem unverblümten französischen Chauvinismus zu tun. Autos und Schulen brennen bekanntlich viel besser als Sand.
Durcheinander
9.11.05
Heute morgen las ich auf einer schwarzen Tafel, die bei uns im Dorf an der Außenwand des Hotels “Schwegenheimer Hof” hängt, die lapidare Ankündigung:
“Heute Ganzbraten!”
In meinem Kopf entstand sofort das Bild einer riesigen Feuerstätte, wo ein ganzer Ochse (aufgespießt und langsam mittels einer überdimensionalen Kurbel über der Glut gedreht) nach und nach von hungrigen Gästen abgesäbelt wird, sobald das Fleisch auch nur handwarm wird.
Ich hatte aber in dem Moment schon die Gewißheit, daß es sich um arme Gänse handelt, die wohl aus einem dunklen Stall kommen – wir haben schließlich die Vogelgrippe – und das Tageslicht nur kurz sehen, bevor sie im Bräter landen.
Schrecklich, diese Vogelgrippe.
Schrecklich auch, wenn Pfälzer versuchen, Hochdeutsch zu schreiben. (Wobei, höre ich gerade, dieser besagte Pfälzer aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen soll. Ob das die allgemeine Lage besser oder eben noch schrecklicher macht, darüber muß ich noch nachdenken.)
Frische Fotos…
8.11.05
… von den Vierbeinern und Einweihung der Digitalkamera: Fely, Susi und Ricky. Bonny war müde und schlief schon.
Hygienemaßnahmen
7.11.05
Ich habe mich nach etwa einem Jahr Pause heute morgen wieder kurz bei nensch.de angemeldet, um mein (virtuelles) Profil zu bereinigen.
Bei der Gelegenheit habe ich beschlossen, auch hier im Tagebuch aufzuräumen, wobei ich alle nensch-Einträge zu einem einzigen Filezusammengestellt habe, das (bis auf einen kurzen Text, den ich evtl. noch zu schreiben gedenke) nicht weiter fortentwickelt werden soll. Ich glaube, dem Tagebuch kommt das zugute, mir persönlich allemal.
Schuldbekenntnis
6.11.05
Beschauliches Dorfleben
5.11.05
Gestern abend sind wir spazieren gegangen, Vera und ich. Besser gesagt: wir gingen mit drei unserer vier Vierbeinern gassi. (Der vierte im Bunde, nämlich die Katze Fely, läuft höchstens bis zum Tor mit.)
Vorm Bürgerhaus, genau an der Stelle, wo vorgestern ein Nachbar von paar betrunkenen Jugendlichen mit einer Bierflasche am Kopf verletzt wurde, hörten wir Gesang. Ein Männerchor versuchte sich im großen Saal an “Kalinka”.
“Singen ist immerhin besser als Saufen, auch wenn’s nicht gerade berauschend klingt” urteilte ich weise.
Schon während ich das sagte fiel mir auf, daß das, was ich von mir gab, reiner Blödsinn war. Man kann nämlich wie ein Gott singen, malen, schreiben oder anderen Künsten frönen, und nebenbei trotzdem saufen, Köpfe einschlagen und sonstige Nettigkeiten veranstalten.
“Komm, laß uns heute eine große Runde machen” sagte ich, auf einmal verärgert.
Wir bogen nach links über den alten Damm, liefen an den Sportplätzen und am Reiterplatz vorbei und bogen erneut nach links in Richtung Jugendtreff. Hier wurde vor einer Woche eingebrochen, wobei die ungebetenen Gäste alles mitnahmen, was nicht niet- und nagelfest war. Lebensmittel, Getränke, Stereoanlage, Fernseher.
Dann bogen wir noch einmal nach links über den Kerweplatz, wo sich jeden Abend die Halbstarken mit ihren getunten Golf GTI treffen.
Ein letztes Mal bogen wir dann, wieder nach links, in unsere Straße ein. Wären wir stattdessen geradeaus gelaufen, so wären wir nach etwa einem Kilometer zum Discounter gekommen, in dem bei einem Raubüberfall eine Kassiererin ermordet wurde. Das liegt allerdings schon fast ein Jahr zurück.
Begriffsverwirrung
2.11.05
Ich mag Leute, die alles erklären können, insbesondere wenn sie das auf physikalische Weise tun, nicht. Für mich gibt’s keinen blöderen Spruch als “Physik ist alles”. Nehmen Sie das aber nicht zu ernst. Das basiert wohl auf meinen Minderwertigkeitskomplexen, da ich bloß Chemiker bin.
Denn das Klima der Erde ist thermodynamisch betrachtet nichts anderes als eine gigantische Maschine.
Wenn Klima eine “gigantische Maschine” ist, ist Sprache das etwa auch? Noch größer als gigantisch? Sogar zu groß für einen Physiker?
Naheliegend
2.11.05
Präsident G.W. Bush hat die Vogelgrippe zur Chefsache erklärt. Er wird wohl einen Grund dafür haben.
Die Linken sind nicht link genug
1.11.05
Ein gewisser Rüdiger Suchsland beklagt in seinem Artikel “Der politische Selbstmord der SPD”, u.a. daß:
[ ] starke Personen opfern sich selbst auf dem Altar fragwürdiger vormoderner Werte wie “Ehre” und “Konsequenz” [ ]
Das ist ein Ding! So gesehen sind die wahren Linken eher die Neoliberalen.
Er zählt außerdem auf, dieser gewisse Rüdiger Suchsland, was die SPD alles hätte erreichen können, vor und nach der Wahl vom 18.9.05 und überhaupt, wenn sie nur ihn, den gewissen Rüdiger Suchsland, gefragt hätte. Das Abschlußzeugnis ist vernichtend:
[ ] Doch die SPD hat es nicht verstanden, ihre Programmatik fortzuschreiben, ihre Werte zeitgemäß zu definieren. Stattdessen flüchtet sie sich nun, auch auf der SPD-Rechten, ins Fegefeuer aus Pragmatik und Idealismus. [ ]
Fragt sich nur, wem das Zeugnis gilt.
Hier in der Pfalz haben wir (ich hoffe immer noch auf meine Einbürgerung) für so wirres Zeug einen Namen: Dummbabbeln. (Hoffentlich habe ich das Wort richtig geschrieben. Man muß gute Sprachkenntnisse vorweisen.)
Trostlosigkeit
30.10.05
Ich war heute in einem Pflegeheim für “Senioren” jemanden besuchen.
Als wäre das Ganze nicht so schon schlimm genug, hängt im Flur ein Abreißkalender mit einem Spruch von Rousseau:
“Es gibt nichts liebenswürdigeres als die Tugend”
Ich persönlich hasse tugendhafte Menschen und, so weit ich das beurteilen kann, wird dieses meine Gefühl auch von den meisten Mitmenschen geteilt. Man kann also eher behaupten, daß es nichts anderes auf dieser Welt gibt, das für jemanden, der geliebt werden möchte, kontraproduktiver sein könnte, als tugendhaftes Verhalten.
Merke: Willst Du geliebt werden, so verstecke deine Tugenden gut und lege Dir ein paar liebenswürdige Schwächen zu. Die Mitmenschen werden Dich als einen von ihnen erkennen und lieben.
Ich habe noch Stunden nach diesem Besuch nachgedacht, wie die pflegebedürftigen “Senioren”, deren Tugenden schon lange vom Sediment des Gebrechens unwiederbringlich erstickt wurden, wohl zu diesem Thema stehen. Ob die überhaupt noch etwas liebenswürdig finden können. Ich hoffe, ich werde es nie erfahren.
Darauf habe ich mir einen strammen Whisky genehmigt.
Korrektur
28.10.05
Rache ist süß
28.10.05
Der Revoluzzer
27.10.05
Sie kennen den Typ. Pazifist, Artist, Nihilist, Anarchist, Kommunist, Satanist und Verbalterrorist in einem. Vielleicht auch Onanist, wer will das aber schon wissen.
Bereits nach kurzer Zeit wurde er im Betrieb bekannt wie ein bunter Hund, obwohl er schon damals so gut wie immer in schwarz herumlief.
Die ausgefallenen Sachen, die er trägt, das viele metallbeschlagene Leder, seine auffälligen Ringe, seine langen Halsketten und insbesondere die Brille mit der runden, nach Ebenholz aussehenden Glaseinfassung und den gelbbraunen Hornbügeln, das alles läßt ihn eher als Paradiesvogel erscheinen, als wenn er einen Irokesenschnitt, grüngefärbte Haare und Lilaanzüge trüge.
Er ist groß, spindeldürr, schlaksig und kommt einem aus einem unbestimmbaren Grund nicht ganz fertig vor. Aus einem dunklen, mit breiten Backenknochen und schwerem Kinn ausgestatteten Gesicht, aus dem ein Zahnstocher und eine spitze Nase herausragen, gucken zwei ebenfalls dunkle Augen einen frech und nicht besonders intelligent an. Seine männlichen Kollegen mögen ihn überhaupt nicht. Die Frauen, die ihn näher kennen, mögen ihn auch nicht. Die Frauen, die ihn nur vom Sehen oder Hören kennen, und das sind die meisten, mögen ihn um so mehr. In seinem Betrieb reden wir von paar Tausend Frauen, sie werden ihn später in den Betriebsrat wählen.
Zu seiner allgemeinen Bekanntheit trug in seinen ersten Arbeitsjahren am meisten seine triebhafte Betätigung im Intranet bei. Er veröffentlichte ständig irgendwelche Kommentare zum Tagesgeschehen, Glossen, eigene Bilder und so Zeug, und befand sich fast immer mit jemanden im Streit, weil er so ziemlich über alle und alles lästerte. Sein direkter Chef hatte alle Hände voll zu tun, um die vielen mehr oder weniger offiziellen Beschwerden abzuwiegeln.
Seine politische Karriere fing an, als die Firma verkauft wurde. Die Unsicherheit über die Erhaltung der Arbeitsplätze entlud sich in allgemeine Hysterie, und der Revoluzzer entdeckte auf einmal seine messianische Ader. Von da an sprach er nur noch von Solidarität, wobei es nicht ganz klar war, wer mit wem solidarisch sein sollte, jedenfalls stellte er, wohl angesichts der allgemein drohenden Arbeitslosigkeit und als Zeichen seiner allgemeinen Solidarisierung (mit wem auch immer), seine Tätigkeit im Labor vorsorglich jetzt schon gänzlich ein. Seine direkten Kollegen fanden das wenig solidarisch und sein Chef gab ihm einen Schuß vor den Bug. Er renkte sich daraufhin ein wenig ein und verlagerte seine politischen Aktivitäten in die Pausen und in seine Freizeit. Er bastelte und klebte Plakate herum, antichambrierte beim Betriebsrat und bei verschiedenen Führungskräften, verfaßte Schmähschriften an die Adresse der lokalen Geschäftsleitung und büßte nach und nach seinen Sinn für Humor komplett ein.
Dann kam die schicksalhafte Betriebsversammlung, in der die Geschäftsführung zusammen mit dem Betriebsrat die Maßnahmen zum Personalabbau vorstellte. Die Halle war überfüllt, die Stimmung aufgeladen. Der Vorsitzende der Geschäftsführung, ein arroganter und ziemlich unangenehmer Bursche, der jedoch im eigenen Überlebenskampf gegen die Konzernleitung auch einiges für die Belegschaft herausgeholt hatte, verkündete, daß es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde, da die Reduzierung der Personaldecke durch die üblichen Methoden wie Vorruhestand, natürliche Fluktuation, Zahlung von Abfindungen, Versetzungen zu anderen Standorten usw. abgedeckt werden könnte. Blah, blah, blah.
In diesem Moment stand unser Held auf und – seine Worte am Zahnstocher vorbeipressend – bescheinigte dem Vorsitzenden wortwörtlich, daß er (der Vorsitzende) verdammt keinen Arsch in der Hose hätte. Dann sprach er den betroffenen Kollegen seine Solidarität aus und forderte zum Kampf auf. Der Vorsitzende nahm das nach außen gelassen hin und erklärte nach Beantwortung einiger Fragen seine Präsentation für beendet. Die Betriebsräte, die ihre Fälle wegschwimmen sahen, gaben sich in den anschließenden Erklärungen betont kämpferisch. Für die meisten unter Ihnen war die Sache mit der Wiederwahl nunmehr aber endgültig gelaufen.
Der Bereichsleiter und überüberüberübernächster Chef unseres Helden entriß ihm in den nächsten Stunden nach der Betriebsversammlung das Versprechen einer Entschuldigung und arrangierte ein Telefongespräch mit dem Vorsitzenden, das am gleichen Tag auch stattfand.
Ab jetzt fing unser Revoluzzer an, über die lokale Geschäftsführung ausschließlich in respektvollem Ton zu reden. Er verlagerte seine Angriffe in Richtung Konzernleitung und wurde kurze Zeit danach mit überwältigender Mehrheit in den Betriebsrat gewählt, wo er auch heute noch schwerpunktmäßig für den Datenschutz verantwortlich ist. An dieser Front kämpft er, beseelt von seinem heiligen Auftrag, gegen jegliche Liste, die irgendwelche persönlichen Daten beinhaltet, und sei es auch gegen das Firmentelefonverzeichnis, wenn es sich partout nichts besseres finden läßt. Seinem direkten Chef, der ihm nicht nur einmal aus der Patsche geholfen hatte, fällt er jetzt nonchalant mit Lappalien dieser Art immer wieder in den Rücken.
Die Akzeptanz seiner Person und seines Tuns bei den Kollegen im Betriebsrat ist mittlerweile bescheiden geworden, um das milde zu formulieren. Es wird gemunkelt, daß es drei halbtägige Sitzungen bedurft hat, um ihn vom Vorhaben der Anonymisierung der Gehaltsliste abzubringen.
Die Zukunft macht mir keine Bange mehr…
26.10.05
…denn es gibt, Gott sei Dank, Futurologen, die mich behutsam darauf vorbereiten.
Wobei mir die Sache mit der weiblichen Brust ehrlich gesagt nicht so gut gefällt. Wer weiß, was alles passieren kann, wenn man diese High Tech Dinger anlangt.
Gefunden im Netz
25.10.05
Weidmännische Ethik
25.10.05
Ein Kollege, bei dem meine Vorurteile gegen Jäger eine glänzende Bestätigung gefunden haben, erzählte mir neulich, daß es unter Waidmänner “total verpönt” sei, auf ein unbewegtes Tier zu schießen. Ein Rebhuhn z. B. muß erst vom Hund aufgescheucht werden und wird dann im Flug erlegt. Meine Frage nach dem Warum beantwortete er wortreich mit Argumenten, die im wesentlichen vom “sportlichem Geist” und von der “Chancengleichheit” handelten.
Als ich ihm vorschlug, zwecks eines absolut fairen Kampfes dem Vogel hinterherzufliegen, wurde er richtig ausfällig. Wäre ich in dem Moment abgeflogen, so hätte er mich bestimmt erschossen.
PS
Ein äußerst interessantes Ergebnis, das mit meinem gestrigen Tagebucheintrag nichts, aber rein gar nichts zu tun hat, liefert eine Googlesuche mit dem Begriff “weidmännische Ethik”:
“Franzls Abschüsse” von Harald Havas
Kaiser Franz-Josef, ein passionierter Jäger, erlegte, wie das Hofjagdbüro registrierte, stets die weidmännische Ethik achtend bei „Allerhöchsten Hofjagden“ insgesamt 50.520 Tiere.
Darunter:
1.436 Hirsche
2.051 Gämsen
1.442 Sauen
7.588 Hasen
4.597 Kaninchen
18.031 Fasane
8.350 Rebhühner
1.404 Wildenten
Noch 1910, im Alter von 80 Jahren, erlegte „Franzl“ sechs Zwölfender
erstellt am Montag, 19. September 2005 – 08:33:48
Ich wäre mit einem Zwölfender und einigen Sauen(!) schon zufrieden, und bin nicht mal… ähem… lassen wir das lieber!
Schattenforellen
24.10.05 19:15 h
Verdrängung
22.10.05
Die Hysterie um die Vogelgrippe wirkt auf mich nicht nur grotesk, sondern geradezu unanständig. Sensationsgeile Medien, publicitybesessene Politiker und “Wissenschaftler” heizen kräftig an, indem sie von einer “längst überfälligen Pandemie” reden, als wären Virusmutationen zyklische Prozesse, die sich durch ihre Regelmäßigkeit vorhersagen lassen. (Das erinnert an die “längst überfälligen” Erdbeben der Stärke 9 in Tokio oder am Andreasgraben, die seit nunmehr fast 50 Jahren “unmittelbar bevorstehen”.) Die Bevölkerung dreht durch, kauft die Apotheken leer und läßt sich auf Teufelkommraus impfen, egal gegen was, auch wenn’s nur die Krätze ist, Hauptsache impfen.
Was ist passiert? Es gibt eine neue Vogelkrankheit, die in absoluten Ausnahmefällen vom Tier auf den Menschen übertragbar ist, jedoch (im Gegensatz zu SARS) nicht innerhalb der menschlichen Spezies ansteckend wirkt. Weltweit sind gut 200 Fälle mit bisher 60 Toten zu beklagen.
Diese Fakten wirken im Vergleich zur Verbreitung und Mortalität von AIDS einfach lächerlich. Oder im Vergleich zur jüngsten wirklichenErdbebenkatastrophe:
Nach den jüngsten Angaben der pakistanischen Regierung wurden bei dem Erdbeben vom 8. Oktober rund 50.000 Menschen getötet und 74.000 verletzt. Drei Millionen Menschen wurden obdachlos.
Vom millionenfachen Hungertod will ich hier gar nicht reden, daran haben wir uns schon lange gewöhnt.
Vielleicht soll das Ganze aber – bewußt oder unbewußt – genau von diesen wirklichen Katastrophen ablenken. Oder vom Klimawandel. Das sind bereits verlorene Schlachten.
Die große Befreiung (Der volldigitale Mensch)
17.10.05
Etwas exaltiert ist das schon:
“[ ] Jedesmal, wenn ein Organ – oder eine Funktion – sich von einer alten Verpflichtung befreit, erfindet es etwas Neues. Als die Pfote oder Hand durch den aufrechten Gang von der drückenden Last des Stützens oder Gehens befreit ist, verändert sie sich; sie wird zum Greiforgan und formt schließlich das Werkzeug; als Mund, Kinn oder Maul durch die aufrechte Körperhaltung von der vitalen Notwendigkeit des Zupackens befreit sind, da beginnen sie zu sprechen. Das Gedächtnis befreit sich gleich dreimal: bei der Entstehung der Schrift, durch die Entdeckung des Buchdrucks und nun durch den Computer. [ ] Zu welchen Neuerungen wird das dritte Vergessen führen? [ ]”
(Michel Serres, Die fünf Sinne, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993)
Können Sie sich denken, lieber Leser, von welcher Last der Computer Sie befreit hat? Nein? Das dachte ich mir.
PS
Auch die Befreiung von der Arbeit und die Entwicklung des Menschen hin zu einem kommunizierenden Engel sind bereits im vollen Gange. Die Apotheose der menschlichen Geschichte hat schon begonnen:
“[ ] Die Woche, die im Neolithikum begann, ist zu Ende; jetzt ist Sonntag, die Jahre der Ruhe beginnen. [ ]”
(Michel Serres, Die Legende der Engel, Insel, Frankfurt am Main 1995)
Jetzt fange ich selbst an, zu philosophieren. Der nächste Schritt wird sein, daß sich der Mensch nach und nach von der Natur befreit, indem er in Megalopolis Zuflucht findet, den Wind nur aus der Klimaanlage kennt und den Regen nur in der Dusche. Die Befreiung von der Erde und die Kolonisierung des Alls werden wohl – angesichts der Unzulänglichkeiten unserer irdischen Hülle – nicht vor der Befreiung unseres Geistes vom eigenen Körper stattfinden können. Hier bietet die Synergie zwischen Genetik und künstlicher Intelligenz die ultimative Lösung: Die genaue Formel, also das Kochrezept für den individuellen Geist eines jeden Menschen anhand des genetischen Codes ermitteln, digitalisieren, und ab ins Cyberspace damit…
Trotz allen Ernstes
15.10.05
Die gesammte(!) Arktis schrumpft und gegen die negative Fläche hilft auch kein Tipp-Ex.
Lebenshilfe für Versager
14.10.05
Auch Versager können große Leistungen erbringen. Dafür müssen sie sich lediglich das Gegenteil von dem, was man gemeinhin als große Leistung ansieht, vornehmen, und in ihrem Versagen konsequent bleiben…
PS
Ob das auch im Falle arbeitsloser Juristen mit Durschnittsnote “ausreichend” oder gar “befriedigend” funktioniert, ist jedoch fraglich. Merke: Halbherziges Versagen kann sogar zum Scheitern führen.
Professionalismus
13.10.05