Kollektives Syndrom

Untergangsstimmung nach dem Zusammenbruch der Diktatur. Die meisten Menschen haben alle Hände voll zu tun, das nackte Überleben zu meistern. Viele sind bemüht, sich selbst reinzuwaschen, reich zu werden, Macht zu ergattern. Parteien und Institutionen machen sich gegenseitig für die Katastrophe verantwortlich, die öffentliche Meinung ist vom erbitterten Kampf Aufklärung gegen Verdrängung zerrissen.

In einem Punkt besteht jedoch Einigkeit. Fast alle sind sie bemüht, die wenigen kritischen Stimmen von damals, die vor der schleichenden Machtergreifung gewarnt hatten, herunterzuspielen. Die Begründung ist einfach. „Das konnte man vorab doch gar nicht wirklich wissen.“

(Falls jemand von den Propheten wider erwarten von dem diktatorischen Repressionssystem verschont wurde und doch noch am Leben ist, wird er in gekonnter Manier gesellschaftlich kaltgestellt.)