Tagebuch archiv 7

Pauls Tagebuch

Rechtlicher Hinweis: Der Betreiber dieser Seite und Verfasser der Tagebucheinträge möchte sich ausdrücklich von einigen der hier geäußerten Meinungen distanzieren, von anderen hingegen nicht.

Die große Befreiung (Der volldigitale Mensch)

17.10.05

Etwas exaltiert ist das schon:

 

“[ ] Jedesmal, wenn ein Organ – oder eine Funktion – sich von einer alten Verpflichtung befreit, erfindet es etwas Neues. Als die Pfote oder Hand durch den aufrechten Gang von der drückenden Last des Stützens oder Gehens befreit ist, verändert sie sich; sie wird zum Greiforgan und formt schließlich das Werkzeug; als Mund, Kinn oder Maul durch die aufrechte Körperhaltung von der vitalen Notwendigkeit des Zupackens befreit sind, da beginnen sie zu sprechen. Das Gedächtnis befreit sich gleich dreimal: bei der Entstehung der Schrift, durch die Entdeckung des Buchdrucks und nun durch den Computer. [ ] Zu welchen Neuerungen wird das dritte Vergessen führen? [ ]”

(Michel Serres, Die fünf Sinne, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993)

 

Können Sie sich denken, lieber Leser, von welcher Last der Computer Sie befreit hat? Nein? Das dachte ich mir.

 

PS

Auch die Befreiung von der Arbeit und die Entwicklung des Menschen hin zu einem kommunizierenden Engel sind bereits im vollen Gange. Die Apotheose der menschlichen Geschichte hat schon begonnen:

 

“[ ] Die Woche, die im Neolithikum begann, ist zu Ende; jetzt ist Sonntag, die Jahre der Ruhe beginnen. [ ]”

(Michel Serres, Die Legende der Engel, Insel, Frankfurt am Main 1995)

 

Jetzt fange ich selbst an, zu philosophieren. Der nächste Schritt wird sein, daß sich der Mensch nach und nach von der Natur befreit, indem er in Megalopolis Zuflucht findet, den Wind nur aus der Klimaanlage kennt und den Regen nur in der Dusche. Die Befreiung von der Erde und die Kolonisierung des Alls werden wohl – angesichts der Unzulänglichkeiten unserer irdischen Hülle – nicht vor der Befreiung unseres Geistes vom eigenen Körper stattfinden können. Hier bietet die Synergie zwischen Genetik und künstlicher Intelligenz die ultimative Lösung: Die genaue Formel, also das Kochrezept für den individuellen Geist eines jeden Menschen anhand des genetischen Codes ermitteln, digitalisieren, und ab ins Cyberspace damit…

 

 

Trotz allen Ernstes

15.10.05

Die gesammte(!) Arktis schrumpft und gegen die negative Fläche hilft auch kein Tipp-Ex.

 

 

 

Lebenshilfe für Versager

14.10.05

Auch Versager können große Leistungen erbringen. Dafür müssen sie sich lediglich das Gegenteil von dem, was man gemeinhin als große Leistung ansieht, vornehmen, und in ihrem Versagen konsequent bleiben…

 

PS

Ob das auch im Falle arbeitsloser Juristen mit Durschnittsnote “ausreichend” oder gar “befriedigend” funktioniert, ist jedoch fraglich. Merke: Halbherziges Versagen kann sogar zum Scheitern führen.

 

 

Professionalismus

13.10.05

Ausgelagert

 

 

“Deep Involvement” oder “mitten drin statt nur dabei”

12.10.05

Das Gleitmittel will an der Lust beteiligt werden:

 

[] Wir Seeheimer sind das Gleitmittel für eine große Koalition in der SPD. [] Und wenn wir nicht mit Lust, Liebe und Schwung dabei sind, dann wird das alles recht schwierig. Und zurzeit fehlt bei uns noch ein bisschen die Lust. []

 

Verständlich. Wenn man schon dabei ist, will man auch selbst etwas davon haben.

 

Nachtrag: Ein Kollege meinte zu dem Thema: “Die sollen froh sein, daß sie die Gleitmittelrolle nicht beim Westerwelle spielen müssen. Das wäre echt beschissen.” Und da ich schon nachtragend bin, habe ich auch den Titel kurzerhand geändert.

                                             

 

Teufelskreis

11.10.05

Wir leben in der Neuzeit und die Geschichte wiederholt sich. Das ist hart. Zwei fatale Umstände. Das bedeutet u.a., daß wir immer wieder aufs Neue alte Geister heraufbeschwören und dann mit dem Präfix “Neo” irgendeinen “-ismus” verjüngen. Neofaschismus, Neoimperialismus, Neokolonialismus. Der aufmerksame Leser weiß, daß ich auch (völlig zu recht) vom Neoobskurantismus gesprochen habe. Und jetzt taucht offensichtlich auch der Neolombrosianismus auf.

 

 

Der erste Fall von Vogelgrippe in Griechenland?

10.10.05

Die Krankheit scheint just den griechischen Landwirtschaftsminister getroffen haben, wenn das hier stimmt:

 

“[] Besonders alarmiert sind die Behörden in Griechenland, das gemeinsame Grenzen mit der Türkei und Rumänien hat, wie der stellvertretende griechische Landwirtschaftsminister Alekos Kontos in Athen mitteilte.[]”

 

 

Nachtrag: ARD hat seine Ente mittlerweile unter Quarantäne gestellt.

 

Skepsis

9.10.05

Jürgen Klinsmann wurde von einem Reporter angeblich gefragt, ob er es für denkbar hält, daß die deutsche Fußballnationalmannschaft bis zur Weltmeisterschaft nächstes Jahr in etwa die Spielstärke von Andorra oder Liechtenstein erreichen wird. Er hat (angeblich) geantwortet, daß er sich Mühe geben werde, obwohl ihm das Ziel etwas zu hoch gesteckt erscheine. Ein so großer Fortschritt innerhalb einer so kurzen Zeit sei eben nicht sehr wahrscheinlich.

 

 

Lokalpatriotismus

7.10.05

Ich hatte wieder einmal einen Workshop im Hotel Dingsbums in Mannheim, das direkt am Verkehrsknotenpunkt A6/B44 liegt. Ich könnte sagen, sehr direkt sogar. Unterwegs zum hoteleigenen Restaurant “Reblaus” liefen wir an großen Landschaftsfotos vorbei, die auf beiden Seiten an den Wänden des langen Korridors hingen. Auf jedem Bild wurde der Betrachter über seinen Standort mit einem eigenen Sprüchlein genaustens informiert. Ich las:

 

“Wenn zwischen grünem Laub und weitem Land Alltag zum Sonntag wird, bist Du in der Pfalz.”

 

“Wenn Mandelblüten die Sinne streicheln und Rebstöcke in Reih und Glied den Winzer erwarten, bist Du in der Pfalz.”

 

“Wenn der Blick über weites Rebland wandert und die Luft einen kleinen Schwips hat, bist Du in der Pfalz.”

 

Hier habe ich aufgehört, weitere Sprüche zu lesen, denn ich war restlos überzeugt. Aus dem Fenster hatte ich zwar keine Aussicht auf grünes Laub, Rebstöcke oder Mandelbäumchen, mein Blick streifte vielmehr über eine Autowerkstatt, zwei Tankstellen und eine McDingens-Bude bis hin zur B44. Ich hatte mittlerweile aber selbst einen kleinen Schwips. Ja, das mußte einfach die Pfalz sein.

 

 

Auf Stelzen zu neuen Gipfeln der Sprachkunst

4.10.05

Irgendwann im vorigen Jahrhundert hat die Angabe der Temperatur im Schatten (Lufttemperatur) den Medien nicht mehr gereicht. (Das Wetter widersprach in diesen friedlichen Zeiten, die den Begriff “Klimawandel”  noch nicht kannten, auch sonst der Journalistenmentalität: Wenn die Jahreszeiten immer brav aufeinander folgen und die Temperaturen in etwa im üblichen Rahmen bleiben, was sind das, bitte schön, für Schlagzeilen?)

Nach dem Motto “Wie warm muß es dann erst an der Sonne sein, wenn’s schon im Schatten 35°C sind” wurde eine zeitlang versucht, die Temperatur an der Sonne entweder mit Horrorzahlen (so um die 60°C herum) oder zumindest qualitativ als “mörderisch”, “brüllendheiß” usw. (jedenfalls viel, viel höher als im Schatten) zu beschreiben. Später rückte man doch langsam davon ab, wobei dazu wohl weniger die Einsicht, als das Vorhandensein einer besseren Alternative beitrug.

Es wurde nämlich begonnen, von der “gefühlten Temperatur” zu sprechen. Diese Sprachschöpfung schlug wie eine Bombe ein, denn sie besitzt alle Qualitäten, die es in unserer modernen Zeit bedarf, um erfolgreich zu sein: Sie ist neu, sie klingt professionell und sie hat nahezu keinen Inhalt, der womöglich jemanden überfordern und somit beleidigen könnte.

Nach und nach wurde das Beiwort “gefühlt” auch in Zusammenhang mit z.B. Wirklichkeit, Wahrheit, Geschichte, Zeit, ja sogar Intelligenz, verwendet, mit anderen Worten immer, wenn etwas (ganz im Gegensatz zum objektiven Realen) subjektiv empfundenes bezeichnet werden sollte.

So weit, so gut. Vielleicht war’s auch ein bißchen anders, aber was soll’s.

Jetzt wird es jedoch langsam abstrus, denn das Adjektiv “gefühlt” wird in zunehmendem Maß auch in Verbindung mit Einsamkeit, Freude, Stimmung, Zufriedenheit, ja sogar Gefühllosigkeit verwendet. Der Schritt zum “gefühlten Gefühl” ist nicht mehr weit. Während man sich hiernoch darüber amüsiert:

 

A: [ ] Wenn man alles Gefühl aus diesen 2000 Einsendungen herausnehmen würde und zu einer, sage ich jetzt mal so, zu einer Gefühlskette aneinander reihen würde, dann ergäbe das ja vielleicht sogar einen Sehnsuchtstrahl von der Entfernung Erde-Mond.

B: Wirklich? Daran hab ich noch nie gedacht.

A: Das ist kein inhaltlich gefülltes Gefühl, sondern ein gefühltes Gefühl! Also praktisch eine gefühlte Inflation des Fühlens!

B: Gefühltes Gefühl – das ist gut… [ ]

 

findet man das woanders durchaus mit ernster Literaturkritik vereinbar.

 

Ein hübsches Beispiel habe ich auch bei einem alten Bekannten und Fastnamensvetter gefunden, das heißt: “gefühlte Bestätigung”. Das einzige, was ich mir darunter vorstellen kann, ist, gemäß der Weisheit “wer nicht hören will, muß fühlen”, ein Satz heiße Ohren. Ich habe jedoch vergeblich nach einer Spur Ironie gesucht, der Bursche meint das, was er sich immer darunter vorstellen mag, offensichtlich ernst.

 

 

Wissensgier oder Sadismus?

2.10.05

Ausgelagert

 

 

Endlich ist er da!

1.10.05

Der mit Spannung erwartete Harry Potter Nr. 135 “Harry Potter und die Halbtote Mücke” ist endlich da! Zum ersten Mal auch in den speziellen Ausgaben für Erwachsene, Senioren, Arbeitslose, Schachspieler und Lesben! Sichern Sie sich noch heute Ihr Exemplar!

 

 

Die Zibetkatze doch unschuldig?

30.9.05

Eine neue Studie soll beweisen, daß die SARS genannte Krankheit ihren Ursprung in Fledermäusen hat. (Hier muß ich manchen Leser leider enttäuschen. Dabei handelt es sich um ganz normale Fledermäuse: Vampirfledermäuse gibt’s in China genausowenig wie in Transsylvanien.)

Die Tatsache, daß die Chinesen Fledermäuse für eine Delikatesse halten und die Viecher essen, macht natürlich das Überspringen des Virus auf die Menschen sehr wahrscheinlich.

(Diese Chinesen. Sie essen aber auch alles, was sich klein schneiden und schnell garen läßt. Das Bißchen von einem Tier, das mit der Kochkunst nicht kompatibel ist, wie z.B. Haare, Krallen und Ausscheidungen, wird getrocknet, zu Pulver gemahlen und als Heilmittel verkauft. Ein Glück, daß die Fledermäuse keine Nester bauen.)

 

 

“Meine” Hunde

28.9.05

Mir fiel neulich auf, daß ich hier etliche Vierbeiner erwähnt habe, ein Bild habe ich jedoch nicht in jedem Fall gezeigt. Das will ich jetzt nachholen.

Der aufmerksame Leser kennt schon FelixBonny und Fely. (Felicia ist zwar eine Katze, wurde aber von Bonny erzogen. So weit das bei einer Katze überhaupt geht, versteht sich.)

Nino, Bonnys “Cousin” (hier beim Biertrinken mit einem Freund), ist ein blaublütiger Yorkshire Terrier, der nicht einmal vor einem Rhodesian Ridgeback zurückschrickt, obwohl er mit seinen 14 Jahren so gut wie keine Zähne mehr hat.

Nica (heute Nicky), ein Klausenburger Straßenhund, wurde von meiner Schwester gesund gepflegt und, nachdem ihr der Gips abgenommen wurde, von mir nach Deutschland gebracht. Sie ist wahrscheinlich eine Mischung aus deutschem Schäferhund und ungarischem Windhund. Weil sie eine ausgesprochen dominante Persönlichkeit war, klappte es mit Bonny nicht so gut, sonst hätten wir sie behalten. Sie wurde weitervermittelt und hat es unheimlich gut getroffen.

Irina, die Hündin meines Hausmeisters, ein Schäferhundmischling und das verfressenste Tier, das ich je gesehen habe, läuft die ganze Zeit frei herum, da sie absolut harmlos ist. Hier bewacht sie die Hauptstraße. Ein Glück, daß sie noch nicht überfahren wurde, beim starken Verkehr…

Und da war auch noch Cercel, oder richtigerweise Fritzi, der so schön mit Bonny spielen kann, obwohl er nur halb so groß wie sie ist. Und jetzt merke ich, daß ich von Bujor (Pfingstrose), Anas etwas durchgedrehter Hund, ein einziges Bild habe, als er ganz klein war.

Und jetzt zu den Neuen.

Susi, ein Multirassenmischling mit Golden Retriever Einschlag, war mit sechs Wochen etwa genauso groß wie meine (nebenbei gemerkt 33 Jahre alten) Wanderschuhe Größe 40. Ihr Bruder Ricky, vermutlich ein Parson Russel Mischling, (hier beim ersten Bad) war auch nicht viel größer. Das bessert sich aber von Tag zu Tag.

 

 

Entrümpelung

26.9.05

Was Sie weiter unten sehen, sind keine Gorgonenhaare, sondern eine sogenannte Mindmap. (Und das ist ein modernes Etwas, das auf den ersten Blick einleuchtet, auf den zweiten jedoch die Konfusion ins Unermeßliche steigert. Ist aber nicht mein Thema heute.)

Wie erreiche ich, daß ich mich so fühle, wie ich will? Ganz einfach, wird behauptet: Die “unechten” Gefühle und vor allem die “Maschen” vermeiden. Aus dem Dickicht meiner Persönlichkeit eine sauber geordnete Plantage machen. Zum Teufel mit der Gefühlsvielfalt.

 

 

Der Möchtegernprofi

23.9.05

Ausgelagert

 

 

So ein Pech aber auch!

20.9.05

Richard Hilmer, Geschäftsführer von Infratest dimap, sagte anläßlich der blamablen Fehlprognose der Demoskopen zu den jüngsten Wahlen:

 

“Die Wähler sind immer gebildeter, die wissen, was sie da machen”

 

Aha. Hübsches Ablenkungsmanöver. Ich glaube nicht, daß er das ehrlich meint. (Die Öffentlichkeit, die hält er jedenfalls für strohdumm.)

 

 

Fischt Fischer faule Fische?

19.9.05

Sollten die Grünen doch zu einer schwarzgeführten Ampelkoalition ja sagen, dann sehe ich den Schily, wie er mit wehenden Rockschlägen zurück überläuft. (Die Union braucht ihn wegen eigener reichlich vorhandenen Kompetenz nicht und zu den Liberalen überzulaufen könnte seinem Image als äußerst integren Politiker wohl zu sehr schaden.)

Außerdem tritt der Trittin zurück, die Roth sieht roth und dem Ströbele ströbeln sich die Nackenhaare.

Na und? Das Leben geht weiter.

 

 

Habe gerade gewählt (das allererste Mal)

18.9.05, 17:20 h

Und zwar nicht die Anderen, wie angekündigt, sondern doch die, die es zwar auch nicht so richtig verdient haben, jedoch für mich das geringere Übel verkörpern.

 

 

Nimm es nicht persönlich

18.9.05

Ausgelagert

 

 

Es kann den Deutschen gar nicht so schlecht gehen…

16.9.05

Heute morgen kurvte in meinem Wohnort ein Autotransporter schwerfällig durch den Kreisverkehr. Er hatte 10 (in Worten zehn) nagelneue Porsche Carrera drauf. Heute abend am gleichen Ort mühte sich ein anderer Autotransporter mit 10 (in Worten zehn) nagelneuen Mercedes SLK Dingsbums um die Kurve.

Außerdem fand ich in den unendlichen Weiten des deutschsprachigen Internets den schönen Satz “Wenn du dich durch meine Formulierung herabgewürdigt siehst, dann bitte ich das zu entschuldigen.”

So viel Reichtum, wohin man auch guckt.

 

 

Na so was!

15.9.05

Ausgelagert

 

 

Gut zu wissen

14.9.05

Heute fand ich hier einige wirklich bemerkenswerten Zitate von Edmund Stoiber. Vor allem das hier:

 

Stoiber sinngemäß: “die Union werde es schwer haben, mit einer ostdeutschen Protestantin und einem Junggesellen aus Bonn das bürgerliche Lager zu erreichen.” Stoiber meldete Zweifel an, ob Merkel und Westerwelle “das richtige Duo” für die nächsten Bundestagswahlen seien.” “Die können Schröder und Fischer nicht das Wasser reichen” (Münchner Merkur, 2.8.2004)

 

Aber, aber Edmund! Lieber Edi! Warum hast Du mir das bisher nicht gesagt? Wie auch immer, lieber spät als nie! Die Merkel soll eine Ketzerin sein? Und der Osterwelle Junggeselle? Womöglich noch andersrum, hä? Natürlich kann ein solches Duo das bürgerliche Lager nicht erreichen! Ich als Katholik (das bin ich wirklich) werde doch den Teufel tun… ich meine, ich werde den Teufel tun, hier in aller Öffentlichkeit zu erklären, wen ich wählen werde… aber die Zwei schon mal gar nicht, damit das klar ist!

Unter uns gesagt, die REP kann ich, als ehemaliger Ausländer… will sagen als Eingebürgerter, auch nicht wählen. Darf ich Dich wieder zitieren, Edi?

 

“Ja seid Ihr denn verrückt geworden? Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.” (Rede in Deggendorf, 14.8.2005, Quelle: Spiegel Online)

 

Ach ja, was bleibt denn noch übrig? Nach einer 27-jährigen Erfahrung in einem kommunistischen Land ist für mich natürlich auch der Wolf im Schafspelz, die PDS, ebenso indiskutabel (insbesondere dann, wenn das Schaf Lafontaine heißt) wie die  SPD, diese Henker der Sozialdemokratie. Die Grünen? Nach dem “real existierenden Sozialismus” den “real existierenden Umweltschutz” wählen? Hm, nein, danke.

Weißt Du was, Edi? Ich werde die Anderen wählen. Die rosaroten Panther, die Paleotierschützer, die antirassistischen Dromedaren oder sogar die ionische Minderheit.

Aber in einem Punkt gebe ich Dir unbedingt recht, Edi: Das Ostmädchen und der Westwäller können Schröder-Fischer in der Tat nicht das Wasser reichen.

 

 

Eine letzte große israelische Geste in Gaza

12.9.05

Die Israelis haben ihre moralische Überlegenheit gegenüber den Palästinesern einmal mehr eindrucksvoll demonstriert. Bei ihrem Abzug aus dem Gaza-Streifen haben sie von einem Abriß der Synagogen abgesehen und diese dem palästinensichen Volk als Erinnerung and das 38-jährige äußerst unterhaltsame Zusammenleben schenken wollen. (Dafür, daß dieses barbarische Volk die Gotteshäuser trotz der Beschriftung “Heiliger Ort” angezündet hat, kann man nun wirklich nichts.)

 

 

Pietätvolle Erinnerung

11.9.05

G. W. Bush hat den Hurrikan Katrina mit dem 11. September 2001 verglichen. In politischen Fachkreisen geht man davon aus, daß er seine engsten Verbündeten Rußland, China, Indien und Brasilien bald in den “Krieg gegen die Natur” führen wird.

 

Nachtrag: “Wir müssen jeden Tag damit leben. An jedem Feiertag oder Geburtstag spüren wir diese Traurigkeit. Wir haben eine Lücke in unseren Herzen.” Das sagte die Mutter eines bei dem Zusammensturz des World Trade Centers umgekommenen Feuerwehrmannes. Und womit kann man eine Lücke im Herzen am besten stopfen? Na, mit Geld, natürlich. Nach dem Vergleich von Bush frage ich mich, wer im Katrina-Fall verklagt werden wird. Alle Frauen, die Katrina heißen? Neptun? Aeol? Petrus? Oder gar Gott selbst?

 

 

Vision

8.9.05

“Sind wir jetzt mit dem Portfolio durch?“ fragte der Divisionsleiter leicht gereizt. (Eigentlich wurde diese Frage in seinem gebrochenen Deutsch mit starkem schweizerischen Akzent gestellt, wobei ich jedoch eine allzu getreue Schilderung für entbehrlich halte. Der Leser wird gebeten, sich dies selbst vorzustellen. Als kleine Hilfeleistung meinerseits vielleicht noch der Hinweis, daß sein Englisch um einiges schlimmer ist, jedoch ulkigerweise mit starkem italienischen Akzent vorgetragen wird. Und Gerüchten zufolge spricht er Spanisch mit ausgeprägtem französischen Akzent. Seine Fähigkeiten in anderen Weltsprachen sind mir nicht bekannt.)

Ja, wir waren durch. Fertig. In den vergangenen sechs Stunden hatte ich von ihm eine derartige Fülle von mehr oder weniger versteckten Vorwürfen und abfälligen Bemerkungen über unsere Leistung gehört, wie schon lange nicht mehr. Dies kulminierte mit der rhetorischen Frage: „Soll ich mich selbst ins Labor begeben und euch zeigen, daß es schneller und besser geht?“ Die Tatsache, daß er auf Deutsch nicht sehr differenziert formulieren konnte, machte er durch ausdrucksvolle Mimik und Gestik mehr als nur wett. Italiener, halt.

Jürgen, der arme Forschungsleiter, stand auf und blickte fragend in die Runde. „Ja, ich nehme an, wir sind fertig. Wir haben alles gezeigt, was wir in der Pipeline haben. Ich meine, wir brauchen uns gar nicht zu verstecken… drei neue Produkte in einem Jahr… und die Technologieprojekte…“

Der Divisionsleiter stand selbst auf, marschierte zum Podium und drückte im Vorbeigehen dem Forschungsleiter einen silbernen USB-Stick in die Hand. Und während er das alles tat, verkündete er:

„Wirklich? Es ist unbestritten, daß sich die Entwicklung in unserer Division in einem erbärmlichen Zustand befindet. Ich werde euch auch sagen, warum. Drei Gründe. Führungsstil, Überbewertung der Technik und Mangel an Visionen.“

„Wer Visionen hat, sollte zum Augenarzt gehen“ murmelte mein Kollege Fritz aus der Reihe hinter mir.

Ich drehte mich um. „Das ist aber eher ein Fall für den Psychiater, glaube ich.“

„Zum Führungsstil. Zu weich. Du stehst auf, Jürgen, bleibst aber an deinem Platz zwischen deinen Leuten stehen. Du bist einer von ihnen, ihr seid Kumpel. Wo bleibt deine Autorität? Guck mich an. Ich stehe auf und stelle mich vor euch. Ich habe Autorität, weil ich sie mir nehme. Und wenn einer meine Autorität nicht anerkennt, dem muß ich zeigen, wo der Hammer hängt. Die Überbewertung der Technik habe ich vorhin bei eurer Projektpräsentation schon erwähnt. Glaubt ihr im Ernst, der Kunde ist allein an eurer verdammten Funktion interessiert? Der Kunde will ein Juwel kaufen, das funkelt. Und was habt ihr anzubieten? Nackte Funktion. Kein Pep, nichts. Das führt mich zum Thema Visionen. Ihr laßt euch allein vom Machbaren verleiten. Kein Dreamspace, kein Out-of-the-box-thinking. Mach mal die Datei technology.ppt auf, Jürgen. Danke. Wißt ihr, was das ist?“

Auf der Leinwand war ein Kreis zu sehen, der in schätzungsweise 20 Segmenten unterteilt war, die sich durch Farbe oder Muster unterschieden. Jeder Radius war längs beschriftet, wobei man die Schrift aus meiner Entfernung gar nicht lesen konnte. Drum herum jede Menge Text, den man genausowenig lesen konnte. Trotzdem: Eindeutig zu erkennen als die „Spiderweb“ genannte Darstellungsform für Produkteigenschaften oder Kundenanforderungen. Eingescannt aus irgendeinem Managementbuch. Ein alter Hut.

„Ein alter Hut?“ schlug ich vor. Das steckte er weg wie nichts. Seine feurigen schwarzen Augen funkelten mich belustigt an.

„Alt, ja, aber kein Hut. Nichtdestoweniger aktuell. Jetzt zu meiner Vision. Nächste Folie, bitte!“

Hier war der Kreis größer, die Anzahl der Segmente geringer, die Schrift gut lesbar. Da standen u.a. drauf Korrosionsfestigkeit, Gewicht, Herstellkosten, Umweltfreundlichkeit, Anzahl Bedienungsschritte u.s.w.

Und vor allem war der Folientitel gut lesbar, er sprang ja geradezu ins Auge.

Seine Vision hieß: „DIE VOLLDIGITALE SCHRAUBE“

 

 

Abgeschrieben

7.9.05

Große Aufregung darüber, daß die Merkel sich von einer Rede Ronald Reagans hat “inspirieren” lassen. Der hat aber auch gespickt. Diese Art “Befragung” oder “Gewissensprüfung” ist nicht neu: “Wenn Sie nur eine der obigen Fragen mit ja beantworten…” steht auf dem amerikanischen Einreiseformular. Dies wiederum soll von den Vernehmungsformularen des berüchtigten “Senatsauschusses für unamerikanische Umtriebe” abgeschrieben worden sein. Die Spur führt dann weiter über die Gestapo bis zur Inquisition zurück.

Hier habe ich meine Recherchen eingestellt, ich hatte genug.

Zurück zur Merkel.

Die Tatsache, daß sie abgeschrieben hat, läßt sich mühelos in die Reihe ihrer übrigen Wahlkampfpeinlichkeiten einordnen.

Ich hoffe, daß sie damit abgeschrieben ist. Sollten die Wähler am 18.9.05 jedoch dies nicht tun, dann tut es irgendwann später die Geschichte. Garantiert.

 

 

Recht gehabt

4.9.05

Noch eine der vielen Sachen, die ich -ganz im Gegensatz zur landläufigen Meinung- schon immer korrekt eingeschätzt habe, ist jetzt definitiv bewiesen worden: Frauen sind die besseren Autofahrer*. Die anderslautende Behauptung beweist nur, daß Männer die besseren Waschweiber** sind. Irgendwann wird das auch statistisch belegt werden, da braucht man nur die Beiträge in einem beliebigen Internet-Forum anzusehen. Vom Waschweiberforum ganz zu schweigen.

 

* Bißchen überrascht war ich allerdings, als ich las, daß Frauen auch Karten besser lesen können. Meines Wissens versuchen Frauen gar nicht erst, gleichzeitig zu fahren und Straßenkarten zu lesen. Männer hingegen probieren das gelegentlich, sagt man.

 

** Nachtrag: Wollen Sie außer der vielen Macho-Gerüchte und der öffentlichen (jedoch wenig bis gar nicht rechtlichen) Forenwäsche noch weitere Beweise? Die Domains “waschweib.de” und “waschweiber.de” sind bereits registriert und gehören beide Männern, wenn man die Vornamen Jens bzw. Hubert ernst nimmt. (Die Namen “waschweiberforum.de” und “waschforum.de” hingegen sind -erstaunlicherweise- noch frei. Ebenfalls noch zu haben, allerdings gegen Bares, ist quatsch.de. Der englische Auktionstext in diesem letzten Fall ist einfach köstlich…)

 

Das fängt ja gut an!

2.9.05

Der Unternehmensberater sagte gleich zu Anfang unseres Gespräches:

“Der erste Rat, den ich jeder Führungskraft gebe, ist, mehr Vertrauen zu den eigenen Experten zu haben. In der Regel nimmt man mir das übel, und auf diese Weise kann ich die Anzahl meiner Aufträge einigermaßen im Zaum halten. Leider funktioniert das nicht immer, sonst hätte ich mich längst zu Ruhe gesetzt.” Er grinste.

“Mal sehen, was sich machen läßt.” Ich grinste zurück. “Stellen Sie erstmal Ihr Konzept vor.” Dabei war ich jetzt schon fest entschlossen, dafür zu sorgen, daß er den Auftrag bekommt. Überheblichkeit und Inkonsequenz müssen schließlich bestraft werden.

 

 

Ignorantismus*, Zynismus und die Folgen

31.8.05

Wiglaf Droste wurde mit dem diesjährigen Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis in Höhe von 12 800 € ausgezeichnet.

Ich halte dies für angemessen. Dafür kann er sich (bei einem Preis von rund 0,25 €/Rolle) gut 50.000 Rollen dreilagiges Toilettenpapier kaufen. Und bei einem Verbrauch von… aber wissen Sie was? Ich höre auf, auf ihm herumzuhacken und erzähle nicht, wieso ich ausgerechnet auf Toilettenpapier komme. Es ist schon hart genug, wenn man sich mit dem Vornamen Wiglaf durchs Leben schlagen muß.

 

PS

By the way: Wie kann er nur seine Unterschrift unter eine Erklärung* setzen, die auch von Peter Maffay unterschrieben wurde?

 

PPS

Kennt jemand seine e-Mail Adresse? Möchte ihm zur Preisverleihung gratulieren.

 

 

Rache

30.8.05

Die TV Vogelscheuche Pat Robertson, bekannt für sein fortschrittliches Denken*, hat zur Liquidierung des venezolanischen Präsidenten Chavez aufgerufen. Das ist ungeheuerlich. Noch ungeheuerlicher ist aber die offizielle Reaktion der amerikanischen Regierung. Donald Rumsfeld, der es besser wissen müßte, behauptete schlicht: “Wir tun so was nicht”.

Ein erzürnter Gott (oder war’s bloß der Klimawandel?) schickte daraufhin den Amerikanern den Hurrikan “Katrina”, der jede Menge Häuser zerstörte und ein Paar unglückliche Rentner ersoff. Rache trifft bekanntlich fast immer den Falschen.

 

* “The Constitution of the United States, for instance, is a marvelous document for self-government by the Christian people. But the minute you turn the document into the hands of non-Christian people and atheistic people they can use it to destroy the very foundation of our society. And that’s what’s been happening.” — Pat Robertson, The 700 Club, Dec. 30, 1981

 

 

Aufregung

28.8.05

Die Rückreise aus dem diesjährigen Sommerurlaub gestaltete sich nicht ganz einfach. Wir sind zu fünft (Bonny mitgezählt) hingefahren und zu siebt zurückgekommen: Wir haben nämlich zwei reinrassige transsilvanische* Javra*-Welpen mitgenommen.

Es ist nicht das erste Mal, daß ich Tiere in den Schengener Raum hineinschmuggele. Nica (heute Nicky) und Aghi (Scheidungsopfer, leider kein Foto vorhanden) sind meine Zeugen.

Die armen Kreaturen waren diesmal die schwächsten in einem fünfer Wurf, wobei die Mutter offensichtlich kaum genug Nahrung für sich selbst hatte. Und weil wir sie nicht alle fünf mitnehmen konnten, haben wir halt zwei mitgenommen.

Die 6 Wochen alten Winzlinge wurden gebadet, geimpft, entwurmt und entlaust. Sie haben außerdem einen Chip und einen Reisepaß samt Gesundheitszeugnis erhalten.

Die Kinder erhielten je ein Badetuch, eine Leine und die Anweisung, die Welpen während der Fahrt auf dem Schoß zu halten.

Wir sind nach 17 Stunden Fahrt am Sonntag, den 21.8. gut angekommen. Den freien Montag nach dieser Reise verbrachte ich auf erholsame Weise im Wartezimmer eines Tierarztes, da gibt’s nämlich Tiervideos am laufenden Band. Und außerdem mußte ich Tierfutter besorgen und die Fely aus der Katzenpension zurück nach Hause holen.

 

* Gratisbeigabe zu meiner heutigen Geschichte: Eine Beleidigung verliert etwa die Hälfte ihrer Wirkung, wenn sie vom Empfänger nicht als solche empfunden wird. (Eine weitere Steigerung dieser Prozentzahl ist kaum zu erwarten, weil Menschen, die Beleidigungen aussprechen, in der Regel zu blöd sind, um solche Feinheiten überhaupt zu merken.)

 

 

Pause…

…bis irgendwann Ende August…

 

 

Im eigenen Interesse

25.7.05

Sehen Sie “asiatisch” (oder sonstwie ausländisch) aus?

Sprechen Sie englisch mit britischem Akzent?

Tragen Sie einen “prall gepackten” Rucksack?

……..

Haben Sie vor kurzem irgendein islamisches Land besucht?

Haben Sie je eine Waffe gesehen?

 

Das ist wie beim US-amerikanischen Einreiseformular: Wenn Sie nur eine der o.g. Fragen mit ja beantworten, dann sollen Sie lieberumkehren.

 

 

Juvenil

22.7.05

“Kein Bösewicht kann glücklich sein.” – Juvenal

Ach, Junge, hast Du aber eine Ahnung…

 

 

Selbstverräterisch

21.7.05

Es gibt nichts, was einen besseren Einblick in die Persönlichkeit des Einzelnen ermöglicht, als seine Beurteilung der Persönlichkeit Anderer.

 

 

Hypergalaktische Perspektiven

20.7.05

Ted Murphy, Chef des US-Unternehmens MindComet, bietet privaten Bloggern (zunächst kostenlos) die Möglichkeit an, den Inhalt von Weblogs per Richtantenne ins All zu senden.

Schluß mit den negativen Meldungen, die unsere Medien tagtäglich ausstrahlen, wir wollen den Aliens damit ein unverfälschtes Zeugnis menschlichen Lebens schicken, sonst halten sie uns womöglich bloß für Mörder und Barbaren:

 

“The media is saturated with images of war and anger. We have been transmitting these images into space for years,” said Murphy. “This program gives us the opportunity to show our race in a different light.”

 

Außerdem mahnt er an, den Aliens gegenüber “political correctness” zu üben:

 

“We strongly urge our users to refrain from language or content designed to provoke our alien neighbors. We hope that our bloggers understand the importance of keeping our message positive.”

 

Schade. Ich kann zwar mit einem gesitteten Inhalt dienen, denn ich habe nämlich das Wort Scheiße, von schlimmerem ganz zu schweigen, äußerst selten verwendet, im großen und ganzen sieht es aber bei mir eher mau aus. Meine Weltsicht ist viel zu pessimistisch. Zu allem Überfluß habe ich unklugerweise meine Skepsis bezüglich außerirdischen Lebens nicht nur einmal kundgetan. Gibt es für die Aliens eine größere Provokation, als ihre Existenz in Frage zu stellen? Ohne diesen Passus hätte ich mein Tagebuch anmelden können, auch wenn es strenggenommen kein Weblog ist.

Wirklich schade.

Überlegen Sie mal: Heute wird mein Tagebuch bloß von rund 6,5 Milliarden Menschen ignoriert. Wenn ich die unzähligen potentiellen Zivilisationen im All zusammenrechne (pro Galaxie schlappe 50 höhere Zivilisationen und allein 100 Milliarden Galaxien, die man bis heute gesehen hat), dann warten da draußen potentiell unzählige Abermilliarden von intelligenten Lebewesen darauf, meine Geistesblitze zu ignorieren!

Ich hoffe nur, daß die Aliens nicht selbst auf diesen Gedanken kommen und ihre Sachen selbst ins All funken, sonst kriegen wir einen abermilliardenfach größeren Datensalat als im Internet. Da fällt einem sogar das Ignorieren schwer.

Zum Glück ist es aber kaum anzunehmen, daß außer uns noch eine andere Zivilisation das eigene Image ähnlich gründlich beschädigt und entsprechende Reparaturmaßnahmen braucht. Denn die Bilder in unseren Medien, die sind ja wirklich schrecklich.

 

 

The (Enhanced) System of Dr. Tarr and Professor Fe(a)ther

19.7.05

Nachdem das letzte Gitter angebracht, die letzte Kelle Mörtel aufgetragen und der letzte Stein eingesetzt war, standen sich, jede auf ihrer Seite des Gitters, zwei Menschengruppen wortlos gegenüber.

In der einen Gruppe dachten sie:

“So ein Irrsinn! Endlich haben wir sie einsperren können. Da kommen sie nicht mehr raus.”

Und in der anderen:

“So ein Irrsinn! Die haben sich selbst eingesperrt. Wie wollen die denn da wieder rauskommen?”

 

 

Medizinischer Fortschritt

18.7.05

Neuerdings soll es sogar Designerbabies geben. Ich dachte doch, die sind alle schwul, diese Designer?

 

 

Propaganda oder Ignoranz?

17.7.05

Schon wieder einer, der Selbstmordattentäter als “feige” bezeichnet.

Dabei ist die eigentliche Bedeutung dieses Wortes mit der Aufgabe des eigenen Lebens, die im Falle des Selbstmordes stattfindet (aus welchen Gründen das auch immer passiert) absolut nicht vereinbar.

Wahrig (7. Auflage) übersetzt “feige” mit: ängstlich, furchtsam, kleinmütig bei Gefahr.

Wikipedia schlägt in die gleiche Kerbe, bringt aber auch die, im übertragenen Sinne immer häufiger anzutreffende, Bedeutung “heimtückisch”.

Seine Blütezeit erlangte diese letzte Lesart in der Propaganda von Goebbels und Co: Der Feind war immer “feige”, ob er siegte oder besiegt wurde, und sei es auch nur deswegen, weil er per definitionem undeutsch war. Die mächtige Propagandawaffe, die selbstverständlich noch wirkungsvoller ist, wenn der Gegner mit einem solchen schmerzvollen Peitschenhieb traktiert wird, bedient sich der “Feigheit” des Gegners auch heute. Damit ist insbesondere die israelich/jüdische und amerikanische Propaganda gemeint, wobei gelegentlich sogar deutsche Politiker in dieses Lied einstimmen. Und keiner stört sich daran, daß eine Berufung auf den übertragenen Sinn in diesem Spezialfall unzuläßig ist, weil eine Verwendung dieses Wortes in diesem Zusammenhang gegen seinen eigentlichen Sinn verstößt.

Eine Sprache wandelt sich ständig, die Bedeutung ihrer Wörter inbegriffen. Eine immer häufiger beobachtete Erscheinung ist, daß junge Leute fast auschließlich Bedeutungen im übertragenen Sinne kennen bzw. verwenden. “Respekt” wird von denen heutzutage fast immer als “Angst vor der Autorität” verstanden.

Damit sollten sich deutsche Sprachwissenschaftler eher befassen, als bei einer bescheuerten Rechtsschreibreform seit nunmehr 10 Jahren herumzueiern.

 

 

Die spinnen, die Römmer!

16.7.05

Heute morgen mühte sich bei uns im Dorf der Fahrer eines Riesen-LKW der Spedition Dingenskirchens aus Römerberg/Pfalz, auf einen Hof zu fahren.

Vorne blinkte er links, hinten rechts. Es kann nun natürlich auch sein, daß er die Warnblinkanlage eingeschaltet hat, jedoch vorne rechts und hinten links je eine kaputte Birne im Blinker hatte, so weit gingen meine Recherchen nicht, daß ich zwischen diesen Möglichkeiten unterscheiden konnte.

Leichte Zweifel an die Treffsicherheit der genannten Spedition bezüglich der ortsgetreuen Anlieferung von Waren sind aber so oder so angebracht…

 

 

Aufgeschnappt

Rechtlicher Hinweis: Die nachfolgende Kurzgeschichte ist nicht nur reine Fiktion, sondern auch unwahr

15.7.05

Der Projektleiter präsentierte Stellungnahmen aus verschiedenen Bereichen zum Projektstand. Jeder, der dem Projekt zuarbeitete, war bemüht, seinen Beitrag als besonders wichtig und auch als risikoreiches Unterfangen hinzustellen. Entsprechend langwierig und teilweise hitzig wurde Punkt für Punkt diskutiert. Dann ließ uns das Qualitätsmanagement folgendes wissen:

 

“Die im Regulatory Clearance Plan getroffenen Aussagen zur Klassifizierung und Konformitätsbewertungsverfahren sind weiterhin zutreffend…”

 

“Na, endlich eine klare Aussage” befand der Divisionsleiter, indem er so tat, als hätte er das verstanden. Das war voreilig, die drei Punkte am Schluß hätten ihn etwas vorsichtiger stimmen müssen, denn gleich wurde die Ergänzung eingeblendet:

 

“…allerdings wird das Robustness Assurance Report nach wie vor vermisst.”

 

Der Projektleiter, der zwar die Präsentation zusammengestellt hatte, diesen Text jedoch offensichtlich auch zum ersten Mal richtig las, wurde bleich.

“Robustness Assurance Report? Was ist das denn?” fragte der Divisionsleiter.

“Das muß etwas von FDA… weiß ich auch nicht genau. Ich muß meine Leute fragen” sagte der Qualitätsmanager.

“Von der FDA kommt das nicht. Es steht in unserer Checkliste zum Projektmanagement drin” widersprach der Projektleiter. “Ich hatte aber noch keine Zeit, mich damit zu befassen.”

“Das ist nichts anderes als eine Zusammenstellung der Ergebnisse von den Toleranzversuchen” soufflierte der Produktionsleiter.

Der Divisionsleiter war sichtlich erleichtert.

“Ach so! Das haben wir alles schon. Das ist doch die Grundbasis für die Prozeßvalidierung, brauchen Sie nur zusammenzutragen!

 

Ich war jetzt auch beruhigt. Ich habe es auch lieber, wenn unsere Produkte auf einer soliden Grundbasis stehen.