Am Fluss

Als Achtjähriger gehe ich mit meiner Schwester, mit einem Onkel und mit zwei älteren Cousins zum Fluss baden. Das Flussufer wimmelt nur so von Menschen. Damals hielt ich mich für einen Nichtschwimmer und vermutlich war ich auch einer. Aber in seichtem Wasser so tun, als ob ich schwimmen würde, das konnte ich. Und zwar so gut, dass ich auf einmal in tieferes Wasser gerate, bevor ich mich wieder erinnere, dass ich nicht schwimmen kann. Ich gehe unter, schlage mit Armen und Beinen wild um mich, komme wieder hoch und gehe gleich nochmals unter. Jetzt ist es aus, ich höre auf zu zappeln. Ich sehe nur noch trübes Licht um mich.
Starke Arme packen mich und zerren mich aus dem Wasser. Meine Cousins sind ausgezeichnete Schwimmer und kräftige Burschen. Meine Schwester hat meine missliche Lage gemerkt und Hilfe gerufen. Am Ufer kann ich mich kaum auf den Beinen halten, schon werde ich vom Onkel angeschrien. “Bist Du verrückt? Säufst ab und sagst gar nichts? Warum hast Du nicht gerufen?”
Ich war noch nicht fähig zu antworten.
“Ich kann doch nicht nach Hilfe rufen, wenn so viele Menschen dabei sind, dazu noch Verwandte. Ich schäme mich so !” schiesst mir durch den Kopf. Meine Gedanken kreisen nur noch um diesen Punkt.
Vielleicht hätte ich nach Hilfe gerufen, wenn ich allein gewesen wäre. Aber so sicher bin ich mir auch hier nicht: diese Erfahrung ist mir zum Glück erspart geblieben.