Schnappschuß

Rechtlicher Hinweis: Die nachfolgende Kurzgeschichte ist nicht nur reine Fiktion, sondern auch unwahr

Der Projektleiter präsentierte die Stellungnahmen aus den verschiedenen Unternehmensbereichen zum Stand seines Projektes. Jeder, der dem Projekt zuarbeitete, war bemüht, seinen Beitrag als besonders wichtig und auch als risikoreiches Unterfangen hinzustellen. Entsprechend langwierig und teilweise hitzig wurde Punkt für Punkt diskutiert. Dann ließ uns das Qualitätsmanagement folgendes wissen:

“Die im Regulatory Clearance Plan getroffenen Aussagen zu Klassifizierung und Konformitätsbewertungsverfahren sind weiterhin zutreffend…”

“Na, endlich eine klare Aussage” befand der Divisionsleiter, indem er so tat, als hätte er das verstanden. Das war voreilig, die drei Punkte am Schluß hätten ihn etwas vorsichtiger stimmen müssen, denn gleich wurde die Ergänzung eingeblendet:

“…allerdings wird das Robustness Assurance Report nach wie vor vermisst.”

Der Projektleiter, der zwar die Präsentation zusammengestellt hatte, diesen Text jedoch offensichtlich auch zum ersten Mal richtig las, wurde bleich.

“Robustness Assurance Report? Was ist das denn?” fragte der Divisionsleiter, indem er sich an den Qualitätsmanager wandte.

“Das muß etwas von der FDA… weiß ich auch nicht genau. Ich muß meine Leute fragen” sagte dieser kleinlaut.

“Von der FDA kommt das nicht. Es steht in unserer eigenen Checkliste zum Projektmanagement drin” widersprach der Projektleiter. “Ich hatte aber noch keine Zeit, mich damit zu befassen.”

“Das ist nichts anderes als eine Zusammenstellung der Ergebnisse von Toleranzversuchen” soufflierte der Produktionsleiter.

Der Divisionsleiter war sichtlich erleichtert.

“Ach so! Das haben wir alles schon. Das ist doch die Grundbasis für die Prozeßvalidierung, brauchen Sie nur zusammenzutragen!

Ich war jetzt auch beruhigt. Ich habe es auch lieber, wenn unsere Produkte auf einer soliden Grundbasis stehen.