Felicia

Für Claire Beyer

Die Kinder kamen eines schönen Septembertages von der Schule zurück mit einer kleinen Katze. Sie war nicht viel grösser als ein Wollknäuel und ähnlich fühlte sie sich auch an: leicht, trocken und warm. Sie hatten sie auf einer hohen Gartenmauer gefunden, die arme, sie miaute so herzenzerreissend.
(Glückliche Kinder! Sie finden immer etwas… Sie hatten bis jetzt einen Miniaturhund samt Leine, etliche Vögel und sogar ein Schaf nach Hause geschleppt.)
Die Kinder wurden zum Fundort zurückgeschickt, um die Nachbarschaft zu befragen, während ich im Drogeriemarkt Katzenmilch, Futter und Katzenstreu besorgte. Die Katze wurde trotz Protest in der Garage eingesperrt.
Das kleine, verängstigte und ausgehungerte Geschöpf wurde von niemandem beansprucht. Nichts anderes hatte ich erwartet.
Dann ging alles sehr schnell. Wir alle im Wohnzimmer versammelt, die ewige Geschichte, reiner Kitsch. Die kleine Kreatur frass sich voll und schnurrte dabei wie ein Motörchen. Dann rülpste sie herzhaft nach chinesicher Sitte, schaute sich kurz um und erklärte: “Dieses Haus ist mein Haus!”
Schäferhündin Bonny beschnüffelte sie gründlich an beiden Enden und erklärte: “Dies ist mein Welpe!” Dann schleckte sie sie ab, bis sie klitschnass war.
Die Kinder erklärten: “Cool! Eine Katze, eine Katze!”
Vera erklärte: “Es ist gar nicht so schwierig, ein kleines Kätzchen aufzuziehen!” Ihre Augen glänzten.
Und ich erklärte… aber lassen wir das lieber.
Wir haben sie Felicia getauft, Fely. Sie ist jetzt ausgewachsen und hat ausgesprochene Hundemanieren.