Felix

Die Oktobersonne wärmte leidlich, ich spürte jedoch schon die Abendkälte herankriechen. Es ist nicht leicht, sich in die Hängematte zu begeben, wenn man in einer Decke eingewickelt ist. Ich schaffte es irgendwie doch.

Trockenes Laub raschelte. Felix, der Hund meiner Schwester, näherte sich langsam. Er schonte beim Laufen sein kaputtes Vorderbein indem er stark hinkte. Trotz seiner Gebrechen verdiente er seinen Namen, wenn Hunde überhaupt glücklich sein können. Das ist aber eine andere Geschichte.

Jetzt war er nur noch einige Meter von mir entfernt. “Er wird sich in der Schnur verheddern oder sich drauflegen” sagte ich zu mir selbst. “Oder vielleicht macht er zur Abwechslung beides.” Die Sisalschnur, die ich zum Schaukeln der Hängematte benutzte, war mit einem Ende an der Matte und mit dem anderen an einem Walnussbaum geknotet. Der mittlere Teil lag lose im Gras. Der Hund verhedderte sich in der Schnur, befreite sich wieder, schnupperte an einer Stelle im Gras und drehte sich einige Male um diese und um seinen buschigen Schwanz. Dann legte er sich hin und blickte zu mir auf, ohne mir jedoch in die Augen zu schauen. Natürlich musste ich mich strecken, um ihn überhaupt am Kopf kraulen zu können. Er lag aber nicht auf der Schnur, so dass ich hätte weiterschaukeln können, wenn es mir danach zumute gewesen wäre.

Ich lag jedoch ruhig, mit dem Himmelgewölbe über mir. Das Abendlicht war honigfarben. Ich machte die Augen zu und sah durch die geschlossenen Lider alle Regenbogenfarben in einem langsamen Tanz. Ob ich vielleicht kurz eingedöst war?

Als ich die Augen wieder öffnete, war es schon fast dunkel. Der Hund war weg. Ich richtete mich auf, suchte und fand meine Schuhe im Gras, faltete die Decke zusammen und ging zum Haus. Felix wartete auf mich vor der Eingangstür. Ich machte auf und überlies ihm den Vortritt. Auf drei Beinen schwang er sich gekonnt über die Schwelle in das warme Licht.