Pauls Tagebuch
Rechtlicher Hinweis: Der Betreiber dieser Seite und Verfasser der Tagebucheinträge möchte sich ausdrücklich von einigen der hier geäußerten Meinungen distanzieren, von anderen hingegen nicht.
Managerdeutsch
16.3.04
Keine Angst, ich will mich nicht mit dem “Neudeutschen” befassen. Um das Komische daraus richtig geniessen zu können, müsste man “native speaker” eines von den vielen englischen Dialekten sein.
Der deutsche Manager kann aber seine eigene Muttersprache nicht so richtig sprechen. Dem Leser sind bereits die schönen Beispiele “Selbsteuphorie” und “Ich trage keine persönliche Verantwortung. Im Gegenteil, […]” bekannt. Das ist aber erst die Spitze des Eisbergs. Von “Komplexizität” über “justiabil” bis hin zu “bewusst wissen” gibt’s alle möglichen Kreationen.
Ich habe mich immer wieder gefragt, wie so was zustande kommt. Nun, der deutsche Manager kann sich keine Selbstzweifel leisten, und dieser Umstand macht ihn im Hinblick auf alle nicht karriererelevanten Sachen bildungsresistent. Alles, was der Karriere förderlich ist, lernen sie besonders schnell, diese Halunken! In der Zeit, in der unsereiner mit grossem intellektuellen Eifer den mühsamen Karriereweg von einem Referenten über Gruppenleiter, Abteilungsleiter, Hauptabteilungsleiter u.s.w. geht, mit einer Beförderung alle paar Jahre, sind die Ron Sommers dieser Welt schwupps schon längst in irgendeinem Vorstand. Deutsch können sie aber immer noch nicht.
Den Blick starr nach oben gerichtet, marschiert der deutsche Manager zum Erfolg und lässt dabei kein sprachliches Fettnäpfchen aus. Und seine eigentliche Arbeit, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen, macht er noch schlechter.
Management ist -wie Politik auch- eine Kunst und müsste dementsprechend schlecht bezahlt werden. Dann hätten wir wohl die richtigen Leute am Werk.
2.3.04
Politikerschicksale
1.3.04
Jean-Bertrand Aristide wurde abgesetzt. Er ist nach Südafrika ausgewandert.
Ronald Barnabas Schill wurde abgewählt. Er will nach Südamerika auswandern.
Gerhard Fritz* Kurt* Schröder wurde abgewatscht. Er hat’s wohl gar nicht gemerkt. Wie auch immer, sein Drang nach Süden hält sich in Grenzen.
(Und ausserdem: Der neue BA Chef Frank-Jürgen Weise weist Vorwürfe zurück.
“Ich trage keine persönliche Verantwortung. Im Gegenteil, […]”)
* Haben Sie’s gewusst?
Bildung? Aber doch nicht in der Schule!
20.2.04
Der Fall ihres Sprösslings wird aber langsam immer weniger harmlos. Nehmen wir weiter an, er ist ein Träumer. Halt etwas anders als die meisten Kinder. Er verfügt nicht über die “soziale Kompetenz”, sich und seine Sachen in der Schule mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Und wenn man das nicht kann, dann ist man in der Schule absolut fehl am Platze, nicht wahr? Er wird also gegängelt, gedemütigt, geschlagen. Seine Sportsachen werden versteckt oder weggeworfen, seine Hefte beschmiert, sein Fahrrad demoliert, seine Jacke zerrissen. Während des Unterrichts wird er gezwickt, geschubst, gekitzelt oder mit Nadeln gepiekst. Die Sache mit dem Mülleimer, der ihm über den Kopf gestülpt wird, macht in der Lehrerkonferenz zwar als Anekdote die Runde, hat jedoch keine weiteren Konsequenzen. Ihre Beschwerden werden mit der Begründung abgetan, dass das alles harmlose Kindereien wären. Wenn Sie jetzt selber über die nötige “soziale Kompetenz” verfügten, würden sie den Schulrektor anrufen und ihm im Wiederholungsfalle eine deftige Prügelei versprechen. (Den Klassenlehrer müssten Sie aber vorher inkognito wirklich vermöbeln, sonst würde man das Ihnen nicht abkaufen.)
Und was machen Sie, Blauauge? Sie gehen in jede Elternsprechstunde und versuchen es immer noch im guten.
Und dann macht Ihr armer Sohn einmal doch einen Fehler. Als er wieder geschlagen wird, hebt er nach dem ersten Faustschlag ins Gesicht die Hand, um sich vor weiteren Schlägen zu schützen. Dieses unerhörte Verhalten eines Opfers, das auf einmal diese Rolle nicht mehr spielen will, wird natürlich bestraft. Jetzt wird er richtig verprügelt. Die Schlägerei wird irgendwann vom Lehrer unterbrochen: Der Unterricht muss schliesslich weitergehen.
Nach dem Unterricht lauern ihm an diesem Tag vier Mitschüler auf. (Von Kameraden oder Kollegen kann man hier schwerlich reden.) Zwei schauen zu und feuern die anderen zwei an, die ihm ganz sytematisch in den Bauch und gegen den Kopf schlagen und treten. Diese zwei probieren jetzt “in echt” alle Schläge aus, die sie bisher im Taekwondo-Training nur andeuten konnten. Noch lange nachdem er am Boden liegt, wird er mit Tritten und Handschlägen traktiert. Eine beherzte Frau, die mit ihrem Kinderwagen zufällig vorbeispaziert, sieht ihn reglos am Boden liegen. Die zwei treten immer noch nach ihm un lassen erst von ihm ab, als sie per Handy die Polizei ruft. Ihr Sohn ist jetzt bewusstlos. Er landet für fünf Tage im Krankenhaus mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen der inneren Organe.
Die Staatsanwaltschaft, die Lokalpresse und die Schulaufsichtsbehörde schalten sich ein.
Die Schulleitung erklärt, dass das ein absoluter Sonderfall wäre, an dieser Schule wären Prügeleien absolut unüblich. (Dabei hat allein die eine der fünf ortsansässigen Anwaltskanzleien drei Verfahren wegen Körperverletzung durch Prügeleien auf dem besagten Schulhof laufen.) Gelegentliche Spannungen zwischen Schülern und kleine Rangeleien wären aber normal. Von einem “schiefen Opfer-Täter Verhältnis” könne im vorliegenden Fall keine Rede sein.
Am Tage seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wartet zu Hause ein Schreiben der Schulleitung auf ihn. Er wurde mit einem Verweis wegen “Schlägerei im Klassenzimmer” bedacht. Ausserdem wird er vom Sportunterricht ausgeschlossen. Begründung: Da die Sportlehrerin den Umkleideraum nicht betreten kann, kann man für seine Sicherheit nicht garantieren.
Sind das nicht wahrlich pädagogische Spitzenleistungen? Ich persönlich bin voller Ehrfurcht.
Da bleibt nur die Frage übrig, ob diese modernen Pädagogen fachlich auch auf der Höhe der Zeit sind.
Urteilen Sie selbst.
Der Deutschlehrer übersetzt das Wort “Respekt” mit “Angst vor der Autorität”.
Die Biologielehrerin bezeichnet Katzen als Aasfresser und behauptet, dass Viren auf ihrer “Zelloberfläche” Härchen haben, die der Fortbewegung dienen.
Die Lehrerin für Geschichte und Ethik erklärt die Prussen für ein altgermanisches Volk und gibt an, dass die Unterdrückung der Frau im Koran festgeschrieben sei.
Und wenn Sie jetzt Ihren Sohn nicht mehr in die Schule gehen lassen wollen, wo er nach wie vor mit den zwei Schlägern die Klasse teilen muss und dazu noch lauter Unsinn eingetrichtert kriegt, dann machen Sie sich strafbar.
Sie meinen, die Gesellschaft hat genau die Lehrer, die sie verdient? Na, dann erklären Sie das mal ihrem Sohn.
PS
Ich habe keine Kinder, dafür habe ich aber scheinbar alle ihre Sorgen. Meine Schilderung basiert auf einer realen Begebenheit, die ganz in meiner Nähe passierte. Das Böse ist immer ganz in der Nähe. Wehret den Anfängen.
Lehrer und anderes Ungemach
17.2.04
Es gibt kundenorientierte Berufe, deren Vertreter ihre Monopolstellung schamlos ausnutzen, um den Kunden einzuschüchtern. Der Kunde ist für sie halt ein notwendiges Übel.
Dazu sieht meine Rangfolge ungefähr so aus:
1. Gefängniswärter
2. Finanzbeamte
3. Lehrer und Bezirkschornsteinfeger
4. Firmeninterne IT Beauftragte in grossen Unternehmen
5. PC-Softwarehersteller, Bankangestellte und Versicherungsagenten.
Ich glaube, bei den ersten zwei Plätzen sind wir uns alle einig, da brauche ich nicht viel zu erklären.
In den letzten zwei Fällen kann man darüber streiten, ob die Reihenfolge so oder eher andersrum richtig ist. Ich meine, dass die EDV Fritzen doch schlimmer sind. Sie kennen bestimmt den Typ. Kommt rein, setzt sich ganz unverschämt in Ihren Bürosessel, macht die Kiste an und fragt dann entsetzt: “Was haben Sie schon wieder angestellt?” Dann meckert er über die schlampige Arbeit des Vorgängers bei der Installation (das war er selber), sagt etwa zehn minutenlang “Und das ist das, und das ist das, und das ist das…”, bringt dann die Kiste zum Laufen, hinterlässt Ihnen drei bis zehn neue Unterverzeichnisse, die alle “old” heissen und verschwindet. Später beim erneuten Hochfahren des Rechners stellen Sie fest, dass Sie drei völlig neue Fehlermeldungen kriegen, die Sie einzeln quittieren müssen. (Mittlerweile werden die PC’s bei uns in der Firma von zwei externen IT-Unternehmen betreut. Jetzt ist Höflichkeit angesagt. Ich habe jedoch die Vermutung, dass sie uns Schülerpraktikanten unterschieben, die überhaupt keine Ahnung haben. Neulich kam einer zu mir, der schnurstracks zum Aktenvernichter ging und sagte: “Na, dann wollen wir mal!” Sie lernen von uns und auf unsere Kosten, und wenn sie’s endlich draufhaben, wechseln sie in eine grössere Firma als interne IT Beauftragte.)
Ich bin aber furchtbar abgeschweift.
Sie wollen sicherlich wissen, was Lehrer und Bezirkschornsteinfeger gemeinsam haben.
Ganz einfach. Beide Zünfte teilen handschriftlich ausgefüllte Formulare aus, die ähnlich unverschämt anmuten:
“DER SCHORNSTEINFEGER KOMMT AM: 0X.0Y.0Z UM: 10 h. BITTE SORGEN SIE FÜR ZUGANG. Gez. Ihr Bezirkschornsteinfeger“
“BETR: Schüler XYZ, KLASSENLEHRER: Johann Dingenskirchens, BITTE KOMMEN SIE AM: Donnerstag, den 0X.0Y.0Z UM: 10:05 h IN MEINE SPRECHSTUNDE. Gez. Dingenskirchens“
oder noch schlimmer:
“BETR: Schüler XYZ, KLASSENLEHRER: Dingsbums, VORFALL: Schüler stört ständig den Unterricht durch Zwischenrufe und Balgereien mit dem Nachbarn BITTE DAFÜR ZU SORGEN, DASS DIES AUFHÖRT Gez. Dingsbums“,
Wohlgemerkt ist der mit Grossbuchstaben geschriebene Text Bestandteil des Formulars.
Lehrer leisten sich jedoch häufig noch grössere Klopse.
Wir setzen den harmlosen Fall, Sie heissen Kreuzritter und schicken Ihren Sohn in die Schule. Sie können in der heutigen Zeit davon ausgehen, dass mindestens ein Lehrer Ihren Sprössling vor der versammelten Klasse mit Namen wie Kreuzgitter, Kreuzotter, Kreuzschlitz, Creutzfeld-Jakob oder gar Kreuzweise anredet. Der genannte Sohn möchte am liebsten in den Boden versinken, während die restliche Klasse johlend dem Lehrerbeispiel folgt. Versuchen Sie mal, dagegen anzugehen!
Da kommen bei mir Rachegelüste auf.
An dem Schornsteinfeger kann man sich in der Regel nicht rächen. (Man kann höchstens an einen kleinen Schubs denken, wenn er gerade aufs Dach steigt und beide Hände voll mit Werkzeug hat. Das bleibt aber in der Regel ein Traum.)
Die Rache an den Lehrern hingegen fällt leicht und ist furchtbar. Denken Sie nur, welche verzogenen Ungeheuer wir heutzutage in die Schule schicken.
Winter
8.2.04
Die ganze Nacht hat der Sturm getobt. Jetzt ist es sonnig, der kalte Wind pfeift aber noch hörbar durch die nackten Zweige des Kirschbaums.
Ich steige in mein neues Auto. Die Uhr zeigt 11:17 an, der Kilometerzähler darüber 1117. Ich fahre mit einem Kilometer pro Minute nach Norden, in den Regenbogen.
Die Klamurke geht heute ans Netz
1.2.2004
Es erstaunt und erfreut mich immer wieder, wenn sich jemand gegen einen übermächtigen Feind auflehnt und trotz seiner schier ausichtslosen Lage weiterkämpft.
(Und manchmal sogar die Dreistigkeit besitzt, den Kampf auf feindliches Territorium auszudehnen, wie Raymond Zoller es mit der Klamurke tut.)
Alles Gute, Klamurke!
Der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten
(PC und Internet als Arbeitsmittel)
28.1.04
Können Sie sich noch erinnern, wie schön langsam die PC’s vor zehn Jahren waren?
Damals hat man beim Öffnen einer grösseren Datei die Eieruhr minutenlang bewundern können. (Alternativ konnte man während dieser Zeit auch ein gepflegtes Schwätzchen mit den Kollegen veranstalten, seinen Anlagenberater anrufen oder sonstwas tun.)
Heute geht das natürlich viel besser, denn die Zunahme der durchschnittlichen Dateigrösse hat den Zuwachs an Rechengeschwindigkeit im gleichen Zeitraum um einen Faktor von mindestens 10 übertroffen. (Der Umfang von Programmdateien soll sogar um einen Faktor von 100 höher liegen.)
Es ist also überhaupt kein Problem, auch die schnellste Kiste zu zähmen.
Noch besser geht das in einem Netz. Bei geeigneter Auswahl der PC- und Serversoftware (z.B. Windoof XXL ultraprofessional, transgalaktische Version) und gleichzeitiger Degradierung des PC zu einem Terminal, indem man alles Wichtige zentral speichert und es zu diesem Zweck via “Datenautobahn” um die halbe Welt schickt, ist mein heutiger Dienstrechner mit seinen 2,7 GHz genauso lahm wie ein alter 286-er mit 8 MB Arbeitsspeicher.
Welch’ ein Segen! Sobald er eine von seinen vielen automatischen Funktionen wie netinstall, vulnerability check oder synchronisation startet, kann ich in aller Ruhe einen Tee trinken gehen.
PS
Die Eieruhr ist Kult geworden, ich habe sie schon als Screen-saver gesehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auf T-Shirts, als Handylogo oder gar als Klingelton auftaucht.
Hilde und die “anonymen Leser”
27.1.04
Immer Ärger mit diesen Sonderlingen
26.1.04
Die fallen schon in der Kindheit auf, weil sie anders denken, anders spielen und anders lügen als die normalen Kinder.
Später wird das noch schlimmer. Je älter sie werden, desto weniger reagieren sie auf die Ablehnung der Gesellschaft. Verständlicherweise beginnt man irgendwann damit, sie auch in ihrem Beisein unverblümt zu verspotten, da sie das ohnehin nicht richtig mitkriegen. Langsam fangen sie an, sich komisch anzuziehen. Und wenn sie richtig alt sind, dann reden sie so beschissen höflich, wenn überhaupt.
Es ist wirklich ein Kreuz, das mit den Sonderlingen.
Recht gehabt!
24.1.04
Es ist so schön, wieder einmal richtig gelegen zu haben. Habe ich doch gesagt, dass der Florian Gerster Peter heisst.
Anmache
23.1.04
Der Wetterhahn
20.1.04
Die Beliebigkeit seiner Position ist trügerisch, denn er hat stets eine feste Orientierung nach dem Wind. (Sein Krähen ist meistens konfus, häufig verkrampft und manchmal aggressiv. Kein Wunder: Er muss nicht nur die Anderen, sondern auch sich selber davon überzeugen, dass er eine Überzeugung besitzt.)
Das letzte Gerücht…
10.1.04
…sagt, dass die Bundesregierung nunmehr eine lückenlose On-line-Erfassung aller Rinder auf deutschem Gebiet plant. Aufgrund der Körpergrösse sollen jedem Tier drei Chips eingepflanzt werden. Die entsprechenden Lesegeräte, die in einem Raster von einem Meter flächendeckend aufgestellt werden sollen, werden ihre Daten via Satellit an die Zentralstelle in Köln-Wahn übermitteln. Aufgrund der langjährigen Erfahrung bei der Einführung der LKW-Maut sollen mit der technischen Realisierung die Firmen Daimler-Chrysler und Deutsche Telekom beauftragt werden. Hornochsen sind von dieser Bestimmung ausgenommen, da sie in der Regel über parlamentarische Immunität verfügen.
Was Sprache so her gibt
5.1.04
Irgendein Dichter bewertet irgendetwas mit den Worten “ziemlich herausragend”.
Ich finde das ziemlich überwältigend.
Rhetorik
29.12.03
2. Weihnachtstag.
Bei meiner Schwester in Klausenburg klingelte es an der Tür.
Sie öffnete ein Fenster zur Strasse und lehnte sich hinaus. Ich lauschte.
“Küss die Hand, gnädige Frau! Frohe Weihnachten wünschen Ihnen die Müllmänner!”
“Die Müllmänner? Die waren doch heute vormittags schon da. Heute war Abholtag.”
“Was, die waren schon da? Und wie viele waren sie?”
“Zwei.”
“Sehen Sie. Wir arbeiten normalerweise immer zu dritt.”
“Aha” sagte meine Schwester wenig überzeugt. “Wie auch immer. Sie habe ich aber noch nie gesehen, weder unter zweien noch unter dreien.”
“Das kann gut sein, gnädige Frau. Denn ich bin um so zu sagen der Vierte.”
Meine Schwester lachte und gab ihm schliesslich etwas Geld. Ich war froh drüber. Nicht allein weil es Weihnachten war, sondern auch wegen seiner schlüssigen Argumentation.
Pause
17.12.03
Ich werde die nächsten knapp zwei Wochen auf der Hütte sein, ohne Internetzugang.
Wünsche allen Lesern frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr 2004.
Habe ich das hier schon mal erwähnt?
15.12.03
Bei uns in der Firma klopft es an meiner Bürotür.
“Ja” sage ich.
Nichts.
“Ja!” brülle ich.
Wieder nichts.
Ich reisse die Tür auf.
Zwei Männeken stehen im Türrahmen und unterhalten sich ruhig. Der Jüngere von den beiden sieht aus wie ein erfolgreicher Jungmanager. Der Ältere, der mit seinem grauen Kittel wie ein erfolgreicher Hausmeister aussieht, schreibt gerade etwas in einem kleinen Notizbuch.
“Lassen Sie sich nicht stören. Das war nur Probeklopfen, wir wollten rausfinden, ob das eine feuerhemmende Tür ist oder nicht. Wir sind vom Facility Management” sagt der erfolgreiche Jungmanager zu mir.
Wortlos habe ich dann die Tür zugemacht und mich in meinen Bürosessel fallen lassen.
Anschliessend habe ich, erfolgreicher Altmanager, eine gute halbe Stunde lang von den Zeiten geträumt, in denen der Hausmeister noch Hausmeister hiess.
Höchste Zeit!
10.12.03
Ole von Beust hat die Beulenpest doch überwunden.
Und heute redet endlich einer vom “digitalen Imperialismus”.
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID2759716_REF1_NAVSPM1,00.html
Atomkrieg doch gewinnbar?
2.12.03
Die Amerikaner sind einmalmehr vom weisen Präsidenten Bush wachgerüttelt worden: Es muss langsam Schluss sein mit der militärischen Unterlegenheit der USA. Die Rettung dazu versprechen sogenannte “punktgenau einsetzbare Atomwaffen”. Jetzt können wir endlich ruhig schlafen. Die Apokalypse verliert natürlich ihren Schrecken, wenn sie allein den Feind trifft.
Liberale Ausdrucksweise
26.11.03
Die Affaire um Peter Gerster und seine Bundesanstalt für Arbeit wurde von allen namhaften Politikern kommentiert. Zwischen “absolut legitim” und “Verhöhnung des Steuerzahlers” war so ziemlich alles zu hören.
Cornelia Pieper, diese liberale Intelligenzbestie, musste natürlich auch was sagen. Nach Möglichkeit etwas originelles. Also nahm sie sich so gut es ging zusammen und bezeichnete den Vorfall als “ein Schkandal”.
Schwaches Bild für eine Partei, die sich mit der Qualität ihrer Spitzenpolitiker brüstet.
Wir müssen wohl unsere Erwartungshaltung bezüglich der FDP etwas zurückschrauben. Ein Jürgen W. Möllemann fällt schliesslich nicht jeden Tag vom Himmel.
PS
Ich lese gerade, der Peter Gerster soll mit Vornamen doch Florian heissen. Wie komme ich überhaupt auf Peter?
Der Wert eines Besuchers
25.11.03
Die Internetseite http://www.1ab.de/ bietet u.a. (ich zitiere):
“Mehr Besucher für Ihre Website
Der Erfolg einer Internetseite hängt von der Anzahl der Besucher ab!
Da nur ein gewisser Prozentsatz der Besucher sich wirklich für die angebotenen Themen interessiert, ist es sinnvoll eine Vielzahl an Besuchern auf die eigene Seite zu bringen, damit viele wiederkommen. Gewinnen Sie neue Kunden / 1000 Besucher für 25,- €
Wir bieten für 25,- € Servicepauschale 1000 Besucher für Ihre Website.
Für 25,- € wird Ihre Internetseite 1000 mal aufgerufen und verschiedenen Besuchern angezeigt.
Das entspricht 2.50 Cent pro Besucher auf Ihrer Website. Ist Ihnen das ein Besucher wert?”
Trotz der etwas sonderbaren Logik dieses Angebots: Die Frage nach dem Wert eines Besuchers ist in der Tat wichtig. Mir sind Sie, lieber Besucher, immerhin so viel wert, dass ich Ihnen etwas schenke, und zwar völlig frei von kommerziellen Interessen. (Heisst das etwa “frei von jeglichem Interesse”? Nun ja, nicht ganz. Ich wäre für eine Rückmeldung dankbar, lieber Leser, wenn Ihnen der Besuch hier so viel wert war…)
Sucht oder zwanghaftes Verhalten?
22.11.03
http://ard.de/ratgeber/_beitrag/1005/index.phtml
http://www.br-online.de/wissen-bildung/artikel/0309/15_internetsucht/index.xml
(bei toten Links hier und hier klicken)
Mir egal, meine www-Zeit habe ich auf unter 30 Minuten am Tag gedrückt.
Übrigens: Ich baue wieder ein Haus. Ob man von so was auch süchtig werden kann?
Verständlich
21.11.03
Ich habe vor Jahren jemandem einen grossen Dienst erwiesen. Das allein war schon schlimm genug und so nannte er mich einen absoluten Egoisten. Als ich mich noch weigerte, dafür eine Gegenleistung zu akzeptieren, fing er an, mich regelrecht zu hassen. Diese Reaktion ist durchaus nachvollziehbar, denn von allen Erscheinungsformen des Egoismus ist Selbstlosigkeit wohl die unerträglichste.
“Kopftuchgesetz”
12.11.03
Es war mir schon klar, dass die südlichen Bundesländern bei der Vorlage eines eigenen Gesetzes in dieser Sache vorpreschen werden. Ich hätte jedoch Bayern ganz vorne erwartet, auch wenn das ursprüngliche Verbot in BW ausgesprochen wurde. (Die können aber wirklich alles, die Schwaben und Badenser, diese Teufelskerle. Ausser… na, Sie wissen’s ja schon.)
Anleitung zum Unglücklichsein
11.11.03
Ach, Frauen, diese sensiblen Geschöpfe!
7.11.03
Das Beste zum Schluss
7.11.03
Ich bin auf einem Führungstrainingseminar. Und ausserdem bin ich ziemlich gelangweilt, nichtzuletzt weil das Ganze in meinem Falle wenig Sinn macht: Ich werde in paar Jahren das sogenannte Arbeitsleben ohnehin verlassen.
Und dann passierte es. Ich habe es wirklich gehört, ein Managerkollege brachte das Kunststück tatsächlich fertig. Er sprach das Wort “Selbsteuphorie” aus.
Das tat gut! Da wachte ich endlich aus meiner Selbstlethargie auf…
und wird gegen Mitte noch besser…
5.11.03
Die Woche fängt ja gut an…
3.11.03
Am Vorabend des heutigen Welttages des Mannes hat uns Oliver Kahn wissen lassen, was Bayern München fehlt: Das sind Eier. Dabei ist der Welteiertag(!) schon gewesen, nämlich am zweiten Freitag im Oktober. Und ausserdem, sie eiern auch so schon gewaltig, die Bayern…
Weitere Männer produzieren ähnlichen Unsinn. Der Eine erfindet das Wort “lokational”, der Andere schreibt “verpulfern”, und ich muss meine Zeit in der Firma mit Besprechungen ver-… ach, suchen Sie sich doch selber was aus. (Wie gesagt, gearbeitet wird auch hier im Westen immer seltener.)
Ketzerei
1.11.03
Was haben “Terraforming”, “Big Bang Theorie”, “Entschlüsselung des menschlichen Genoms” und “Transhumanismus” gemeinsam?
Das ist die geradezu monströse Selbstüberschätzung des menschlichen Geistes, die dahintersteckt.
PS Ausgelagert
Wer im Glashaus sitzt…
29.10.03
Ein Tatsachenbericht
28.10.03
Wir lösten in den letzten Tagen, meine Frau und ich, nach 27 Jahren Ehe und zwölf in diesem Haus verbrachten Jahren, den gemeinsamen Haushalt im Hessischen auf. Von meinen Sachen war so wie so bis auf ein paar Kleinigkeiten nichts mehr da: Ich war schon vor drei Jahren mit meinen Büchern, Schallplatten und sonstigen Klamotten hier ausgezogen.
Kinder, keine. Das Sorgerecht für die Katze Aghy wurde im gegenseitigen Einvernehmen der Ehefrau zugesprochen, denn mir ist in der Zwischenzeit Felicia zugelaufen, die in ihrer Nähe nur Menschen und Hunde duldet.
Ich löse hunderte von Schrauben wieder, die ich selbst reingedreht habe, wobei ich mich an jede einzelne irgendwie erinnern kann. Ich kann mich genauso an jeden Quadratmeter Garten erinnern, den ich umgegraben habe. Und dennoch ist mir das alles fremd. Das Gefühl, hier heimisch zu sein, hat in dem Moment aufgehört zu existieren, als das grosse Grundstück, das sich entlang unserer Grenze nach Westen erstreckt, mit sieben Reihenhäusern und einem Dreifamilienhaus bebaut wurde.
Ich bin noch heute davon überzeugt, dass diese Aktion rechtswidrig war, weil dieses Grundstück keine andere Zufahrt als über unsere Privatstrasse hatte. Und unser Einverständnis wollten wir damals nicht geben, zumindest so lange nicht, bis wir den Bebauungsplan nicht zu Gesicht bekommen hätten. Die Baugenehmigung wurde trotzdem erteilt, denn die Baubehörde fragt ja nicht danach, wem die Zufahrt gehört. Nach Aussage meines damaligen Rechtsberaters hätte es allemal für eine einstweilige Verfügung gereicht. Da die anderen Miteigentümer der Privatstrasse jedoch kein Interesse daran hatten (sie waren ja nicht direkt betroffen, dachten sie) haben wir letztendlich doch nichts unternommen.
Schweres Baugerät kam. Die naturbelassene Hecke, die aus Haselnussbäumen, Tannen, Feldahorn, Flieder, Birken und etlichem Gestrüpp bestand, wurde im Nu von einer Planierraupe abrasiert und mit grossen Kippladern weggetragen. Dann kam ein grosser Schaufelbagger in Aktion. Von den fünf grossen Bäumen auf dem Grundstück, die riesige Kronen dem Himmel entgegen hielten, wurden vier -zwei Kirschbäume, ein Ahorn und ein Nussbaum- sofort wie Grasshalme umgelegt. Der Bagger näherte sich jetzt der übrig gebliebenen Eiche. Der Fahrer lehnte sich durchs offene Kabinenfenster hinaus, um besser zu sehen, nahm genau Mass und hackte mit der Schaufel die drei unteren Äste der Eiche einfach ab. Die Baugrube für das Dreifamilienhaus fing in einem Abstand von etwa einem Meter vom Baum an. Das Wurzelholz wurde auf dieser Seite entsprechend kurz geschnitten. Senkrecht dazu kamen im gleichen Abstand vom Baumstamm die Versorgungsleitungen, so dass die Eiche die Hälfte ihrer Wurzeln verlor. Später wurde bis zur Hauswand ein Carport gebaut, wobei der Baumstamm in das Dach eingefasst wurde. Der Boden um den Baum herum wurde bis zur Baumrinde mit Pflastersteinen belegt. Ich gab der Eiche keine Überlebenschance.
Sie überlebte doch. Im nächsten Frühjahr wurden jedoch nicht nur ihre abgebrochenen Aststümpfe sauber gesägt, sie verlor nun auch mehr als die Hälfte ihrer Krone, da jetzt alle Äste abgesägt wurden, die dem Dach des zweieinhalbstöckigen Hauses nahe kamen. Sie sah jetzt einfach gespenstisch aus. Sie lebte aber weiter.
Und heute, sechs Jahre danach, am Tage meiner endgültigen Flucht von hier, versucht die Eiche immer noch den Carport zu zerstören, in dem sie bei jedem Windstoss eine handvoll Eicheln darauf niederprasseln lässt.
PS Der Leser, der in dieser Geschichte irgendeine Symbolik sucht und womoglich gar findet, tut dies auf eigene Gefahr. Wie der Titel es sagt, wollte ich nur Fakten wiedergeben.
PPS Heute habe ich das schöne Wort “justiabil” gelesen. Hihi. (Von einem geschrieben, der selten einen Fehler macht. Um so grösser die Genugtuung… Vielleicht bin ich doch ein Giftzwerg?)
Metakommunikation
24.10.03
Ein wirklich schlechtes Gewissen…
21.10.03
Labern und mobben auf hohem Niveau
20.10.03
Das geht auf die Firma
15.10.03
“Was sind das für Flecken? Ist das Öl?” fragte mich Vera gestern, in dem sie auf die Stelle zeigte, wo ich üblicherweise mein Auto parke.
“Jain. Dieselöl” antwortete ich. “Mein Auto verliert seit einiger Zeit Kraftstoff. Siehst Du das? Der ist hinten total verdreckt. Und stinken tut er auch, und wie! Ich muss in die Werkstatt, habe schon für morgen einen Termin vereinbart.”
“Ist das nicht gefährlich, so zu fahren?”
“Ach was. Dieselöl hat eine ziemlich hohe Entflammungstemperatur” sagte ich in beruhigendem Ton. (Im Geiste sah ich mich mit riesigem Feuerschweif hinten dran durch die Gegend fahren. Und der Feuerlöscher befindet sich im brennenden Kofferraum…)
“Der verliert aber ganz schön viel” sagte mir der Mechaniker, nachdem er sich den Wagen auf der Hebebühne von unten angeschaut hatte. “Literweise, würde ich sagen. Alles nass unten.”
“Das macht ja nichts. Das ist ein Dienstwagen. Es geht doch auf die Firma.”
“Na, seien Sie aber froh, dass er kein Feuer gefangen hat, das ging haarscharf am Krümmer vorbei. Und stinken tut er auch. Haben Sie das nur am Verbrauch gemerkt oder wie?”
“Quatsch” sagte ich sauer. “Wer guckt schon bei einem Dienstwagen nach dem Verbrauch? Das geht doch auf die Firma. Und lassen sie ihn auch waschen, ja?”
“Das geht aber nicht mehr auf Garantie. Müssen Sie extra bezahlen.”
“Das habe ich gern! Ich soll noch bezahlen, weil er sich in die Hosen gemacht hat? Dann schreiben Sie in Gottes Namen eine extra Rechnung. Das geht auf die Firma.”