Tagebuch archiv 6

Pauls Tagebuch

Rechtlicher Hinweis: Der Betreiber dieser Seite und Verfasser der Tagebucheinträge möchte sich ausdrücklich von einigen der hier geäußerten Meinungen distanzieren, von anderen hingegen nicht.

Aufgeschnappt

Rechtlicher Hinweis: Die nachfolgende Kurzgeschichte ist nicht nur reine Fiktion, sondern auch unwahr

15.7.05

Der Projektleiter präsentierte Stellungnahmen aus verschiedenen Bereichen zum Projektstand. Jeder, der dem Projekt zuarbeitete, war bemüht, seinen Beitrag als besonders wichtig und auch als risikoreiches Unterfangen hinzustellen. Entsprechend langwierig und teilweise hitzig wurde Punkt für Punkt diskutiert. Dann ließ uns das Qualitätsmanagement folgendes wissen:

 

“Die im Regulatory Clearance Plan getroffenen Aussagen zur Klassifizierung und Konformitätsbewertungsverfahren sind weiterhin zutreffend…”

 

“Na, endlich eine klare Aussage” befand der Divisionsleiter, indem er so tat, als hätte er das verstanden. Das war voreilig, die drei Punkte am Schluß hätten ihn etwas vorsichtiger stimmen müssen, denn gleich wurde die Ergänzung eingeblendet:

 

“…allerdings wird das Robustness Assurance Report nach wie vor vermisst.”

 

Der Projektleiter, der zwar die Präsentation zusammengestellt hatte, diesen Text jedoch offensichtlich auch zum ersten Mal richtig las, wurde bleich.

“Robustness Assurance Report? Was ist das denn?” fragte der Divisionsleiter.

“Das muß etwas von FDA… weiß ich auch nicht genau. Ich muß meine Leute fragen” sagte der Qualitätsmanager.

“Von der FDA kommt das nicht. Es steht in unserer Checkliste zum Projektmanagement drin” widersprach der Projektleiter. “Ich hatte aber noch keine Zeit, mich damit zu befassen.”

“Das ist nichts anderes als eine Zusammenstellung der Ergebnisse von den Toleranzversuchen” soufflierte der Produktionsleiter.

Der Divisionsleiter war sichtlich erleichtert.

“Ach so! Das haben wir alles schon. Das ist doch die Grundbasis für die Prozeßvalidierung, brauchen Sie nur zusammenzutragen!

 

Ich war jetzt auch beruhigt. Ich habe es auch lieber, wenn unsere Produkte auf einer soliden Grundbasis stehen.

 

Management by Chaos

Rechtlicher Hinweis: Die nachfolgende Kurzgeschichte ist unwahr

13.7.05

Bei der ersten Massenschulung nach Implementierung des neuen Qualitätslenkungssystems wurden im Filmsaal etwa 150 Führungskräfte aus der ganzen Firma zusammengetrommelt.

Von den drei Veranstaltern, (Qualitätsmanager, Produktionsleiter und Entwicklungsleiter) wollte jeder seinen eigenen Quark präsentieren, was offensichtlich nicht vernünftig abgesprochen war, denn mein armer Chef, der immer von allen Seiten nur Nackenschläge erntet, unterhielt sich aufgeregt auf dem Podium mal mit dem Produktionsleiter, mal mit dem Qualitätsmanager. Wir waren schon 10 Minuten hinter der Zeit. Mindestens fünf Anwesenheitslisten für die verschiedenen Schulungsblöcke waren kreuz und quer durch den Saal im Umlauf, jeder unterschrieb ohne zu lesen, was das Zeug hielt. Langsam wurde der Grund für das Chaos klar. Manche der teilnehmenden Personen waren schon in der Woche davor bei einigen Themen geschult worden. Außerdem waren einige der für heute vorgesehenen Themen nicht für alle relevant. Man versuchte daraufhin, die Agenda entsprechend zu ändern, was aber nicht vollständig glückte. Schließlich wurden wir aufgefordert, sitzenzubleiben, zuzuhören und uns nur in die Anwesenheitslisten einzutragen, die jeweils relevant waren. Ansonsten wäre man automatisch bei den nächsten Schulungen auch dabei, auch wenn man das nicht wollte. “Und außerdem mit allen weiteren unabsehbaren Folgen konfrontiert” dachte ich mir vergnügt. Ich wußte natürlich nicht mehr, was ich alles schon unterschrieben hatte.

Ich verbrachte die meiste Zeit mit Dösen. Dann wurde ich auf einmal doch wach.

Der Qualitätsmanager stellte die Arbeitsanweisung AA001 vor, die sich (Sie haben’s erraten!) mit der Erstellung und Dokumentation von Arbeitsanweisungen befaßt. Das Werk, das ich von der Vorbereitung her nur zu gut kannte, bestand aus einer Seite Inhaltsverzeichnis, 7 Seiten Text, und zwei Anlagen: Workflow und Templates. Die einzig gültige Version eines Dokumenten im allgemeinen und einer AA im speziellen sei, so wurde verkündet, das auf einem besonderen Server abgelegte File, das von jedem Bearbeiter eingesehen und ausgedruckt werden konnte. Auf dem Ausdruck wurden automatisch das Datum und der Vermerk ausgedruckt: “Gültig nur zum Zeitpunkt des Ausdrucks”. Aus rein formalen Gründen, fügte man an, denn so schnell werden AAs doch nicht geändert.

Huch? Das hatte ich aber anders in Erinnerung.

“Wie stellt Ihr Schlauberger Euch das vor?” fragte ich unter Einsatz der gesamten Diplomatie, die mir nach einer dreißigjährigen Arbeit in deutschen Industrieunternehmen noch geblieben war. “Ich werde den Teufel tun, meine Leute nach ungültigen Papieren arbeiten zu lassen. Das mit der Gültigkeit muß zurückgeändert werden, ursprünglich haben wir doch geschrieben ‘am Tage’ und nicht ‘zum Zeitpunkt’ des Ausdrucks. Was soll der Quatsch?”

Mein Chef holte tief Luft und wollte was sagen, wurde aber vom Qualitätsmanager daran gehindert.

“Das ist doch eine reine Formsache, wir haben uns entschlossen, das mit der Gültigkeit ganz konsequent zu formulieren und auch umzusetzen, insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Inspektion durch FDA Auditoren. Wo siehst Du das Problem, lieber Paul?”

“Insbesondere im Hinblick auf eine Inspektion muß das geändert werden. Wir liefern damit doch den Beweis unserer eigenen Unfähigkeit. Das gedruckte Papier wird bereits in dem Moment ungültig, wenn es den Drucker verlassen hat. Unsere Mitarbeiter werden absolut ohne Grund in die Illegalität gezwungen. Was soll der Mann im Labor machen? Arbeiten nach dem Papier darf er ja laut unserer eigenen Qualitätsstrategie nicht, wenn er nicht sicherstellen kann, daß es gültig ist.”

“Das sind jetzt Spitzfindigkeiten!” Mein Chef war endlich auch zu Wort gekommen.

“Vielleicht nach der Arbeit noch mal ausdrucken und nachschauen?” schlug ein Kollege aus der hinteren Reihe scherzhaft vor.

“Das reicht nicht einmal. Das ist wie mit dem Licht im Kühlschrank. Du kannst gar nicht sicher sein, was zwischendurch passiert. Ich werde für jede Arbeit zwei Leute abstellen, die in telefonischem Kontakt bleiben müssen, der eine arbeitet, und der andere bewacht die elektronische Arbeitsanweisung, damit sie nicht aus Versehen doch geändert wird.”

Es folgte allgemeines Gekicher.

Der Produktionsleiter, der Dank seines hypertrophen Opportunismus die Sachlage sofort erfaßte, tuschelte jetzt mit meinem Chef. Der Qualitätsmanager gesellte sich dazu. Nach einigen Minuten schienen sie sich geeinigt zu haben.

“Das können wir gerne ändern, wenn’s Euch so lieber ist. Ich meine nach wie vor, daß es nichts ausmacht, aber, bitte!” Der Qualitätsmanager war sichtlich sauer, mein Chef offensichtlich auch. Ich war mir ziemlich sicher, daß er noch nicht wirklich verstand, worum es ging.

“Jawohl. ‘Gültig am Tag des Ausdrucks.’ Ich fühle mich dabei auch besser” gestand der Produktionsleiter. “Wir sollen kein Risiko eingehen, wenn’s um Regularien geht.” Das war sein Standardspruch.

Mein Chef sagte gar nichts.

Die Tatsache, daß ich dabei keine neuen Freunde gewinnen konnte, lag sicherlich nur daran, daß sie mich alle schon lange kannten.

 

Dramatische Worte im Cyberspace

12.7.05

Ausgelagert

 

PS

Ist “emotionale Größe” etwa ein Fachbegriff? Wenn ja, muß das ein ziemlich interessantes Fach sein. Werde mich bei Gelegenheit schlau machen.

 

Selbstverständlichkeit

11.7.05

Der große Ironiker meint auch die eigene Selbstironie ironisch.

 

Tortenschlacht mit Sch____

10.7.05

Ausgelagert

 

Altruismus

9.7.05

Die größte Hilfsbereitschaft erlebt man in Zeiten der Not. So in etwa, wenn jemand gerade dabei ist, sich lächerlich zu machen, da führen ihn die Mitmenschen so gern von einem Jauchekübel zum anderen. Anschließend kriegt er noch eine kostenlose Ladung Spott oben drauf. (Nebenbei gesagt läßt sich dadurch auch ein Überfluß an eigener Gallenflüssigkeit preiswert entsorgen.)

Da wird einem so richtig warm ums Herz.

 

Peinlich

8.7.05

Das Betriebssystem Windoof wird sogar von einem kleinen Hund verschmäht.

Sie meinen, das Foto ist “gestellt”? Kann sein. Der verträumte “Gesichts”ausdruck des Kleinen aber nicht.

 

Hauptsache Unterschrift

7.7.05

Aus Amerika schwappt wieder einmal eine Unsitte ‘rüber. Der Food and Drug Administration FDA genügt es nicht, wenn für eine Tätigkeit im Labor oder Produktion beruflich qualifizierte Mitarbeiter eingesezt werden, diese Mitarbeiter müssen in bezug auf jeden einzelnen Handgriff extra eingewiesen werden. Es reicht zum Beispiel nicht aus, wenn beim Wiegen oder Pipettieren die ausführende Person eine Ausbildung als Chemielaborant besitzt. Diese Arbeit muss nach einer Arbeitsanweisung (Standard Operating Procedure) durchgeführt werden, und alle ausführenden Personen nachweislich (Unterschriften!) geschult worden sein.

Das Bemühen, mit den Regularien der FDA “compliant” zu sein trägt mitunter seltsame Früchte. Überall auf der Welt wird panisch geschult und eifrig unterschrieben. Jeder schult jeden. Wir machen das aus Effizienzgründen durch Blockschulungen im Filmsaal, wobei etwa 100 Personen bis zu 10 verschiedene Schulungen in einer Veranstaltung absolvieren, und nennen das Massenschulung.

 

 

Déformation professionelle

5.7.05

Ausgelagert

 

Über den unverständlichen Versuch, unseren Verstand mit Hilfe unseres Verstandes zu verstehen

5.7.05

Heerscharen von Wissenschaftlern waren jahrhundertelang dabei, die Funktion des menschlichen Verstandes zu ergründen. Es wurden unzählige Modelle aufgestellt, die sich nach und nach als Sonderfälle mit begrenzter Gültigkeit erwiesen und von immer weiter verfeinerten, allgemeineren Modellen abgelöst wurden.

Und dann passierte es. Etwa 3.000.000 Gehirnzellen im Kopf eines klugen Forschers, die in der Form eines Schnullers angeordnet waren, gingen eine absolut unerwartete multiple Verbindung ein. Es machte Klick!, und der kluge Forscher stellte das ultimative Modell auf, das absolut detailliert und widerspruchsfrei sämtliche Funktionen des menschlichen Gehirns beschreiben konnte.

Natürlich mit Ausnahme des Schnullers und seiner Funktion, die zu dem unerwarteten Klick und dieser genialen Vorstellung geführt hat.

 

Cool

4.7.05

Aus Amerika habe ich einen Mini-UKW-Sender mitgebracht, mit dem man sozusagen sein eigenes Radioprogramm gestalten kann, indem man Musik vom MP3 Player oder Computer drahtlos aufs Autoradio oder auf die Stereoanlage überträgt. (Obwohl die Reichweite nur 10 Meter beträgt, sind die Dinge in Deutschland nicht zugelassen.) Ich habe gestern etwa 12 Stunden Musik auf den MP3 Player aufgespielt und die Funktion mit verschiedenen Radios ausprobiert. Ich hielt es danach für angebracht, den erfolgreichen Abschluß dieser Arbeit mit einem kühlen Bier auf der Terrasse zu feiern. Den Player behielt ich dabei an.

Vera kam grinsend mit einer Zeitung zu mir.

“Wenn ich Dich so mit dem Ding um den Hals sehe, dann überlege ich, ob ich Dir nicht dieses Fahrrad zum Geburtstag schenken sollte. Dann kannst Du Jagd auf Friseusen machen!” Dann wurde sie auf einmal nachdenklich.

“Weißt Du was? Ich tue es lieber nicht.”

 

Effizienz

3.7.05

Die Schwester schob das Krankenbett mit dem Toten heraus, legte die Akte, die sie mit beiden Händen an das Metallrohr gedrückt hielt, auf die Füße des Toten, drückte die Fahrstuhltaste, und während sie wartete, brachte sie ihren Kittel und ihre Haare in Ordnung. Im ersten Stock angekommen, sperrte sie die Tür zum fensterlosen Badezimmer auf und schob das Bett mit dem Toten ‘rein. Sie guckte sich flüchtig um, ging wieder ‘raus, machte die Tür hinter sich zu und sperrte ab. Im Erdgeschoß ging sie zur Anmeldung und gab die Papiere ab.

“Dr. Nöhl hat die Angehörigen schon verständigt. Wenn die kommen, schick sie nicht auf die Station, den habe ich schon ins Badezimmer vom ersten Stock gebracht. Inge hat einen Schlüssel. Sollte sie nicht da sein, kannst du mich rufen.”

Sie fuhr wieder in den Dritten, um das Zimmer für den nächsten Patienten vorzubereiten. “Wer weiß, was heute noch kommt” dachte sie, “das Krankenhaus ist ja fast zur Hälfte belegt.”

 

Ich meine, in diesen schwierigen Zeiten soll man auch über das Badezimmer froh sein. Ich habe gehört, da wurde manch ein Toter von seinen Angehörigen sogar auf dem Flur vorgefunden. Wobei ich in diesem Fall mildernde Umstände gelten lasse: dieses Krankenhaus war fast zu zwei Drittel belegt.

 

Traum

2.7.05

Heute nacht träumte ich bereits, daß ich schlafe, als ich den hellen Ton einer Stechmücke hörte. “Die muß entweder durch die Löcher im Mosquitonetz durchgeschlüpft sein, die die Katze gemacht hat, oder durch die Tür” dachte ich mir. Jetzt hieß es, aufstehen, Licht anknipsen, einen Hausschuh in die Hand nehmen und Wände und Decke genau untersuchen, denn ich bin allergisch gegen Mückenstiche. Nichts. Zu viele Bilder an den Wänden, zu viele Versteckmöglichkeiten. Licht aus, hinlegen, weiter träumen. Da hörte ich sie wieder. Ich wickelte mich in den Laken ein, ließ das linke Ohr frei und plazierte die rechte Hand in Schlagweite. Das Surren wurde immer lauter und hörte sich jetzt ungefähr wie “Comte de Lautréamont” an, dann hörte es ganz auf. Ich schlug zu und schlief weiter.

 

Chinesen-Deutsch oder Niedersächsisch?

1.7.05

Ich habe mir einen MP3 Player zugelegt. Nachdem ich mich entschlossen habe, die Bedienungsanleitung komplett zu ignorieren, läuft das kleine Ding zufriedenstellend. Vor allem habe ich von einer Installation der Menüsprachen abgesehen.

 

Installieren der Menüsprachen

1, Stecken Sie Batterie in den Player und verbinden Sie ihn mit dem Computer durch die USB Kabel.

2, Kopieren Sie die Formdokumente in den entsprechenden Sprachenaktenhüllen in der Upgrade-Aktenhülle in der Disk (Drin gibt es Sprachenaktenhüllen von Neuchinesisch, Altem Chinesisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch, Italienisch und Niedersächsisch) in die DVR Aktenhülle (Versichern Sie, dass das Kopieren fertig ist.) Wenn irgendeines Dokument von unterschiedelichen Sprachen, nämlich Englisch: uitab000.uit, Neuchinesisch: uitab001.uit, Altes Chinesisch: uitab002.uit und Französisch: uitab004.uit , Spanisch: uitab004.uit, Deutsch: uitab004.uit, Italienisch: uitab004.uit, Niedersächsisch: uitab004.uit kopiert ist, gibt es im Gerät schon die entsprechenden Sprachenwahle, aber Sie können höchstens nur vier Sprachen installieren. Die Installierungsmethode ist: uitab000.uit bis uitab002.uit (die drei sind festgelegt) + uitab004.uit (Die Sprache nach Ihrem Bedürfnis.) Zum Beispiel, wenn Sie Englisch Neuchinesisch Altes Chinesisch und Französisch wählen, müssen Sie uitab000.uit Dokument in der Aktenhülle von Englisch, uitab00l.uit Dokument von Neuchinesisch, uitab002.uit Dokument von Altem Chinesisch und uitab004.uit Dokument in der Aktenhülle von Französisch alle in die DVR Aktenhülle kopieren (Versichern Sie, dass das Kopieren fertig ist.), dann haben Sie im Gerät vier Sprachen zur Wahl. Wenn Sie Englisch, Neuchinesisch, Altes Chinesisch und Spanisch wählen, dann können Sie uitab000.uit, uitab00l.uit, uitab002.uit in der DVR Aktenhülle bleiben lassen, und brauchen Sie nur uitab004.uit von Französisch wegzustreichen und uitab 004.uit in der Aktenhälle von Spanisch in die DVR Aktenhälle zu kopieren und haben Sie dann die vier Sprachen im Player.

 

Political Correctness

30.6.05

Ein Teil meiner weiblichen Leserschaft fand den gestrigen Eintrag zu einseitig. Es wurde mir nahegelegt, auch über uns Männer ein paar Nettigkeiten zu schreiben.

Hier bitte schön: Männer sind nicht nur feige, sondern auch blöd. Begründung siehe hier und hier.

 

Frauen, diese Teufelskerle!

29.6.05

Frauen sind uns Männern gegenüber eindeutig im Vorteil. Sie bringen das Kunststück fertig, gleichzeitig “patronisierende” Machos zu hassen, “frauenverstehende” Softies zu verachten und beide Kategorien nach Strich und Faden auszunutzen…

 

Bunte Ansichten

27.6.05

Ausgelagert

 

Déjà vu

25.6.05

Da ich die Erfahrung mit “Buca Di Beppo” nicht unbedingt wiederholen mochte, habe ich unserem Gastgeber aus Indy suggeriert, daß wir diesmal zur Abwechslung etwas typisch amerikanisches geniessen könnten. So fiel dann die Wahl auf ein Steakhouse der gehobenen Mittelklasse, dessen Namen ich leider vergessen habe. Küche und Getränke waren passabel, wobei das jedoch heute gar nicht mein Thema ist.

Auf der Männertoilette war über jedem Pissoir ein “Unterputz”-Fernseher in Augenhöhe plaziert. Zum Glück waren im Bild keine Damen anwesend, die ein Interesse für das Geschäft hätten haben können, das ich gerade abwickelte, denn es wurde eine lagweilige Baseballpartie übertragen. Diejenigen Leser, die Mel Brooks “Space Balls” gesehen haben, wissen, wovon ich rede. (Die Übrigen sollen ihrer Phantasie einfach freien Lauf lassen.)

Ich fragte mich, ob es in den WC Kabinen nicht etwa DVD-Player und Plasmafernseher montiert sind. Der Versuchung, nachzusehen, konnte ich jedoch widerstehen.

 

Ich bin geheilt!

24.6.05

Ausgelagert

 

Selbstdiagnose

20.6.05

Ausgelagert

 

Ob die Künstler mittherapiert werden?

19.6.05

Neulich bin ich über den Begriff “Kunsttherapie” gestolpert. Nach dem Lesen des Artikels wußte ich leider genausowenig wie vorher, wie das nun mit der Therapie konkret abläuft.

Wie dem auch sei, eins steht für mich fest: dringend nötig hat sie das, die Kunst.

 

PS Ausgelagert

 

Diagnose

16.6.05

Ausgelagert

 

Und es wird noch verrückter

14.6.05

Deutsche Urlauber werden in Piratenmanier in Schweden(!) beraubt, eine holländische Meute versucht einen Lebensmüden zum Selbstmord zu treiben und Polizei und Feuerwehr bei der Rettungsaktion zu behindern, Jacko wird freigesprochen, Gregor Gysis Gehirn wir in der “Bild” exklusiv zur Schau gestellt. Und damit nicht genug. Mit der Plastination® wird neuerdings sogar bei virtuellen Leichen herumexperimentiert.

Mal sehen, was die Woche noch alles bringt.

 

Nachtrag/Korrektur: Plastination® wird im Falle von virtuellen Leichen auch Plaskination® genannt.

 

Folie à deux

14.6.05

Christo und Jeanne-Claude sind vor kurzem -natürlich am gleichen Tag und zur gleichen Stunde- 70 geworden. Seltsame Fügung, seltsames Paar, seltsame Kunst.

 

Verrückte Welt

13.6.05

Die französische Journalistin Florence Aubenas ist wieder frei. Sie hat Glück gehabt: Offensichtlich ist sie in die Hände von Kriminellen geraten…

 

Nachteile der Logik

12.6.05

Heute morgen kurz vor dem Aufwachen träumte es mir, daß ich bei einem Festessen ein Glas Schnaps angeboten bekam. Nach der Größe des Glases zu urteilen, mußte das Zeug richtig hochprozentig sein, und die leicht ins Gelbliche gehende Farbe sprach von ehrwürdigem Alter.

Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging, war, daß ich mich beeilen müßte und es noch schnell vor dem Aufwachen trinken sollte. Denn nachher, das stand für mich fest, wäre es zu spät gewesen.

Der zweite Gedanke war die etwas erstaunliche jedoch erfreuliche Feststellung, daß mir offenbar die Fähigkeit zum rationalen Denken und der gesunde Menschenverstand auch im Schlaf nicht abhanden kommen.

Die Freude darüber ließ mich leider wach werden und brachte mich so um den Schnaps, der, da bin ich mir absolut sicher, fantastisch geschmeckt hätte.

 

Gestern in der Sendung “Galileo” gehört…

11.6.05

“…zwei Elektroden zersetzen die Luft in reinen Sauerstoff.”

 

Hört, hört. Nicht auszudenken, was mit drei Elektroden alles passieren könnte!

 

Der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten

10.6.05

Zu Beginn meines Arbeitslebens haben wir uns in Besprechungen (oder in Sitzungen, wie sie damals eher genannt wurden) außer gelegentlichen Gehässigkeiten lediglich Zigaretten und Streichhölzer gegenseitig über den Tisch zugeworfen. Mit der Zeit gesellten sich immer häufiger Feuerzeuge und Boardmarker dazu. Später, als die Gesundheitswelle ausbrach, wurde das Rauchen während der Besprechung verboten, so daß Zigaretten und Feuerungsmittel definitiv verschwanden. Sie wurden jedoch ersetzt durch Monitorkabel und Ladegeräte für unsere Laptops, die durch die zahlreichen Wurfaktionen in der Mitte des Raumes zu einem unlösbaren Kabelsalat verknotet wurden. Heute werfen wir uns außer Gehässigkeiten ausschließlich USB-Sticks zu, weil es sich im Raum nur noch ein Laptop (vom unglücklichen Besprechungsorganisator) befindet, der direkt mit dem Beamer an der Decke verbunden ist.

Es ist aber zu hoffen, daß wir die -heute noch mühsam verbal vorgetragenen- Gehässigkeiten auch bald in rein digitaler Form austauschen werden.

 

Offener Brief an die Bundesagentur für Arbeit

9.6.05

Als erstes, liebe Mitarbeiter der BfA, möchte ich Sie beruhigen: Ich suche keine Arbeit. Besser gesagt, um wie Ihr neuer Chef zu reden, ganz im Gegenteil.

Ich weiß, die Ethikkommission hindert sie daran, die Liste mit Stellenangeboten ganz zu unterschlagen und sich auf diese Art abzusichern. Man muß sich aber zu helfen wissen, nicht wahr?

Angeregt durch diese Diskussion wollte ich selbst einen Blick auf Ihre Internetpräsenz werfen, um zu prüfen, wie gründlich und phantasievoll Ihre Bemühungen beim Verstecken der Liste überhaupt waren.

Ich muß Ihnen schon bescheinigen, daß Sie, bzw. Ihre Kryptographieexperten, solide Arbeit geleistet haben. Es gab keinen direkten Weg dahin, ohne über diese blödsinnige Suchmaske mit ihren vielen Feldern zu gehen. Und wenn man schon den Fehler machte, die Maske auszufüllen, dann war man eine Zeitlang beschäftigt, nicht war? Und vor allem die schönen Nebelgranaten wie “Service von A bis Z” , “Informationen für Arbeitnehmer” oder “Suche”! Wunderbar! Mich konnten Sie aber nicht täuschen: Ich habe das Geheimnis minutenschnell geknackt. Ich befolge bei meinen Internetrecherchen nämlich zwei Prinzipien.

 

1. Suche nicht nach Logik. Vertraue dem Zufall!

2. Wenn Du trotzdem auf Logik triffst, mach einen weiten Bogen darum oder mach sie am besten tot. Es kann sich nur um ein Täuschungsmanöver handeln.

 

Also ich klicke immer im Uhrzeigersinn* drauflos und bin damit bisher sehr gut gefahren.

Das ganze Leben spielt sich doch mittlerweile wie nach einem Windows Programm ab. (By the way: Die Amerikaner sind uns um Längen voraus. Ich hatte mal ein Motorola-Handy. Das Ding hat die akkurateste Bedienungsverweigerung hingelegt, die man sich nur denken kann.)

Besten Dank nochmal für die gute Unterhaltung, ja?

MfG

PM

 

* Bevor hier irgendwelche Gerüchte entstehen: Mit Urzeigersinn wird in Fachkreisen die Urform des Zeigersinns bezeichnet, die in erster Näherung gleichbedeutend mit dem Uhrzeigersinn ist. (Der Uhrzeigersinn ist in manchen Fällen wohlgemerkt etwas irreführend, wenn die Zeiger unsinnigerweise in entgegengesetzten Richtungen deuten.) Ich habe es trotzdem vorsorglich geändert, um den Leser nicht mit einem womöglich neuen Begriff zu überfordern.

 

Können Männer ihren Minderwertigkeitskomplex etwa doch überwinden?

8.6.05

Die meisten Frauen stehen auf Männer. Dieses Zeugnis schlechten Geschmacks sollte uns Männern zu denken geben…

 

Jesus!

8.6.05

Im Bildblog (nominiert zum diesjährigen Grimme Online Award) wird am 7.6.05 der sogenannte “Christentest”, ein fingiertes Fragebogenformular für die Einreise von aus vertrauensunwürdigen Ländern stammenden Besuchern des Weltjugendtages in Köln, entlarvt. In der gewohnten Manier wird in der “Bild” ohne Hemmungen drauflosphantasiert oder besser gesagt -gefälscht, indem man den Eindruck erweckt, daß es sich dabei um ein offizielles Dokument handelt.

 

[] Die Fragen, die “Bild” in ihrem “Christen-Test” stellt, stammten aus Papieren des Auswärtigen Amtes, die lediglich “interne Überlegungen” darstellten, wie man überprüfen könne, ob Visumsbewerber auch tatsächlich nach Deutschland einreisen wollen, um am Weltjugendtag teilzunehmen. []

 

In dieser Glosse vermisse ich jedoch außer dem Humor noch einen Aspekt.

Es ist nicht verwunderlich, aber schon ein Hammer, daß die “Bild” zu solchen Informationen aus internen Papieren des Auswärtigen Amtes kommt.

Es ist nicht verwunderlich, aber schon äußerst beschämend, wenn sich das Auswärtige Amt eines zivilisierten Landes solcher Methoden bedient. Denn die Fragen aus diesem Formular, die hat die “Bild” nämlich nicht erfunden. Und die haben es in sich, und zwar in jeder erdenklichen Beziehung.

Ich stelle mir vor, wie der durchschnittliche deutsche Bürger beim “Christentest” abschneiden würde. Wetten, daß die Hälfte durchfällt?

(Noch schlimmer für den Durschnittsdeutschen wäre aber ein Test mit einer einzigen Frage: Wie heißt der Gott der Moslems?)

 

Übereinstimmung

8.6.05

“Ich verstehe Dich überhaupt nicht” sagte er.

“Trifft sich gut. Ich verstehe Dich auch nicht” gab ich zurück.

Trotzdem, eine absolut einseitige Situation, dachte ich mir.

 

Wenn Organisation scheitert, ist Improvisation gefragt

“Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.” – Mark Twain

6.6.05

Am Samstag abend hatten wir Besuch, und zwar insgesamt 12 Personen, davon vier Kinder zwischen sieben und zehn. Ich habe den ganzen Vormittag gekocht (Auberginenpaste, gegrillte Paprikaschotten, Hänchenleberpastete, Tartar- und Meerrettichsoße zum Tafelspitz) am Nachmittag habe ich dann die Terrasse gefegt, Gartenmöbel aufgestellt, Blumenkübel versetzt und einiges mehr in der Art.

Für die Kinder habe ich eine Festzeltgarnitur vorgesehen, die aus einem schmalen Tisch und zwei noch schmaleren Bänken bestand. Wohlweißlich war sie am zügigeren Ende der Terrasse plaziert. In der Zeit jedoch, in der Vera und ich die Gäste empfangen haben und ein Glas Sekt im Stehen getrunken haben, hatten die kleinen Teufel schon den besseren Tisch beschlagnahmt, die Tischdecke mit Orangensaft und Brotkrümmel versaut und die Vorspeiseteller verunstaltet.

Ich habe die Eltern mit einem achtzigprozentigen Schnaps abgelenkt und die Plagegeister dann mit dem Hund spielen geschickt, in der Hoffnung, daß sie müde werden und früher nach Hause gehen oder wenigstens den Mund halten werden.

Sie haben uns etwa zwei Stunden lang mit Geschrei unterhalten, ein paar Stauden geknickt, den Hund hin und her gejagt und müde gemacht. Geblieben sind sie auch noch bis zum Schluß.

Aber wenigstens hatten wir in der Zwischenzeit die besseren Plätze wieder besetzen können. Ich mache mir doch jede Menge Hoffnung im Hinblick auf die erzieherische Wirkung der entstandenen Situation.

 

Special Offer! Get Your Own World Government!

4.6.05

Wußten Sie schon? Es gibt eine neue… will sagen, noch eine Weltregierung.

 

Quintessenz

2.6.05

Als die Kamerahandys aufgetaucht sind, habe ich nicht schlecht gestaunt. Was für eine revolutionäre Vereinfachung der Kommunikation! Die meisten Menschen, die unter normalen Umständen solche Schwierigkeiten haben, sich schriftlich oder mündlich gescheit zu artikulieren, können jetzt einfach mit einem Knopfdruck das Wesentliche weitergeben. Statt einer wortreichen Erklärung, einfach ein Bild mit der eigentlichen Message: “Ich/Auto/froh” oder “Frauen/Bier/geil” senden. Ähnlich verhält es sich auch mit Zitaten. Warum mühsam eigene Ideen oder Situationen beschreiben, wenn man im Internet Tausende von Zitaten im Bruchteil von einer Sekunde erhält? Wollen Sie ein Beispiel? Bleiben wir beim Thema Handy. Sie suchen ein Zitat mit dem Muster Handy/ICE/Ärger?

Kein Problem. Hier. Francis Bacon:

“Was darf man tun? Darf man z.B. nervende Handybenutzer aus dem fahrenden ICE werfen? Wenn ja, wie kriegt man dort während der Fahrt die Tür auf?”

Moment mal, da stimmt was nicht. Pardon, das stammt von Matthias Beltz, bin in der Zeile hochgerutscht.

Kennen Sie den mit den Insassen der Klapsmühle, die zur Effektivitätssteigerung ihre Witze durchnumeriert haben? Nein? OK, erzähle ich Ihnen.

27.

 

 

  

Die spinnen, die Merkels!

30.5.05

Ich habe es heute selbst im Radio gehört! Die Merkel hat es anläßlich ihrer Nominierung zur Kanzlerkandidatin wirklich gesagt:

 

“Deutschland kann es schaffen!”

 

Was denn, was denn? Wird jetzt auch die Fußballweltmeisterschaft vorgezogen?

 

 

  

Mannheim, Dudenstraße

30.5.05

Blödsinnige Liedertexte gibt’s zuhauf, eine solch virtuose Aneinanderreihung von Stuß wie in Xavier Naidoos “Und wenn ein Lied meine Lippen verläßt” ist jedoch selten. Der Texter (der gepreßten Stimme nach zu urteilen ist das der Künstler selbst), hat irgend etwas verschluckt (mindestens ein Reimebuch und einen Schinken von Marie-Louise Fisher), das ihm quer im Magen liegt und unter “bis an den Himmel” reichenden Schmerzen raus will.

Besonders schön finde ich die Stelle, wo er seiner Geliebten versichert, daß er im Falle eines Falles “einer der Letzten, der um Dich weint” sein würde. Na, das finde ich wenigstens ehrlich.

Jedenfalls erreicht dieser Text, ähnlich wie die Sache mit der Kloschüssel, die Qualität eines Internethits. Er wird von Forum zu Forum weitergereicht, taucht sogar im Kerzenforum(!) mit dem Hinweis “Diese Kerze ist unlöschbar!” auf.

Jawohl. Sprache ist auch unkaputtbar.

 

The Wheels of Time

29.5.05

Ich habe mich gefragt, warum wir Menschen die Zeit so gern in Verbindung mit dem langweiligen Kreis bringen und uns vom Mythos des Zyklischen blenden lassen. Dabei ist gerade die Zeit, wenn es sie, diese geheimnisvollste aller physikalischen Grössen, nun wirklich gibt, Garantie dafür, daß es keine Wiederkehr geben kann.

 

PS

Und wenn Sie sich fragen, wie ich bei dieser Hitze ausgerechnet an so was denke, dann, sollen Sie wissen, ist einfach die Musik daran schuld.

 

Lazy Saturday

28.5.05

Das Telefon klingelte. Ich aktivierte die Stummschaltung. Vera, sie arbeitet heute.

“Weißt Du, was mir Deine Quasitochter gerade am Telefon erzählt hat? In etwa: ‘Er ist heute voll gut drauf. Sitzt an seinem Schreibtisch, der Rolladen ist runtergelassen, das Licht an, die Tür zum Flur auf, und die Musik sehr laut.’ Außerdem sollst Du eine Taschenlampe auf dem Schreibtisch liegen haben. Wieviel hast Du schon getrunken?”

Die Taschenlampe schien ihr die meisten Sorgen zu bereiten, sie taucht nämlich immer wieder auf, wenn ich an der elektrischen Anlage herumbastele.

“Ein Bier, bloß. Ich kann aber seit gestern meine alten Platten wieder hören, und Musik ist eine der besten Drogen der Welt. Die Taschenlampe brauche ich übrigens für die Anschlüsse. Ich mußte abdunkeln, sonst wird hier zu heiß.”

Droge hin, Droge her. Ich bin einfach nur froh, daß ich unter Einsatz von verschiedenen teuren, teils gekauften, teils selbstgebastelten Adaptern, Bananenkabeln, Krokodilklemmen, Kontaktspray, und vor allem viel Alufolie, es geschafft habe, meine 25 Jahre alte Musikanlage wieder ordentlich in Gang zu kriegen. (Unter uns gesagt: eine neue Anlage wäre wesentlich billiger gekommen.) Jethro Tull hört sich von der Platte einfach besser an, da kann jeder sagen, was er will.

Und außerdem hatte ich beschlossen, heute überhaupt nicht zu arbeiten.

 

Felynes Ritual

27.5.05

Morgens, wenn ich am Rechner sitze, kommt irgendwann unsere Katze Fely und miaut draußen unter dem Fenster. Ich lasse sie dann rein. Sie springt vom Fensterbrett direkt auf meinen Schreibtisch, läuft dann über die Schreibunterlage an der Tastatur (mehr oder weniger) vorbei, macht einen Bogen um den Monitor, läuft zurück zum Fensterbrett, springt auf den Plattenspieler, von hier aus auf den Beistelltisch und ganz zum Schluß auf den Aktenschrank. Hier ist die Inspektionsrunde zu Ende. Sie kommt den gleichen Weg zurück und schmeißt sich in Hundemanier auf die Schreibunterlage hin. Sie läßt sich gute zehn Minuten lang von mir streicheln, klettert über meine Schulter auf die Rückenlehne des Schreibtischsessels und springt von hier aus auf den zwei Meter hohen Kleiderschrank. Hier pennt sie auf einem Koffer, bis sie irgendwann Hunger kriegt.

Ihre Spuren sind überall zu sehen, insbesondere bei Regenwetter. Heute hat sie’s aber wirklich übertrieben. Ein Nachbar hat heute morgen auf seinem gepflasterten Hof Unkraut und Moos mit einem großen Brenner abgefackelt. Sie muß durch die Asche getigert sein, nach den weißen Pfotenspuren zu urteilen.

Das macht sich gut. Alle Möbel in meinem Arbeitszimmer sind nämlich schwarz.

 

Konkurs

25.5.05

Diese Holywood-Kreationen à la Independence Day wollen uns glaubhaft machen, daß sich die Menschheit (allen voran natürlich die Amerikaner) im Falle einer Alien-Invasion tapfer und letztendlich auch erfolgreich verteidigen würde.

Absoluter Unsinn.

Wenn es nur die Spur einer außerirdischen Zivillisation gäbe, hiße die Menschheit sofort die weiße Flagge. (Grund genug dazu gibt’s ja schon, da braucht man sich nur in der Welt umzugucken und eine Prognose für die nächsten 50 Jahre wagen.)

Aber was sage ich: Wir wären bereit, sogar vor einer Amöbe aus dem Weltall zu kapitulieren,  -ob sie uns nun angreift oder nicht-  wenn sie nur die Verantwortung für uns übernähme…

 

Prophet in der Wüste

24.5.05

Allgemeine Ratlosigkeit darüber, was nach der Globalisierung noch kommen könnte. Meine Prophezeiung, daß das wohl die Postglobalisierung sein würde, wird leider nicht ernst genommen.

“Klugschwätzer! Das ist doch klar, oder?” sagen sie alle.

Wenn das aber so klar ist, frage ich Sie, warum unternimmt keiner etwas dagegen?

 

Soziale Kompetenz

23.5.05

“Sollte ich meine Alte mit einem Anderen erwischen”, sagte der Pavian zum Menschen, “dann verprügele ich erst ihn, dann sie. Nachher passe ich besser auf. Ich bin doch nicht bekloppt, mich scheiden zu lassen und dem Luder noch Unterhalt zu zahlen. Wenn ich dich aber so von Gewaltlosigkeit reden höre, dann glaube ich, daß dir etwas entscheidendes fehlt, das dir die Befähigung -wenn nicht gar die Berechtigung- zur Gewalt geben könnte. Wir Menschen kommen ohne Gewalt einfach nicht aus, glaub mir, alles Andere ist intellektuelles Geschwätz. Wer kann, der soll.”

Sprach er und gähnte gelangweilt, indem er stolz sein riesiges Gebiß präsentierte.

(Noch trug er keine Zahnprothese.)

 

Die gelbe Gefahr

22.5.05

Heute las ich irgendwo, sämtliche Grippeepidemien sollen aus China stammen. Das ist ein Ding! Bisher dachte ich, daß uns die Chinesen bloß Gelbsucht und Gelbfieber beschert haben. Und, natürlich, die FDP.

 

Zu spät

21.5.05

45 Jahre nach Kriegsende hat sich das Verbot national-sozialistischer Symbole auch bis nach Lübeck herumgesprochen. Die Lübecker Behörden haben daraufhin 1990 beschlossen, das Hackenkreuz vom Holstentor unverzüglich, d.h. nach spätestens 15 Jahren, zu entfernen. Als die Aktion vor kurzem anlaufen sollte, wurde das Ding in einer Nachtundnebelaktion gestohlen, wobei der Täter Gerüchten zufolge die Initialen HJG am Tatort hinterlassen haben soll. Die Behörden erwägen jetzt die Anfertigung und die Anbringung einer Kopie, die dann planmäßig in einer feierlichen Zeremonie entfernt werden kann.

 

Nachtrag: HJ steht mitnichten für Hitlerjugend, sondern für Hans-Joachim…

 

Aussichten

20.5.05

Bilder, die den besiegten Feind in herabwürdigenden Situationen zeigen, haben Tradition. Sie haben nicht nur einen hohen Erinnerungswert, sie lassen sich auch wunderbar zu Propagandazwecken einsetzen.

 

Die Zeiten, in denen einzelne Menschen oder Völker ihr barbarisches Gesicht gezeigt haben und an die Pranger gestellt wurden, sind endgültig vorbei. Heute erkennen wir nach und nach die häßliche Fratze der gesamten Menschheit. Das Zeitalter der globalen Barbarei ist ausgebrochen.